1. Über dieses Buch
1.1. Kann Paketmanagement Spaß machen?
Ja! Und wir werden Ihnen in diesem Buch zeigen, warum das so ist.
Software ist heute meist sehr komplex und darum modular aufgebaut. Das gilt nicht nur für das Betriebssystem Linux und andere freie Anwendungen, sondern hat sich als allgemeines Prinzip in der Softwareentwicklung durchgesetzt.
Modularität hat mehrere Facetten: einzelne Bausteine für spezifische Aufgaben, klare Beschreibungen zu deren Funktion, definierte Schnittstellen und Protokolle zur Kommunikation untereinander. All dies gewährleistet die Kombination und Austauschbarkeit von Komponenten, also die flexible Anpassung der Software an konkrete Anforderungen. Modularität heißt aber auch Abhängigkeiten: Bausteine und Funktionen bedingen einander, bauen aufeinander auf, verlangen bei der Installation eine vorgegebene Reihenfolge – und stehen ggf. zueinander in Konflikt. Das betrifft insbesondere Varianten und Entwicklungsstufen einer Implementierung.
Auf die Verwaltung von Software übertragen, heißt das: Die einzelnen Module werden als Pakete (Packages) bereitgestellt. Das setzt voraus, dass deren Bezug zueinander (Relation) klar geregelt ist; nur so kann ein Betriebssystem wie Debian GNU/Linux (siehe [was-ist-debian]) funktionieren und weiterentwickelt werden, an dem Hunderte von Entwicklern aus der ganzen Welt mitwirken und das inzwischen aus mehr als 40.000 Paketen besteht. Ohne ein leistungsfähiges Paketmanagement wäre dies unmöglich.
Debian GNU/Linux und davon abgeleitete Betriebssysteme – wie Ubuntu
[Ubuntu], Linux Mint [LinuxMint], Knoppix [Knoppix] oder Grml
[Grml] – setzen auf dem Paketformat deb
und der Paketverwaltung mit
dpkg
und APT auf. Neben dem RPM-Paketformat (siehe
[varianten-und-formate-fuer-softwarepakete]) ist die Kombination aus
dem deb
-Format und seinen Werkzeugen am weitesten unter den
verschiedenen Linux-Distributionen verbreitet. Das hat mehrere Gründe:
-
Es funktioniert verlässlich.
-
Es ist ausführlich und meist auch verständlich dokumentiert. Leider ist die Dokumentation aber nicht ganz einheitlich und recht verstreut – weshalb nicht zuletzt auch dieses Buch entstanden ist.
-
Pakete für Debian GNU/Linux sind aufeinander abgestimmt, wurden vorab intensiv getestet und unterliegen strengen Qualitätskontrollen.
-
Pakete für Debian GNU/Linux werden nach ihrer Veröffentlichung (Release) bzw. ihrem Entwicklungszweig kategorisiert: oldoldstable, oldstable, stable, testing, unstable oder experimental. Ein Paket für Debian GNU/Linux kann in mehreren dieser Zweige parallel vorliegen und unterscheidet sich nur in seinem jeweiligen „Reifegrad“. Als Benutzer wissen Sie daher genau, worauf Sie sich einlassen, wenn Sie einen bestimmten Entwicklungsstand benutzen (falls nicht, lesen Sie in [veroeffentlichungen] nach). Das Debian-Derivat namens Ubuntu handhabt das etwas anders: Es unterscheidet nur zwischen mehreren stabilen Veröffentlichungen und dem Entwicklungszweig. Im Rahmen einer halbjährlichen Freigabe wird aus dem Entwicklungszweig die nachfolgende, stabile Veröffentlichung.
-
Kein Stress mit Lizenzen. Es ist klar geregelt, welche Bedingungen ein Paket erfüllen muss, damit es überhaupt in den offiziellen Bestand von Debian GNU/Linux unter den Distributionsbereich main Eingang findet. Alle anderen Pakete werden in die Bereiche contrib oder non-free einsortiert. Ubuntu kennt kein Äquivalent zu contrib und verwendet statt non-free die beiden Bereiche restricted und multiverse (siehe [distributionsbereiche]).
-
Die beiden Debian-Entwicklungszweige unstable und testing (siehe [veroeffentlichungen]) wie auch der Bereich Debian Backports (siehe [debian-backports]) bekommen regelmäßig neue Pakete, die das Paketverwaltungswerkzeug
aptitude
(siehe [aptitude]) in einer eigenen Liste übersichtlich darstellt. Das ist fast wie Weihnachten, nur günstiger und häufiger.
All dies gewährleistet zwar nicht, dass Software fehlerfrei ist, allerdings reduziert dieses Vorgehen die Zahl der Fehlerquellen deutlich. Es stellt insbesondere sicher, dass sich Softwarepakete unter Berücksichtigung ihrer Abhängigkeiten konfliktfrei installieren, konfigurieren, ausprobieren und auch wieder vollständig aus dem System entfernen lassen. Der Fall, dass andere, bereits integrierte Komponenten Schaden nehmen, ist bei korrektem Vorgehen nahezu ausgeschlossen. Falls das Problem doch auftritt, ist es definitiv in überschaubarer Zeit mit Bordmitteln zu beheben. Diese Werkzeuge stehen im Mittelpunkt dieses Buches.
Die Sorge, dass Sie durch Ausprobieren Ihr Arbeitsgerät unbenutzbar machen, ist unberechtigt – zumindest innerhalb von Debian stable. Aber auch in Debian unstable passiert das nur sehr selten. Ausführlicher gehen wir darauf im Zusammenhang mit Distributionsbereichen (siehe [distributionsbereiche]) und Veröffentlichungen (siehe [veroeffentlichungen]) ein. Fühlen Sie sich also ausdrücklich ermutigt, mit den Paketen Ihres Debian-Systems zu experimentieren!
1.2. Zum Buch
1.2.1. Über die Autoren
Dipl.-Inf. Axel Beckert [Beckert-Webseite] hat Informatik mit Nebenfach Biologie an der Universität des Saarlandes studiert. Er arbeitet u.a. als Linux-Systemadministrator an der ETH Zürich, ist sowohl Mitglied des Debian-Projekts als auch in den Vorständen des Vereins Debian.ch und der Linux User Group Switzerland (LUGS).
Er benutzt aptitude
seit Anfang der 2000er Jahre und ist seit der
Neuformierung des aptitude
-Teams zum Jahreswechsel 2011/2012 als
Mentor, Versuchskaninchen für neue Versionen und Paketsponsor bei
aptitude
mit an Bord. Seit 2015 ist er auch offiziell einer der
Maintainer des Pakets aptitude
und kümmert sich primär um die
Paketierung. Desweiteren hat er im Namen des Debian Perl Teams die
Pflege der im Buch erwähnten Pakete debsums
und equivs
übernommen.
Dipl.-Inf. Frank Hofmann hat Informatik mit Nebenfach Englisch an der Technischen Universität Chemnitz studiert. Er bevorzugt das Arbeiten von unterwegs aus als Entwickler, Trainer und Autor. Nach Berlin, Kapstadt und Besançon (Franche-Comté) arbeitet er von Freiburg im Breisgau aus.
1.2.2. Wie und warum dieses Buch entstand
Das Thema „Paketmanagement“ beschäftigt uns als Autoren schon sehr lange. Obwohl jeder die Werkzeuge und Mechanismen tagtäglich verwendet, entdeckten wir zunächst unabhängig voneinander immer wieder neue Aspekte, die sich schrittweise zu einem komplexen Gesamtbild ergänzten.
Beim gemeinsamen Fachsimpeln entstanden aus dieser Begeisterung heraus zunächst Beiträge für die Zeitschrift LinuxUser [Hofmann-Osterried-Alien-LinuxUser] [Hofmann-Winde-Aptsh-LinuxUser] [Hofmann-Debtags-LinuxUser]. Parallel dazu arbeiteten wir weitere Aspekte digital auf und veröffentlichten entsprechende Blogbeiträge [Beckert-Blog], hielten Vorträge bei Linux-Veranstaltungen und versuchten uns in einem Screencast zum Thema.
Im Herbst 2012 hatte Axel die Idee, einen LinuxUser-Artikel zu
aptitude
im Alltagsgebrauch zu schreiben. Dazu kam es bisher noch
nicht
[Jörg, bitte nicht böse sein!]
, denn eine Reihe von
Vorarbeiten waren dazu notwendig. Wir einigten uns daher auf einen Beitrag
zu den Unterschieden zwischen apt-get
und aptitude
, der jedoch immer
länger und länger wurde und schließlich im Frühjahr 2013 in einen
Zweiteiler mündete [Beckert-Hofmann-Aptitude-1-LinuxUser]
[Beckert-Hofmann-Aptitude-2-LinuxUser].
Bevor wir uns daran machten, Passagen aus diesen umfangreichen Beiträgen wieder herauszustreichen, fiel irgendwann der Satz: „Wenn wir so weitermachen, können wir eigentlich gleich ein Buch schreiben“. Seitdem ließ uns diese Idee nicht mehr los. Teile der Texte und Abbildungen wurden aus den erwähnten Veröffentlichungen übernommen und nach Bedarf für das vorliegende Werk überarbeitet. Das Ergebnis halten Sie nun in Ihren Händen.
1.2.3. Motivation
Uns fasziniert die Paketverwaltung unter Debian, deren Mächtigkeit und unglaubliche Robustheit. Sie funktioniert so klaglos, dass man schon wieder skeptisch werden müsste und nach konzeptionellen Fehlern sucht – aber es gibt tatsächlich kaum welche. Wie in jedem größeren IT-Projekt gibt es neben den intensiv genutzten, gut dokumentierten Bereichen aber auch „dunkle Ecken“ und unangenehme Bugs, kuriose Lösungen und kurzfristige Workarounds; es sind allerdings nur wenige, die auch nur in recht ausgefallenen Situationen zutage treten.
Genießen Sie also das beruhigende Gefühl, dass bei der Verwendung der Werkzeuge eigentlich nichts schiefgehen kann – und wenn doch, gibt es immer einen kurzen Weg, das Malheur wieder zu beseitigen. Hier im Buch zeigen wir Ihnen die verschiedenen (Schleich-)Wege, die wir kennen.
Sich hingegen in dem vielschichtigen Geflecht aus dpkg
, APT und
aptitude
zurechtzufinden und ein Verständnis für die einzelnen
Programme und Mechanismen zu entwickeln, bedarf Ihrerseits ein wenig
Geduld: Ohne nachzulesen und intensiv auszuprobieren, geht es nicht –
und auf eben diesem Weg möchte Sie unser Buch begleiten.
Nach einem ersten, flüchtigen Blick auf die genannten Werkzeuge zur
Paketverwaltung scheint es so, als sei es unerheblich, welches wann zum
Einsatz kommt. Dem ist nicht so, denn jedes hat seine ureigene Aufgabe
in der Hierarchie der Paketverwaltung. Subtile Unterschiede zwischen APT
und aptitude
sorgen mitunter für eine blutige Nase, und insbesondere
Ein- und Umsteiger aus der RPM-Welt haben es zu Beginn nicht so leicht.
Daher gibt es im Anhang eine Übersicht zu den analogen Aufrufen von RPM,
YUM, DNF und Zypper — siehe [kommandos-zur-paketverwaltung-im-vergleich].
Bitte beachten Sie, dass sich nicht alle Verhaltensweisen identisch in
beiden Welten abbilden lassen.
Das vorliegende Buch will darum vor allem Klarheit schaffen und Ihnen die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Programmen deutlich machen. Es hilft Ihnen, in jeder Situation das passende Werkzeug zur Paketverwaltung auszuwählen und es danach gekonnt einzusetzen. Die einzelnen Kapitel sind aufgabenbezogen zusammengestellt. In jedem Abschnitt finden Sie Lösungen, wie Sie die jeweilige Aufgabe mit den verschiedenen Werkzeugen umsetzen.
Der Praxisteil fokussiert auf komplexere Fragestellungen. Dazu fassen wir den aktuellen Stand der Entwicklung zusammen und beleuchten darüber hinaus die angrenzenden Programme bzw. die damit verbundenen Situationen im Alltag der Systembetreuung.
1.2.4. Baustellenstatus
Zum aktuellen Zeitpunkt (Frühsommer 2023) hat das Buch den Umfang von 500 Seiten bereits überschritten. Als inhaltlich vollendet sehen wir den Teil 1 „Konzepte“ an. Kleinere Baustellen finden sich noch in Teil 2 „Werkzeuge“. Hingegen klaffen im Teil 3 „Praxis“ noch größere Lücken. Wir arbeiten kontinuierlich daran, diese Lücken zu schließen. Das gelingt nicht so einfach, weil dafür bspw. komplexere Setups notwendig sind oder auch weil die Dokumentation der Werkzeuge für den betrachteten Fall schlicht und einfach nicht vorhanden, (bislang) unverständlich oder gar veraltet ist.
1.2.5. Technische Basis
Rein technisch setzt das Buch auf AsciiDoc [AsciiDoc] auf — einem Textformat, aus welchem dann über mehrere Zwischenstufen diverse Ausgabeformate wie PDF, EPUB oder HTML entstehen. Basierend auf einer einzigen Quelle stehen damit passende Ergebnisse für die verschiedenen Ausgabegeräte zur Verfügung. Die AsciiDoc-Dateien liegen in einem Versionskontrollsystem namens Git und sind auf der Plattform GitHub verfügbar [dpmb-github]. Neben der Möglichkeit, während des Arbeitens auch auf eine frühere Revision zurückgreifen zu können, ermöglicht das ein paralleles, verteiltes Arbeiten von verschiedenen Standorten aus. Zudem kann jeder Interessierte am Buch in Form von Vorschlägen und Korrekturen beitragen. Wir freuen uns über alle Anmerkungen, die uns erreichen und helfen, das Buch für alle besser zu machen.
Tipp
|
Versionsverwaltung mit Git
Den Einstieg zu Git erleichtert Ihnen das gleichnamige Buch von Julius Plenz und Valentin Haenel (Julius Plenz und Valentin Haenel: Git. Verteilte Versionsverwaltung für Code und Dokumente, Open Source Press, München, 2. Auflage November 2014, ISBN 978-3-95539-119-5). |
1.2.6. Online-Fassung
Unter https://buch.dpmb.org/ gibt es den jeweils aktuellsten Stand des
Buches auch in diversen Formaten zum Online-Lesen oder
Herunterladen. Derzeit sind es HTML, PDF und EPUB. Diese Fassungen
werden automatisch bei jedem git push
frisch generiert.
Sollte die Ihnen vorliegende Fassung (sei es als Paket in einer Debian-Veröffentlichung oder als gedrucktes Buch) nicht aktuell genug sein, so schauen Sie doch mal in die Online-Fassung. Vielleicht wurde die entsprechende Stelle dort bereits aktualisiert.
1.2.7. Quellcode und Lizenz
Der o.g. Quellcode des Buches findet sich auf GitHub [dpmb-github] und ist unter der Creative Commons Namensnennung — Weitergabe unter den gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz [CreativeCommons] frei verfügbar.
Änderungswünsche oder -vorschläge zum Buch senden Sie bitte dort als Issue [github-issue] — oder sogar noch besser — als Pull-Request mitsamt Patch [github-pull-request] ein.
1.2.8. Organisatorisch
Beide Autoren leben und arbeiten in recht unterschiedlichen Regionen — Axel Beckert in Zürich und Frank Hofmann in Kirchzarten bei Freiburg. Aufgrund der mitunter recht großen Distanz sind regelmäßige Arbeitstreffen nur begrenzt möglich und wurden daher mit Hilfe von Buchsprints sowie elektronischer Kommunikation überbrückt.
Das Buch entsteht seit dem Frühjahr 2013 und häufig auch im Rahmen von Linux-Events. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Chemnitzer Linux-Tage [CLT], die Rencontres Mondiales du Logiciel Libre [RMLL] und die Debian Entwicklerkonferenz [DebConf]. An diesen Veranstaltungen nehmen wir gern aktiv teil und nutzen die Gelegenheit, das Buch gemeinsam zu vervollständigen.
Viele Texte verfassen wir zudem von unterwegs aus. Die bisherigen Stationen umfassen Aix-les-Bains, Ajacchio (Korsika), Ålesund (Norwegen), Andorra, Augsburg, Beauvais (Picardie), Bergneustadt, Berlin, Bern, Besançon, Biel/Bienne, Bottighofen (Bodensee, Schweiz), Bratland (bei Bergen, Norwegen), Bruchsal, Canterbury (Kent), Chemnitz, Cudrefin, Delémont, Edinburgh (Schottland), Engelberg-Titlis, Essen, Frankfurt/Main, Freiburg im Breisgau, Friedrichshafen, Genf, Germersheim, Goizueta (Baskenland, Spanien), Großer Sankt-Bernhard-Paß, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Hout Bay und Kapstadt (beide Western Cape, Südafrika), Kirchzarten bei Freiburg im Breisgau, Koblenz (Rheinland), Konstanz am Bodensee, Lauchringen (Baden, Wutachtal), Laveno Mombello (Lago Maggiore, Italien), Lausanne, London, Magdeburg, Mannheim, Meersburg (Bodensee), Montpellier, Montreux, München, Oldenburg in Oldenburg, Orø (Dänemark), Port del Cantó (Katalanische Pyrenäen, Spanien), Radebeul bei Dresden, Rømø (Dänemark), Rostock-Warnemünde, Saint-Cergue (Jura, Schweiz), Saint-Claude (Jura, Frankreich) Saint-Étienne, Saint-Jouin-Bruneval (Normandie), Saint-Victor-sur-Loire (Auvergne-Rhône-Alpes), Sankt Augustin (bei Bonn), Savines-le-Lac (Hautes Alpes, Frankreich), Insel Sokn (bei Stavanger, Norwegen), Tübingen, Tvinnefossen (Norwegen), Zernez (Engadin, Schweiz) und Zürich (siehe [fig.buchkarte]). Orange Kreise mit rotem Rand markieren Axels Stationen, rote Kreise mit orangenem Rand die Arbeitsorte von Frank. Manchmal überlappt sich das auch — dann ist es nur einer von beiden. Wir nahmen uns dabei an der Philosophie von Debian GNU/Linux ein Beispiel: ohne Hektik, mit dem Blick fürs Detail und zumeist pedantisch bis ins letzte i-Tüpfelchen, aber trotzdem mit viel Freude, Neugierde und unserem Entdeckerdrang folgend.
1.2.9. Grundlagenwissen für Administratoren
Der sichere Umgang mit der Paketverwaltung zählt zu Ihrem Grundwissen als Administrator, um ein UNIX-/Linux-System einrichten und in Bezug auf die eingesetzte Software betreuen zu können. Betreiben Sie Ihre Systeme als Benutzer in Eigenverantwortung, sind diese Kenntnisse für Sie im Alltag ebenso unverzichtbar.
Unabdingbar ist die Auseinandersetzung mit dem Paketmanagement für Zertifizierungen. Die Prüfungen des Linux Professional Institutes (LPI), der Linux Foundation (LFC) [lfc] sowie die Linux+-Prüfung von CompTIA [comptia-linux] widmen dem Thema einen eigenen Schwerpunkt mit hoher Gewichtung (für LPIC-1 siehe [lpic-101]).
Tipp
|
Material für Ihre LPIC-Prüfungen
Ihre Vorbereitung auf die anspruchsvollen Tests des LPI ergänzen Sie am besten mit dem Buch „LPIC-1. Sicher zur erfolgreichen Linux-Zertifizierung“ von Harald Maaßen [Maassen-LPIC-1]. |
Dokumentation zu aptitude
Das vorliegende Buch resultiert auch aus einem Ärgernis, das zur weltweit verteilten Zusammenarbeit über das Netz gehört: Das Internet vergisst nichts, und irgendwo ist immer noch eine veraltete Dokumentation verlinkt, deren Hinfälligkeit mangels Verfallsdatums auch nicht zu erkennen ist.
Bei der Recherche nach aptitude
-Optionen verzweigen Suchtreffer häufig
auf unklare, überholte und vielfach verteilte Erläuterungen. Als erster
Anhaltspunkt bei einer überschaubaren Fragestellung mag das helfen, kann
aber auch in eine Sackgasse oder gar zu Fehlern führen, wenn sich die
Software just in diesem Punkt weiterentwickelt hat.
Der Wunsch nach einem aktuellen, konsistenten und einsprachigen
Nachschlagewerk zur Paketverwaltung mit dpkg
, APT und aptitude
erhielt also ausreichend Nahrung, zumal auch die an recht prominenter
Stelle verlinkte Online-Dokumentation zu aptitude
veraltet war (Stand:
2008). Auf Axels Initiative wurde sie aber mittlerweile auf den neuesten
Stand gebracht und steht seit August 2013 wieder in sämtlichen
bisherigen Übersetzungen zur Verfügung [aptitude-dokumentation],
mittlerweile sogar auf der offiziellen Webseite von Debian.
Das kommt insbesondere Anwendern entgegen, die Dokumentation lieber online lesen (oder „ergooglen“) statt sich die (stets aktuellen) Dokumentationspakete aus den Repositories auf ihrem System zu installieren. Ausführlicher gehen wir auf das Thema in [dokumentation] ein.
Bei unserer Arbeit am Buch entdeckten wir zahlreiche Lücken in den Programmbeschreibungen, den Manpages und den beigefügten, weiterführenden Dokumentationen [bugs-found-during-book-writing]. Dabei wurde uns auch bewusst, welche Bedeutung dem persönlichen Erfahrungsschatz und insbesondere dem passiven Wissen zukommt. Wir haben uns bemüht, davon möglichst viel in dieses Buch einfließen zu lassen.
1.2.10. Dokumentation deb
vs. rpm
Trotz vieler Fortschritte sind manche Programme zur Paketverwaltung und
Hinweise zum Zusammenspiel von dpkg
, APT und aptitude
nur
bruchstückhaft oder gar nicht beschrieben – oder sie sind über viele
Köpfe und Online-Ressourcen hinweg verstreut. Auch an Übersetzungen
mangelt es: So liegt trotz des hohen Nutzungsgrades beispielsweise die
aptitude
-Dokumentation bisher nicht in deutscher Sprache vor.
Im Vergleich steht das Paketformat RPM etwas besser da. In seinem Buch
„Maximum RPM“ [Bailey-Maximum-RPM] hat Edward C. Bailey im Jahr
2000 die Regieanweisungen für den Umgang mit diesem Format
veröffentlicht. Aktueller sind der „RPM Guide“ des
Fedora-Projekts [Foster-Johnson-RPM-Guide] und weiterführende
Dokumentationen auf der rpm
-Projektseite [RPM-Webseite].
Ein vergleichbares Buch zur Debian-basierten Paketverwaltung fehlte
bislang. Viele hervorragende Kompendien (siehe dazu [weitere-buecher])
behandeln zwar die einzelnen Kommandozeilenwerkzeuge dpkg
, APT,
aptitude
oder Synaptic, aber meist fehlt der (entscheidende) Entwurf
eines Gesamtbildes, das sich erst aus der geschickten Kombination dieser
Werkzeuge ergibt.
1.2.11. Was ist das Buch – und was nicht …
Wir stellen dpkg
, APT und aptitude
mit den zugrundeliegenden
Mechanismen in den Mittelpunkt. Wir erläutern die Unterschiede und
ordnen die Werkzeuge anhand konkreter Aufgabenstellungen in den realen
Einsatzkontext ein. Diesem problemorientierten Ansatz folgend, werden
Sie die Programme künftig effizienter einsetzen und Paketmanagement als
ebenso hilfreichen wie angenehmen Teil der Administration der Ihnen
anvertrauten Systeme erleben.
Gedacht ist das Buch als Nachschlagewerk und Lernmedium für den Alltag. Es hilft Ihnen, (typische) Fehler oder Umwege zu vermeiden, und räumt mit zahlreichen Missverständnissen auf, die beim Thema Paketmanagement immer noch kursieren.
Unser Buch ist kein allgemeines Linux-Einsteiger-Buch in der
Geschmacksrichtung „Debian GNU/Linux“, sondern widmet sich mit der
Paketverwaltung bei Debian-Systemen einem speziellen Teilaspekt der
Systembetreuung. Folglich spielen andere Paketformate als deb
allenfalls eine Nebenrolle (siehe
[varianten-und-formate-fuer-softwarepakete]). Andere Debian-Derivate
(siehe [welche-unix-artigen-betriebssysteme-verwenden-das]) und
Linux-Distributionen haben vieles von Debian GNU/Linux übernommen, und
die Rezepte lassen sich daher oft in gleicher Weise anwenden. Wir können
jedoch nicht garantieren, dass wirklich alle Ausführungen
uneingeschränkt für andere Distributionen gelten. Sofern uns gravierende
Abweichungen vom Debian-Standard bekannt sind, benennen wir diese und
erklären, wie Sie in einem solchen Fall am besten verfahren.
Weiterhin ist dieses Werk kein Entwicklerhandbuch, aus dem Sie erfahren,
wie Sie deb
-Pakete bauen und diese in Debian einbringen. Dieses Thema
würde den Rahmen des vorliegenden Werkes um ein Mehrfaches sprengen und
bleibt daher außen vor. Für den Bau von Debianpaketen empfehlen wir
Ihnen den Blick in das Debian-Paketierbuch (kurz: dpb) von Michael und
Mechtilde Stehmann [Debian-Paketierbuch].
Was Sie allerdings im vorliegenden Buch finden, ist die Zusammenstellung
eines deb
-Pakets — sprich: aus welchen Einzelteilen es besteht (siehe
[aufbau-und-format]), wie Sie dieses in die Komponenten zerlegen
(siehe [paket-auseinandernehmen]) und auch wieder zusammenbauen (siehe
[pakete-bauen-mit-checkinstall]).
1.2.12. Zielgruppe und Lernziele
Dieses Buch richtet sich in erster Linie an Systemadministratoren und
„Gehäusedeckelabschrauber“
[Dieter Thalmayr in:
Oberflächliches – Enlightenment als Alternative zu Gnome und KDE,
Vortrag im Rahmen des 11. Linux-Infotages Augsburg, 24. März 2012]
.
Richtig sind hier Verwalter und Betreuer Debian-basierter
Infrastrukturen sowie Fortgeschrittene, die eine solche Funktion
anstreben. Ihnen dienen Teil 1 (Konzepte) und 2 (Werkzeuge) mit den
darin beschriebenen Optionen als Nachschlagewerk. Teil 3 (Praxis)
hingegen nutzen sie als Arbeits- und Planungsmittel zur bestmöglichen
Nutzung der beschriebenen Werkzeuge im Alltag.
Für Anwender, die den Linux-Einstieg mit Ubuntu oder Linux Mint bereits erfolgreich absolviert haben und nun der Systemverwaltung jenseits graphischer Oberflächen entgegenfiebern, bilden die Teile 1 und 2 das unverzichtbare Handwerkszeug. Teil 3 entspricht der Kür fortgeschrittener Kenntnisse. Die Lernkurve wird für sie deutlicher steiler ausfallen, aber stets beherrschbar sein.
1.2.13. Vorkenntnisse
Der Umgang mit der Kommandozeile sollte Ihnen vertraut sein. Wir legen
uns nicht auf eine bestimmte Shell oder eine Terminalemulation fest.
Alle Beispiele wurden unter bash
getestet, funktionieren aber auch
unter anderen Shells, wie z.B. der zsh
(Axel nutzt auf einigen seiner
Systeme die zsh
als Login-Shell für den Benutzer root
, wie es auch
auf der Linux-Live-CD Grml gehandhabt wird). Die von uns ausgewählten
und hier abgedruckten Ausgaben im Terminal sind unabhängig von der
verwendeten Shell.
Graphische Werkzeuge spielen hier nur eine untergeordnete Rolle. Sie kommen nur dann zum Einsatz, wenn etwas nicht anders möglich ist oder es um genau deren Besonderheiten geht. Wir gehen davon aus, dass Sie auf einem Serversystem arbeiten und dieses ggf. sogar aus der Ferne betreuen. In dieser Konstellation bilden graphische Werkzeuge die absolute Ausnahme.
Für Teil 1 (Konzepte) ist Linux-Grundwissen unabdingbar: neben der Arbeit auf der Kommandozeile also auch grundlegende Kenntnisse über den Filesystem Hierarchy Standard (FHS), der die Struktur der Hauptverzeichnisse und deren Inhalte definiert (siehe dazu [FHS-Linux-Foundation] und [Debian-Wiki-FHS]).
Teil 2 (Werkzeuge) bespricht neben Strukturen zur Paketverwaltung alle Paketoperationen im Alltag und setzt dafür zumindest das Wissen aus Teil 1 voraus. Um manche Beispiele oder vorgestellte Konzepte leichter nachvollziehen zu können, ist mehrjährige Erfahrung mit Linux oder als UNIX-Systemadministrator von Nutzen.
Teil 3 (Praxis) beleuchtet ausschließlich konkrete, komplexere Anwendungsfälle aus dem Alltag. Voraussetzung dafür ist eine Vertrautheit mit den Werkzeugen zur Paketverwaltung, da es in diesem Abschnitt „ans Eingemachte“ geht.
Hilfreich sind darüber hinaus Englischkenntnisse: Viele Bildschirmausgaben erscheinen in englischer Sprache, nicht zuletzt weil die Lokalisierung der einzelnen Pakete bislang unvollständig ist. Die verwendeten Ausgaben auf dem Bildschirm und die Screenshots stammen hierbei von ganz unterschiedlichen Linux-Varianten und Veröffentlichungen — Debian GNU/Linux, Ubuntu, Xubuntu und Linux Mint. Die dabei eingestellten Lokalisierungen sind Deutsch oder Englisch.
Sie müssen auf Ihrem System über administrative Benutzerrechte
verfügen, um einen Großteil der Beispiele nachvollziehen zu können. Wir
weisen nicht jedes Mal explizit darauf hin
[Sie erlangen
diese Berechtigung je nach Konfiguration Ihres Systems über die Kommandos
su
oder sudo
– oder indem Sie sich als Benutzer root
auf Ihrem
System anmelden.]
. In den Beispielen für die Kommandozeile erkennen Sie
anhand des verwendeten Prompt-Zeichens, ob dafür administrative Rechte
notwendig sind oder nicht: #
bedeutet hierbei ja und $
bedeutet nein.
Auf Ausnahmen weisen wir Sie an der betreffenden Stelle explizit hin.
Auch wenn dpkg
, APT und aptitude
stabil und zuverlässig
funktionieren – gerade in der Rolle und mit den Berechtigungen eines
Administrators können falsche Befehle viel kaputt machen. Wir empfehlen
Ihnen darum, die vorgestellten Beispiele zunächst auf einem separaten
Testsystem auszuprobieren – sei dies ein eigener Rechner, eine
virtuelle Maschine oder auch nur eine chroot
-Umgebung
[Debian-Wiki-chroot].
Dabei spielt es kaum eine Rolle, welches APT-basierte System Sie verwenden. Begonnen haben wir das Buch zu dem Zeitpunkt, als Debian 7 Wheezy die stabile Debian-Veröffentlichung war. Daher stammen viele Beispiele im Buch aus diesem Zeitraum. Spätere Inhalte setzen auf den Nachfolgern Debian 8 Jessie, Debian 9 Stretch, Debian 10 Buster, Debian 11 Bullseye und Debian 12 Bookworm auf. Alle Ausnahmen sind entsprechend gekennzeichnet, bspw. wenn wir zur Illustration auf ein Derivat wie Ubuntu zurückgegriffen haben.
1.2.14. Und das können Sie nach der Lektüre …
Haben Sie das Buch gelesen und die Beispiele am Rechner nachvollzogen, verfügen Sie über profunde Kenntnisse in der Paketverwaltung unter Debian GNU/Linux. Dazu gehört:
-
Debian-Pakete sauber verwalten, d.h. installieren, aktualisieren und löschen
-
kleinere und mittlere Debian-basierte Infrastrukturen pflegen
-
die richtigen Werkzeuge für die Pflege benutzen und mit der Paketverwaltung sowie den Werkzeugen effektiv umgehen
-
nicht nur die Software verwenden, sondern auch wissen, warum etwas funktioniert
-
Pakete und Software nach Wunschkriterien finden
-
alternative Auflösungen für Paketabhängigkeiten finden, verstehen und anwenden
All dies qualifiziert Sie für das entsprechende Lernziel einer Linux-Zertifizierung. Darüber hinaus schaffen Sie sich damit die Grundlagen, um später eigene und fremde Pakete zu bauen und die Paketierung für Debian durchzuführen. Das ist zugleich eine Voraussetzung, um später auch als Debian-Paket-Maintainer agieren zu können [Debian-Wiki-Debian-Entwickler].
1.2.15. Buchinfo
Wir pflegen eine buchbegleitende Webseite unter der URL:
Darauf finden Sie neben einer Liste der Errata und deren Korrekturen auch inhaltliche Ergänzungen und Aktualisierungen. Natürlich freuen wir uns auch über Ihre Fragen und Anmerkungen!
1.3. Danksagung
Etliche Menschen haben uns bei der Realisierung dieses Buches direkt oder indirekt unterstützt, sei es in Form von Anregungen, Kritik, Vorschlägen zur Ergänzung oder Fach- und Verständnisfragen. Diesen Menschen gebührt unser Dank:
-
Elmar Heeb (für
aptitude-robot
und viele interessante Diskussionen) -
Dirk Deimeke (für Tipps zum Autor-Werden) [Hackerfunk]
-
Arne Wichmann (für das Diagramm der Vertrauenskette in Debian – unter GPL)
-
Annette Kalbow (für inhaltliche Vorschläge mit
apt-file
,dpkg -l
,dpkg -L
unddpkg -x
, die graphische Umsetzung der Landkarte, die vielen Anregungen zum Aufsetzen und Betreiben eines Proxies (siehe [http-proxy]) sowie dem Thema „Kryptographische Signaturen in Debian-Repositories“ -
Mechtilde Stehmann (für die Sprachkorrekturen und die Vorschläge für die FAQ)
-
Marco Uhl (für die Idee zum FAQ-Eintrag über Debian Snapshots [Debian-Snapshots] bei Testing- vs. Produktiv-Umgebung)
-
Werner Heuser (für die Installation und den Umgang auf Embedded und Mobile Devices)
-
Claude Becker (für Ideen, Korrekturlesen rund um das Parsen von Debian-Versionsnummern und APT-Pinning sowie Konsistenzprüfung)
-
Christoph Berg (für Tipps und Tricks rund um
reprepro
und seine Erfahrungen mitapt.postgresql.org
) [APT-Repo-PostgreSQL] -
Dr. Thomas Fricke (für Ergänzungen rund um die Verteilung von Paketen auf mehrere Maschinen)
-
Jens Wilke (Konfigurationsmanagement)
-
Martin Schütte (
reprepro
) -
Michael Vogt (für Erklärungen rund um APTs
mirror://
Methode und gdebi) -
David Kalnischkies (für viele Detailerklärungen – z.B. zur Parameterverarbeitung von
apt-get
– und die endlosen Diskussionen darüber, die dennoch meist irgendwann in Erleuchtung endeten) -
Albrecht Barthel (für die vielen Infos und Einblicke zum Univention Corporate Server, UCS)
-
Martin Venty Ebnöther (für ein weiteres paar Augen und Ohren zum Thema Paketmanagement)
-
Dr. Markus Wirtz für die lange Unterstützung und Hilfe, das Buch auf seinen Weg zu bringen, für den Klappentext sowie fürs Lektorat der Einleitung und dem erstem Kapitel.
-
Oliver Rath für seine Vorschläge zur besseren Lesbarkeit von Programmcode
-
Karsten Merker für viele kleine Korrekturen
-
Wolfram Schneider für den Hinweis zu
dh-make-perl
als spezialisierte Variante voncheckinstall
sowie zum Aktualisieren von LTS-Versionen (siehe [umgang-mit-lts]) -
Jörg Brühe für die Anregungen zu den Paketabhängigkeiten
-
Sebastian Andres für seine Anregungen zu Debian Backports
-
Gregor Herrmann für den Hinweis, das Buch auf Links zu alioth.debian.org-Webseiten hin zu überprüfen
-
Alf Gaida für Hinweise auf nicht shell-unabhängige Beispiele
-
Ingo Wichmann für die Hinweise zu den
rpm
- undyum
-Kommandos
Nicht zu vergessen sind die Probeleser, die sich durch unser Manuskript gekämpft haben: Arne Wichmann, Thomas Winde, Jana Pirat, Jörg Dölz, Hagen Sankowski und Eberhard Hofmann. Vielen Dank für Eure Mühe und Geduld!
Konzepte
1. Willkommen im Linux-Dschungel!
1.1. Was ist Debian?
Je nach Kontext bezeichnet „Debian“ entweder
-
das Debian-Projekt, also den Zusammenschluss von mittlerweile um die 1000 Entwicklern (Debian Developers, kurz: DD) weltweit, die das freie Betriebssystem gemeinsam entwickeln und veröffentlichen
oder
-
das vom Debian-Projekt entwickelte Betriebssystem „Debian GNU/Linux“ bzw. dessen Varianten. Dazu zählen derzeit auch Debian GNU/kFreeBSD [Debian-Wiki-Debian-GNUkFreeBSD] und Debian GNU/Hurd [Debian-Wiki-Debian-GNUHurd], die statt eines Linux-Kerns einen FreeBSD- bzw. GNU-Hurd-Betriebssystemkern nutzen.
Einer der Eckpunkte des vom Debian-Projekt entwickelten Betriebssystems ist die ausschließliche Verwendung freier Software. Dafür sind die Debian Free Software Guidelines (DFSG) [DFSG] maßgeblich, die im Debian-Gesellschaftsvertrag festgelegt sind [Debian-Social-Contract]. Sichtbar wird das auch darin, dass Pakete in den beiden Entwicklungszweigen contrib und non-free offiziell kein Bestandteil von Debian GNU/Linux sind. Genauer gehen wir darauf in [distributionsbereiche] ein.
Debian ist weder kommerziell noch profitorientiert. Das gesamte Projekt finanziert sich ausschließlich durch Spenden [Debian-Donations]. Dazu zählen nicht nur Geldspenden zufriedener Benutzer, sondern auch die Arbeitszeit von Entwicklern, Hardwarespenden oder das Betreiben eines Debian-Mirrors oder gar eines dedizierten Rechners für das Debian-Projekt.
Angestrebt wird ein universelles Betriebssystem, d.h. es gibt keinen Fokus auf einen spezifischen Einsatzbereich wie bei vielen Derivaten von Debian. Desweiteren werden dem Benutzer viele Entscheidungen selbst überlassen: Er muss – anders als z.B. in Ubuntu – wissen, was er möchte. Daher richtet sich Debian an zielorientierte, ambitionierte Einsteiger, Fortgeschrittene, Experten und Profis oder solche, die es wirklich werden wollen.
Debian stellt dafür ein ausgereiftes, stabiles und zuverlässiges
Betriebssystem inklusive aller Software dar. Es ist ein Betriebssystem,
das die Debian-Entwickler selbst benutzen wollen
[„The
project consists of a group of people who are working together to create
something that, primarily, we all want to use“
[Allbery-Debian-Popularity]]
. Daher unterstützt Debian viele
verschiedene Architekturen und ermöglicht eine einheitliche
Administration auf verschiedensten Plattformen (siehe
[debian-architekturen]). Ausführliches Testen und das Bereinigen von
Fehlern hat Vorrang vor brandaktueller Software.
Aus diesen Grundsätzen folgen weitere Eigenschaften, die sich insbesondere im Einsatzzweck von Debian und der Einordnung in die Distributionsvielfalt widerspiegeln. Die typischen Anwendungsbereiche sind Server, Systeme für die Infrastruktur sowie Low-End Systeme wie etwa die Hardware-Lernplattform Raspberry Pi [RaspberryPi]. Dennoch hat sich Debian (nicht nur bei den Autoren) auch einen festen Platz auf dem Desktop erobert.
Zudem leiten sich aus Debian sehr viele Derivate für ausgewählte Zielgruppen oder Einsatzzwecke ab, z.B. Ubuntu, Linux Mint, Knoppix, Grml oder Damn Small Linux (DSL). Einen vollständigen Überblick („Stammbaum“) erhalten Sie in [welche-unix-artigen-betriebssysteme-verwenden-das] sowie der GNU Linux Distribution Timeline [GNU-Linux-Distribution-Timeline].
1.2. Debian-Architekturen
Debian kommt mit den unterschiedlichsten Hardware-Architekturen zurecht. Die offizielle Liste der aktuell unterstützten Architekturen finden Sie auf der Debian-Webseite [Debian-Architekturen] sowie im Anhang dieses Buches (siehe [anhang-offizielle-debian-architekturen]). Neben den veralteten Architekturen (siehe [anhang-veraltete-debian-architekturen]) werfen wir auch einen Blick in die Zukunft (siehe [anhang-debian-architekturen-zukunft]).
Nicht alle „Architekturen“ sind wirklich nur von der Hardware-Architektur abhängig, auf der die Programme einsetzbar sind, sondern auch von weiteren Punkten. Dazu zählen etwa der Betriebssystemkern, wie Linux, GNU Hurd [Hurd] oder FreeBSD [FreeBSD], aber auch die Art, wie die Programme kompiliert wurden (Application Binary Interface, kurz ABI). Daher bezeichnen Entwickler dies als Portierung (Port) und sich selbst als Porters. Hier verwenden wir durchgängig den Begriff Architektur, da das entsprechende Feld in den Metadaten eines Pakets (siehe [debian-paketformat-im-detail]) architecture heißt und Debian selbst die Begriffe bislang nicht konsistent verwendet.
Eine vollständige Liste der von dpkg
verstandenen Architekturen gibt
Ihnen der Aufruf dpkg-architecture -L
im Terminal aus. Viele der in
der Ausgabe des Kommandos genannten Architekturen existieren allerdings
nur in der Theorie und zeigen auf, welche Möglichkeiten bestehen.
dpkg
unterstützt (Ausschnitt)$ dpkg-architecture -L
uclibc-linux-armel
uclibc-linux-alpha
uclibc-linux-amd64
m68k
sparc
sparc64
...
$
Die Übersicht der Architekturen im Anhang (siehe [anhang-debian-architekturen]) beschreibt die einzelnen Architekturen näher. Die verwendeten Bezeichnungen in Klammern geben dabei das entsprechende GNU-Triplet an, sofern dieses bekannt ist. Das GNU-Triplet besteht aus der Hardware-Plattform, dem Kernel und dem ABI.
Mit Hilfe des Perl-Moduls Dpkg::Arch
ermitteln Sie diese Bezeichnungen
im Handumdrehen selbst. Nachfolgend sehen Sie einen Aufruf für die
Plattformen PPC64, PowerPC-spe, Arm, Armel und Armhf.
$ perl \
-MDpkg::Arch=debarch_to_gnutriplet \
-E 'map { say "$_ = ".debarch_to_gnutriplet($_) } @ARGV' \
ppc64 powerpcspe arm armel armhf
ppc64 = powerpc64-linux-gnu
powerpcspe = powerpc-linux-gnuspe
arm = arm-linux-gnu
armel = arm-linux-gnueabi
armhf = arm-linux-gnueabihf
$
1.2.1. Debian-Ports-Projekt
Das Debian-Ports-Projekt [Debian-Ports-Projekt] stellt die Infrastruktur für APT-Archive und automatisiertes Bauen von Paketen für Architekturen bereit, die Debian noch nicht oder nicht mehr unterstützt. Typischerweise gibt es dort nur zwei Kategorien von Veröffentlichungen: unstable und unreleased. Ersteres sind die gleichen Pakete wie in Debian unstable, nur wurden diese aus demselben Quellcode für diese spezifische Architektur übersetzt. Letzteres sind speziell für diese Architektur entwickelte oder modifizierte Pakete, die in den offiziellen APT-Archiven von Debian auch nicht im Quellcode zu finden sind.
In gewisser Weise stellt das Debian-Ports-Projekt dadurch gleichzeitig den Kreißsaal und das Altersheim für Debian-Architekturen dar – Anfang und Ende.
1.2.2. Pakete für alle Architekturen
Neben den bereits genannten Architekturen gibt es noch Pakete mit dem Eintrag all. Dies sind architekturunabhängige Pakete und Sie können diese auf beliebigen Architekturen installieren.
Dazu zählen z.B. Pakete von Programmen, die vollständig in den Skriptsprachen Perl, Python, Ruby oder Tcl geschrieben wurden. Ebenfalls gehören zu dieser Gruppe Pakete, die lediglich Daten enthalten, die auf jeder Architektur identisch sind. Das betrifft z.B. Bilder, Musik und Dokumentation.
$ dpkg -l | fgrep " all" | head -5
ii abiword-common 3.0.0-8 all
efficient, featureful word processor with collaboration -- common files
ii acpi-support-base 0.142-6 all
scripts for handling base ACPI events such as the power button
ii adduser 3.113+nmu3 all
add and remove users and groups
ii adwaita-icon-theme 3.14.0-2 all
default icon theme of GNOME
ii aglfn 1.7-3 all
Adobe Glyph List For New Fonts
...
$
1.2.3. Multiarch: Mehrere Architekturen gleichzeitig auf einem System
Seit etwa 2004 läuft unter den Debian-Entwicklern die Diskussion um den Support für multiarch [Debian-Wiki-multiarch]. Unterstützung dafür gibt es in Debian seit Version 7 Wheezy und in Ubuntu seit Version 11.10 Oneiric Ocelot. Es beschreibt zwei Dinge:
-
Systeme, auf denen Sie Pakete unterschiedlicher Architekturen nebeneinander benutzen können.
-
Architekturspezifische Pakete, die explizit auf mehreren Architekturen installierbar sind.
Die Gründe für diese Mischung sind vielfältig:
-
die Existenz von Systemen mit (nahezu) identischen Prozessorbefehlen (Instruction Set), aber unterschiedlicher Verarbeitungsbreite. Dazu zählen z.B. i386/x86_64, ppc/ppc64, sparc/sparc64 und s390/s390x. Unterstützung hierfür gibt es bei RedHat/Fedora unter dem Namen biarch bereits länger [biarch].
Dies ist insbesondere relevant bei proprietärer, nicht-quelloffener Software, die für 32-Bit-Linux kompiliert wurde, aber auf einem 64-Bit-System installiert bzw. verwendet werden soll.
-
Systeme, die gemischte Prozessorbefehle unterstützen – entweder als Emulation in Hardware oder per Software. Dazu gehören z.B. i386/ia64 mittels Hardware-Emulation und arm/jede Plattform (via Qemu Userland-Emulation).
-
gemischte Betriebssystemumgebungen. Darunter fallen die Verwendung und Ausführung von Binärcode anderer Plattformen über eine Kompatibilitätsebene. Beispiele dafür sind Linux/i386 auf FreeBSD/i386 und Solaris/sparc auf Linux/sparc.
-
Cross-Kompilieren. Darunter fällt das Übersetzen von Programmcode für eine andere Zielplattform.
Um diese Eigenschaft zu ermöglichen, bedarf es z.T. erheblicher Änderungen in den Übersetzungswerkzeugen und der Integration von Daten in der Dateistruktur. Dieser Vorgang ist bislang noch nicht vollständig abgeschlossen.
Benötigen Sie Pakete von einer anderen Architektur — bspw. ein
i386-Paket (32 bit) auf einer amd64-Installation (64 bit) — ist
diese parallele Installation und Benutzung der Software durchaus
möglich. Wir zeigen Ihnen in [multiarch-einsetzen], wie Sie diesen
Schritt mit dpkg
und apt
erfolgreich bewerkstelligen.
1.2.4. Bevor es Multiarch gab
Wie oben bereits beschrieben, ist einer der Gründe hinter multiarch das Nutzen bereits kompilierter 32-Bit-Software auf 64-Bit-Systemen. Der Bedarf hierfür war auch schon vor der Entstehung von multiarch sehr groß.
Der Aufwand, alle üblicherweise genutzten Shared Libraries (zu dt.:
gemeinsam genutzte Bibliotheken) der 32-Bit-Architektur i386 zusätzlich
auch noch als eigenes amd64-Binärpaket anzubieten, ist immens. Pakete
dieser Form tragen üblicherweise das Präfix ia32- im Paketnamen. Vor
der Entstehung von multiarch wurden daher alle notwendigen
32-Bit-Bibliotheken in ein einziges amd64-Binärpaket namens
ia32-libs
[Debian-Paket-ia32-libs] gepackt. Dieses Paket umfasste am
Ende etwa stolze 800 MB und wurde in regelmäßigen Abständen mit den
Sicherheitsaktualisierungen der entsprechenden Bibliotheken
aufgefrischt.
Allein die Pflege dieses Pakets war schon recht mühsam. Ab der Einführung von multiarch wurde es gegenstandslos. Darum ist es in Debian 7.0 Wheezy ein (leeres) Übergangspaket auf die passenden multiarch-fähigen Einzelpakete der Architektur i386. In Debian 8 Jessie ist es bereits nicht mehr enthalten, auch wenn man selbst heutzutage hier und da noch Pakete von Drittparteien findet, die davon abzuhängen scheinen.
1.3. Vom tar.gz
zur Linux-Distribution
Der Begriff Linux-Distribution bezeichnet die Zusammenfassung von Softwarepaketen aus unterschiedlichen Quellen und deren gemeinsame Verteilung unter einem Distributionsnamen. Einen hohen Bekanntheitsgrad haben heute z.B. RedHat/Fedora, Debian, SuSE-Linux, Ubuntu, Knoppix und Linux Mint erreicht.
Die Vorteile einer Distribution liegen klar auf der Hand: aktuelle, stabile Versionen der Programme und insbesondere die Abstimmung der einzelnen Pakete aufeinander. Letzteres leistet der Distributor und nimmt damit Ihnen als Nutzer erhebliche Arbeit ab. Sie können sich darauf konzentrieren, die Distribution bzw. die Programme daraus zu verwenden.
Die ersten Linux-Distributionen entstanden zu Beginn der 1990er Jahre.
Zu den Pionieren zählen Yggdrasil, SLS, Slackware, SuSE, RedHat und
Debian. Bis dahin gab es kaum spezifische Pakete für jedes System –
jeder Anwender passte die Software nach seinen eigenen Bedürfnissen an
und pflegte diese Version dann kontinuierlich weiter. Zumeist waren das
einfache tar.gz
-Archive, die von Hand ergänzt und vorrangig für das
eigene System übersetzt wurden.
Ein automatisiertes Verwalten der Software war zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich, weil die Strukturen nicht erdacht und umgesetzt waren. Abhängigkeiten der Software ließen sich nicht automatisch auflösen. Als Benutzer mussten Sie einerseits wissen, welche Software einander bedingte, und andererseits, welche Versionen und Varianten sich miteinander vertrugen. Namensgleiche Dateien und Verzeichnisse waren problematisch. Die große Kunst bestand im Wissen, in welcher Reihenfolge Sie zueinander passende Versionen von Software zunächst auswählen und diese nachfolgend auf Ihrem Linuxsystem installieren und konfigurieren mussten.
1.4. Debians Paketsystem
Aus diesen Erfahrungen heraus startete 1993 das Debian-Projekt unter Ian
Murdock [Debian-History] mit einer revolutionären Idee: dem
Bereitstellen kompilierter, vorkonfigurierter und sauber aufeinander
abgestimmter Softwarepakete. Es folgte die Entwicklung von dpkg
,
welches bis heute ein robuster Grundstein des Systems geblieben ist.
Dabei steht d für Debian und pkg für Package. Das verwendete
deb
-Paketformat und die dazugehörigen Werkzeuge wurden später von
etlichen Linux-Distributionen übernommen. Ausführlicher beleuchten wir
diesen Aspekt in [welche-unix-artigen-betriebssysteme-verwenden-das].
Bald aber stieß das Werkzeug dpkg
an Grenzen: Es installiert lediglich
deb
-Pakete, löst aber die Abhängigkeiten zwischen einzelnen Paketen
nicht automatisch auf. Zudem muss das Paket bereits lokal vorliegen,
d.h. dpkg
kann es nicht direkt aus einem FTP- oder HTTP-Archiv
beziehen.
Daraufhin begann die Entwicklung von dselect
, welches aus dem
Quellcode von dpkg
gebaut wird, aber als eigenständiges Programm
gilt. Später folgten console-apt
(inzwischen aufgegeben) und
tasksel
(siehe [tasksel]), ab 1998 APT (Advanced Packaging Tool)
sowie ab 1999 aptitude
als Ncurses-basierte Oberfläche für dpkg
.
dselect
wurde später weiterentwickelt und konnte somit auch APT als
Backend benutzen.
Dabei lag die Zielrichtung auf der konsequenten Anwendung des
UNIX-Prinzips „Ein Werkzeug für eine Aufgabe“. Das zeigt sich
insbesondere darin, dass sich APT und aptitude
an dpkg
andocken und
die verfügbaren Funktionen integrieren, indem die Programme bereits
bestehende dpkg
-Bibliotheken mitnutzen. Weitere Details dazu finden
Sie in [softwarestapel-und-ebenen].
Heute stehen weitere textbasierte und graphische Benutzeroberflächen für
dpkg
zur Verfügung. Neben aptitude
sind das Synaptic (siehe
[gui-synaptic]), PackageKit (siehe [gui-packagekit]) – als Basis für
Gnome-PackageKit und Apper bei KDE – sowie Muon (siehe [gui-muon]),
PackageSearch (siehe [debtags-werkzeuge]) und SmartPM (siehe
[gui-smartpm]). Einen genaueren Blick werfen wir auf diese Programme in
[werkzeuge-zur-paketverwaltung].
1.5. Welche UNIX-artigen Betriebssysteme verwenden das Paketformat und das APT-Paketmanagement
Debian-Binärpakete liegen in einem spezifischen Format vor – dem
deb
-Paketformat. Sowohl das Format, als auch die dazugehörigen
Werkzeuge haben innerhalb der letzten 20 Jahre bei weitaus mehr
UNIX-artigen Betriebssystemen Einzug gehalten, als es auf den ersten
Blick zu vermuten wäre.
Vereinfacht gesagt, basiert praktisch jedes Debian-Derivat auf den beiden Konzepten. Die Übersicht in [paketformat-im-einsatz] zeigt eine Auswahl, jeweils ergänzt um den spezifischen Einsatzbereich. Bis auf den Univention Corporate Server (UCS) sind alle der genannten Derivate kostenfrei verfügbar.
2. Software in Paketen organisieren
2.1. Was ist Paketmanagement
Paketmanagement beschreibt die geordnete Verwaltung der einzelnen Softwarepakete auf ihrem System. Ziel ist dabei, dass Ihr Linux-System funktionstüchtig und benutzbar bleibt, insbesondere wenn Sie vorhandene Software aktualisieren, entfernen oder auch neue Software ergänzen.
Es umfasst daher nicht nur den Abgleich der lokalen Paketdatenbank mit den eingetragenen Paketverzeichnissen (Repositories), sondern auch die Auflistung der verfügbaren und derzeit verwendeten Pakete mit deren jeweiligen Statusinformation. Dazu gehört etwa die Paketbeschreibung, ob das Paket vollständig installiert ist und, falls ja, welche Version derzeit verwendet wird.
Weiterhin zählt zum Paketmanagement die automatische Auflösung von
Paketabhängigkeiten. Das vereinfacht die Benutzung erheblich, da Sie die
einzelnen Abhängigkeiten der Pakete nicht vorab recherchieren müssen.
Diese Abhängigkeiten beeinflussen den lokalen Paketbestand und die
Reihenfolge notwendiger Änderungen beim Hinzufügen, Aktualisieren oder
Entfernen einer Paketauswahl. Daran schließen sich die plattform- und
hardwarespezifische Konfiguration vor und nach der Installation von
Paketen über die sogenannten Maintainer-Skripte an, die dpkg
automatisch anstößt. Mehr Informationen dazu finden Sie in
[aufbau-und-format].
Die Distribution selbst bzw. die verantwortlichen Paketmaintainer
kümmern sich bei der Übersetzung und Bereitstellung der Pakete darum,
dass die nachfolgende Zusammenstellung der Paketliste harmonisch ist und
die verschiedenen Versionen der einzelnen Softwarepakete aufeinander
abgestimmt sind. Jedes deb
-Paket verfügt über eine Beschreibung in
Textform sowie eine Liste der Pakete, von denen es abhängt – bei Bedarf
sogar samt Versionsangabe.
Die Aktualisierung einer bereits bestehenden, installierten Softwareversion durch eine andere Version beinhaltet i.d.R. eine fehlerbereinigte oder erweiterte Variante des Programms. Das kann eine individuelle Sicherheitsaktualisierung sein, das Installieren eines sogenannten Debian Backports, d.h. eine neuere Paketversion wird für eine vorherige Veröffentlichung zurückportiert, aber auch im Rahmen einer Aktualisierung auf eine neue Veröffentlichung der Distribution (siehe [veroeffentlichungen]) stattfinden. Dass letzteres überhaupt möglich ist, ist noch lange nicht bei allen Distributionen selbstverständlich. Lange Zeit war dies ein Alleinstellungsmerkmal von Debian und auch heute noch bieten einige Debian-Derivate diese Eigenschaft nicht. Gleiches gilt für den Wechsel auf eine zurückliegende Softwareversion, einen sogenannten Downgrade. Dies wird allerdings auch bei Debian nicht explizit unterstützt, funktioniert aber dennoch in den meisten Fällen.
Im Detail erklären wir Ihnen die Thematik unter Pakete aktualisieren (siehe [pakete-aktualisieren]), Distribution aktualisieren (siehe [distribution-aktualisieren]), Paket downgraden (siehe [pakete-downgraden]) und dem Debian Backports Archiv (siehe [debian-backports]).
Nachfolgende Ausgaben zeigen zweierlei – die Liste aller Pakete am
Beispiel von dpkg
und die ausführliche Übersicht auf der Basis von
apt-cache
. Ersteres listet alle installierten Pakete zur
Textverarbeitung Abiword auf. Ersichtlich ist der Installationsstatus
(erste Spalte), der Paketname und die Paketversion (zweite und dritte
Spalte) sowie eine Paketbeschreibung (vierte Spalte). Auf das Werkzeug
dpkg
gehen wir en detail in den beiden Abschnitten Softwarestapel und
Ebenen ([softwarestapel-und-ebenen]) und dpkg ([dpkg]) ein.
dpkg
$ dpkg -l "abiword*"
Gewünscht=Unbekannt/Installieren/R=Entfernen/P=Vollständig Löschen/Halten
| Status=Nicht/Installiert/Config/U=Entpackt/halb konFiguriert/
Halb installiert/Trigger erWartet/Trigger anhängig
|/ Fehler?=(kein)/R=Neuinstallation notwendig (Status, Fehler: GROSS=schlecht)
||/ Name Version Architektur Beschreibung
+++-===================-==============-==============-============================================
ii abiword 2.9.2+svn20120 i386 efficient, featureful word processor with co
ii abiword-common 2.9.2+svn20120 all efficient, featureful word processor with co
ii abiword-plugin-gram 2.9.2+svn20120 i386 grammar checking plugin for AbiWord
ii abiword-plugin-math 2.9.2+svn20120 i386 equation editor plugin for AbiWord
$
In Beispiel zwei nutzen wir apt-cache
mit dem Parameter showpkg
, um
weitere Details zum Paket abiword-common zu erhalten. Neben der
Versionsnummer sind auch die Paketquelle, die Paketsignaturen sowie die
Abhängigkeiten zu weiteren Paketen genannt. Die Pakete stammen aus dem
main-Zweig von Debian 7 Wheezy, sind für die Architektur i386 kompiliert
und wurden vom deutschen FTP-Server des Debian-Projekts bezogen. Die
einzige Abhängigkeit besteht zum Paket abiword.
apt-cache
$ apt-cache showpkg abiword-common
Package: abiword-common
Versions:
2.9.2+svn20120603-8 (/var/lib/apt/lists/ftp.de.debian.org_debian_dists_wheezy_main_binary-i386_Packages) (/var/lib/dpkg/status)
Description Language:
File: /var/lib/apt/lists/ftp.de.debian.org_debian_dists_wheezy_main_binary-i386_Packages
MD5: 168081fc8391dc5eb8f29d63bb588273
Description Language: de
File: /var/lib/apt/lists/ftp.de.debian.org_debian_dists_wheezy_main_i18n_Translation-de
MD5: 168081fc8391dc5eb8f29d63bb588273
Description Language: en
File: /var/lib/apt/lists/ftp.de.debian.org_debian_dists_wheezy_main_i18n_Translation-en
MD5: 168081fc8391dc5eb8f29d63bb588273
Reverse Depends:
abiword,abiword-common 2.9.2+svn20120603-8
Dependencies:
2.9.2+svn20120603-8 -
Provides:
2.9.2+svn20120603-8 -
Reverse Provides:
$
2.2. Varianten und Formate für Softwarepakete
Auf Linux-Systemen herrscht in Bezug auf das Paketformat keine
Einheitlichkeit. Jede Linux-Distribution legt selbst fest, welches
Paketformat sie verwendet. Zwei dieser Formate haben eine sehr hohe
Verbreitung erlangt – rpm
und deb
. Slackware Linux nutzt hingegen
ein schlichtes tar
-Archiv, welches entweder mit gzip
oder ab Release
13 mit xz
komprimiert wird (siehe [tab.paketformate]).
Abkürzung | Format | in Verwendung | Distribution |
---|---|---|---|
|
Debian-Paketformat |
seit 1993 |
Debian, Ubuntu, Grml, Knoppix, Linux Mint … |
|
Redhat Package Manager |
seit 1995 |
RedHat/Fedora, CentOS, Mandrake/Mandriva/Mageia, SuSE/openSUSE, … |
|
Android-Paketformat |
seit 2003 |
Android |
|
Itsy Package Management System, Vorbild |
2001 bis 2006 |
Unslung, OpenWrt, OpenMoko, webOS, Gumstix, iPAQ, QNAP (als Plugin), Synology (als Zusatz) |
|
OpenMoko Package Management System, |
seit 2006 |
OpenMoko, OpenWrt, OpenZaurus, OpenEmbedded |
|
Pacman |
seit 2002 |
Arch Linux |
|
mit |
seit 1993 (2009) |
Slackware |
Seit 2007 bestehen Containerformate, die insbesondere mit VirtualBox und Docker populär wurden. Ziel ist, in diesen Containern bereits fertig installierte Anwendungen bereitzustellen. Dazu zählen bspw. die Formate Flatpak, OpenContainers, Linux Containers (LXC), Snappy und VirtualBox (VDI) (siehe [Docker], [Flatpak], [OpenContainer], [LXC], [Ubuntu-Snappy-Projekt] und [VirtualBox]).
Abkürzung | in Verwendung | Distribution | Name des Debianpakets |
---|---|---|---|
Docker |
seit 2014 |
Debian, Ubuntu, RedHat/Fedora, openSUSE, CentOS |
docker [Debian-Paket-docker] |
Flatpak |
seit 2015 |
RedHat/Fedora, Ubuntu, CentOS |
flatpak [Debian-Paket-flatpak] |
Linux Containers (LXC) |
seit 2008 |
Debian, Ubuntu, RedHat/Fedora, CentOS |
|
OpenContainers |
seit 2015 |
Debian, Ubuntu, RedHat/Fedora, CentOS |
oci-image-tool [Debian-Paket-oci-image-tool] |
Snappy |
seit 2015 |
Ubuntu |
nicht vorhanden |
VirtualBox (VDI) |
seit 2007 |
Debian, Ubuntu, RedHat/Fedora, openSUSE, CentOS, Oracle Linux |
virtualbox (kein offizielles Debianpaket) |
Ändern Sie den Paketbestand auf Ihrem System durch eine Installation, Aktualisierung oder das Löschen eines oder mehrerer Pakete, ist in der Regel kein Neustart des gesamten Systems erforderlich. Die Paketpflege erfolgt bei laufendem System. Nach der Paketpflege ist üblicherweise lediglich der dazugehörige Dienst neu zu starten. Im Normalfall passiert dies heutzutage in den Maintainer-Skripten des Pakets und wird von der Paketverwaltung automatisch angestoßen. Mehr Informationen zu den Maintainer-Skripten finden Sie unter „Aufbau und Format eines Debianpakets“ in [aufbau-und-format].
2.3. Softwarestapel und Ebenen
2.3.1. Ebenen
Die Paketverwaltung kann man leicht in zwei Ebenen aufteilen. Dabei wird jede Ebene durch eine Reihe von Programmen und Bibliotheken repräsentiert (siehe [fig.werkzeugebenen]).
deb
-basierten Paketverwaltung2.3.2. Untere Ebene
Die Basis bildet dpkg
. Dessen Aufgabe ist es a) ein bereits lokal
vorliegendes deb
-Paket auszupacken und auf dem System einzuspielen und
b) die Inhalte eines bereits installierten deb
-Pakets wieder aus dem
System zu entfernen. Ersteres entspricht dabei dem Kommandozeilenaufruf
dpkg -i
Paketdatei, das zweite hingegen dpkg -r
Paketdatei
(siehe [pakete-installieren] und [pakete-deinstallieren]).
Für Statusabfragen zu einem einzelnen Paket stützt sich dpkg
auf die
beiden Hilfsprogramme dpkg-deb
und dpkg-query
. Dazu gehören bspw.
die Schalter -c
und -L
zum Anzeigen des Inhalts eines Pakets (siehe
[paketinhalte-anzeigen-apt-file]) sowie -l
zur Auflistung der
installierten Pakete (siehe [liste-der-installierten-pakete-anzeigen-und-deuten]),
-s
zum Erfragen des Paketstatus (siehe [paketstatus-erfragen]) und
-S
, um das Paket zu finden, in dem eine bestimmte Datei vorkommt
(siehe [paket-zu-datei-finden]).
Mit dpkg
können Sie Ihre Pakete verwalten und das System vollständig
pflegen. Jedoch müssen Sie sich dann aber selbst um alle
Komfortfunktionen kümmern. dpkg
prüft nur, ob alle Abhängigkeiten zu
anderen Paketen erfüllt sind und beendet im Fehlerfall die Aktion. Es
nimmt Ihnen weder die automatische Auflösung von Paketabhängigkeiten,
noch die richtige Reihenfolge bei der Installation der Pakete ab. Diese
Mühe erleichtern Ihnen die Werkzeuge der oberen Ebene.
Tipp
|
Paketverwaltung bei anderen Linux-Distributionen
Das Analogon zu |
2.3.3. Obere Ebene
Bei deb
-basierten Distributionen besteht die obere Ebene
typischerweise aus dem Werkzeug APT (siehe [apt]). Häufig ist
mindestens eines der weiteren Programme wie aptitude
(siehe
[aptitude]), Synaptic (siehe [gui-synaptic]), Muon (siehe [gui-muon]) oder
auch PackageKit (siehe [gui-packagekit]) installiert. Die Auswahl
variiert und hängt von der von Ihnen gewählten Linux-Distribution und
ihren Vorlieben ab.
Alle diese Programme übernehmen die Aufgabe, Ihnen die Installation und die Aktualisierung der einzelnen Programmpakete auf Ihrem System zu vereinfachen und unter möglichst einer Benutzeroberfläche zusammenzufassen. Konkret gehört dazu die Aktualisierung der Liste von Paketen aus den Paketquellen, der Auflösung der Paketabhängigkeiten und die Berechnung der Installationsreihenfolge der von Ihnen ausgewählten Pakete.
Bei der Erfüllung ihrer Aufgaben stützen sich die Programme einerseits
auf die beiden Bibliotheken libapt-inst
und libapt-pkg
(siehe
[apt-und-bibliotheken]) und andererseits auf die Werkzeuge aus der
unteren Ebene, d.h. vor allem auf dpkg
. Es übernimmt die eigentliche
Installation, Entfernung oder Aktualisierung (siehe untere Ebene).
Sichtbar wird dies insbesondere, wenn Sie ein Paket mit apt-get
oder
aptitude
installieren. Einen Teil der Ausgaben auf dem Terminal
steuern dpkg
und die o.g. Bibliotheken bei.
2.3.4. Paketformate und -werkzeuge anderer Distributionen
Bei rpm
-basierten Distributionen RedHat, Fedora und CentOS heißen die
Werkzeuge Yellowdog Updater Modified (YUM) [YUM], bei SuSE und
openSUSE Zypper [Zypper] und Yet another Setup Tool (YaST). Mageia
Linux und Rosa Linux nutzen hingegen urpmi
[Mageia-urpmi].
rpmdrake
[rpmdrake] setzt auf urpmi
auf und ist das Pendant zum
graphischen Werkzeug Synaptic. Aufgrund der einfachen Benutzbarkeit wird
es häufig Einsteigern empfohlen.
2.3.5. Werkzeuge, die verschiedene Paketformate unterstützen
Darüber hinaus gibt es Programme, die mit mehreren unterschiedlichen
Paketformaten umgehen können. Dazu zählen Muon (siehe [gui-muon]), der
Smart Package Manager (SmartPM) (siehe [gui-smartpm]) und PackageKit
(siehe [gui-packagekit]). Muon und SmartPM können die Paketformate
deb
, rpm
und tar.gz
(Slackware) verarbeiten sowie die bereits oben
genannten Verwaltungen APT, YUM und urpmi
ansprechen. Weitere
Informationen dazu finden Sie unter „Frontends für das
Paketmanagement“ in [frontends-fuer-das-paketmanagement].
2.4. Alternativen zu APT
APT mit apt-get
und apt-cache
ist erprobt, zuverlässig und daher
weit verbreitet. Dennoch gibt es Programme, die die gleichen
Funktionalitäten wie APT implementieren. Dabei gibt es verschiedene
Kategorien von Alternativen:
- Alternative Benutzerschnittstellen
-
Hierzu zählen u.a. die im Buch vorgestellten Programme
aptitude
, Muon, Synaptic und wajig (siehe [aptitude], [gui-muon], [gui-synaptic] und [wajig2]). Diese setzen auf den APT-Bibliotheken auf und sind nur Alternativen zu den Kommandozeilentoolsapt-get
undapt-cache
, nicht aber zu APT als Ganzes. - Vorgänger
-
Bevor es APT gab und an Popularität gewann, wurden Paketlisten und Pakete mit
dselect
heruntergeladen (Recherchen ergaben etwa das Jahr 1998).dselect
ist Bestandteil desdpkg
-Projekts und wird heute noch aus den Quellen vondpkg
gebaut. Allerdings benutzt es für viele Funktionalitäten mittlerweile ebenfalls APT als Backend, insbesondere für das Herunterladen von Paketen.dselect
hat heute keine Relevanz mehr (liegt quasi im Wachkoma) und wird daher im Buch nicht weiter besprochen. - Potentielle Nachfolger
-
APT ist nicht mehr ganz jung, und es wurden in der Vergangenheit Design-Entscheidungen getroffen, welche aus heutiger Sicht eher als weniger gelungen gelten, sich aber nicht mehr oder zumindest nur mit sehr viel Aufwand korrigieren lassen. Eugene V. Lyubimkin war einer der APT-Entwickler und hat sich aus o.g. Grund aus der APT-Entwicklung zurückgezogen und eine Re-Implementierung von APT namens Cupt [Debian-Wiki-cupt] geschrieben (siehe [Cupt]).
2.5. Zusammenspiel von dpkg und APT
Wie bisher gezeigt wurde, bauen dpkg
, APT und Freunde aufeinander
auf. Dabei gibt es eine Reihe von Bibliotheken und weiteren Programmen,
die zur Nutzung dieser Werkzeuge ebenfalls notwendig sind.
APT hängt vor allem von der aus dem APT-Quellcode gebauten Bibliothek libapt-pkg, von gnupg und debian-archive-keyring ab. libapt-pkg stellt eine Schnittstelle für den Zugriff auf die Debianpakete bereit (siehe „APT und Bibliotheken“ in [apt-und-bibliotheken]). Die beiden anderen Pakete werden hingegen für die Validierung von digitalen Signaturen benötigt (siehe „Bezogenes Paket verifizieren“ in [bezogenes-paket-verifizieren]).
dpkg
ist ein sog. essentielles Paket (siehe
[paket-prioritaet-und-essentielle-pakete]), hat also eher wenig
Abhängigkeiten. Die meisten davon sind selbst essentielle Pakete und
müssen daher nicht namentlich als Abhängigkeit in den Metadaten des
Pakets aufgeführt werden. Deshalb tauchen sie nur unter bestimmten
Umständen explizit in den Abhängigkeitslisten auf, z.B. wenn bestimmte
Einschränkungen bzgl. der Version bestehen.
Bei aptitude
und den meisten anderen Frontends ist dies anders, denn
diese sind alle um eine ganze Spur komplexer. Bei aptitude
kommt z.B.
noch die Benutzeroberfläche auf der Basis von Ncurses [Ncurses] hinzu.
[fig.apt-dot], [fig.dpkg-dot] und [fig.aptitude-dot] zeigen die
minimalen Paketabhängigkeiten für APT, dpkg
und aptitude
in
graphischer Form.
dpkg
aptitude
und APTDie Grafiken in den drei obigen Abbildungen erzeugen Sie mit Hilfe der
beiden Programme debtree
[Debian-Paket-debtree] (siehe
[debtree-Projektseite]) und dot
[Graphviz]. Ersteres berechnet
über die Metadaten in den Paketlisten die Abhängigkeiten zu anderen
Paketen und erzeugt daraus eine entsprechende Beschreibung des
Abhängigkeitsgraphen in der Sprache dot.
dpkg
mittels debtree
$ debtree dpkg
Paketlisten werden gelesen... Fertig
Abhängigkeitsbaum wird aufgebaut
Statusinformationen werden eingelesen... Fertig
digraph "dpkg" {
rankdir=LR;
node [shape=box];
"dpkg" -> "libbz2-1.0" [color=purple,style=bold];
"dpkg" -> "liblzma5" [color=purple,style=bold,label="(>= 5.1.1alpha+20120614)"];
"dpkg" -> "libselinux1" [color=purple,style=bold,label="(>= 2.3)"];
"libselinux1" -> "libpcre3" [color=blue,label="(>= 8.10)"];
"dpkg" -> "tar" [color=purple,style=bold,label="(>= 1.23)"];
"tar" -> "libacl1" [color=purple,style=bold,label="(>= 2.2.51-8)"];
"libacl1" -> "libattr1" [color=blue,label="(>= 1:2.4.46-8)"];
"libacl1" -> "libacl1-kerberos4kth" [color=red];
"tar" -> "libselinux1" [color=purple,style=bold,label="(>= 1.32)"];
"dpkg" [style="setlinewidth(2)"]
"libacl1-kerberos4kth" [style=filled,fillcolor=oldlace];
}
I: The following dependencies have been excluded from the graph (skipped):
I: libc6 multiarch-support zlib1g
// Excluded dependencies:
// libc6 multiarch-support zlib1g
// total size of all shown packages: 11501568
// download size of all shown packages: 4358750
$
Das zweite Kommando dot
wandelt diese Beschreibung über den Schalter
-T
Ausgabeformat in eine hübsche Grafik um. Als Ausgabeformat
unterstützt dot
derzeit bspw. PostScript, Structured Vector Graphics
(SVG), GIF, PNG und FIG (für die Verwendung in xfig
). Beachten Sie
bitte, dass dot
im Aufruf zwischen dem Schalter und dem von Ihnen
gewählten Ausgabeformat kein Leerzeichen erlaubt.
Für dpkg
erhalten Sie die Abbildung im Bildformat Portable Network
Graphics (PNG) mit dem nachfolgend gezeigten Aufruf auf der
Kommandozeile. Dabei wird die Ausgabe des debtree
-Kommandos nicht auf
dem Terminal sichtbar, sondern wird mit dem Pipe-Operator |
direkt an
das Programm dot
weitergegeben, welches es als Eingabe verarbeitet.
Die Ausgabe von dot
– die erzeugte Bilddatei – wird danach mit dem
Umleitungsoperator >
in die Datei dpkg.png
im aktuellen Verzeichnis
umgeleitet.
$ debtree dpkg | dot -Tpng > dpkg.png
$
2.6. Vom monolithischen Programm zu Programmkomponenten
Computerprogramme sind vergleichbar mit Kochrezepten und umfassen eine Folge von Anweisungen, die nacheinander abgearbeitet werden. Einfachere, kleine Programme sind häufig noch überschaubar und somit monolithisch. Sie beinhalten den gesamten Programmcode, der in einer einzigen Datei bereitgestellt wird.
Während zu Beginn der Informationsverarbeitung noch eine Tontafel, ein Holzstab mit Einkerbungen, ein Blatt Papier oder auch nur ein Lochstreifen zur Erfassung einer Folge von Anweisungen ausreichte, passt heutiger Programmcode nur noch selten auf eine einzige Bildschirmseite [Naumann-Abakus-Internet]. Ein Großteil der aktuell genutzten Software ist daher mehrteilig und überaus komplex. Dabei spielen viele, unterschiedliche Komponenten zusammen, erfüllen verschiedene Aufgaben und bedingen einander. Dazu gehören kompilierte Programme, Skripte, Bibliotheken, Daten und Konfigurationsdateien.
Die Paketierung der einzelnen Komponenten folgt eigenen Regeln, deren Konventionen nur zum Teil festgeschrieben sind und sich auch von Distribution zu Distribution etwas unterscheiden. [tab.paketierung-apt] zeigt die Zerlegung in einzelne Pakete am Beispiel von APT. Dabei beinhaltet die linke Spalte den generischen Paketnamen ohne Nennung von Versionsnummer und Architektur, die mittlere Spalte die Kategorie, der das Paket zugeordnet ist (siehe „Sortierung der Pakete nach Verwendungszweck“ in [sortierung-der-pakete-nach-verwendungszweck]) und die rechte Spalte eine kurze Paketbeschreibung. Auf die genannten Bibliotheken gehen wir genauer in „APT und Bibliotheken“ in [apt-und-bibliotheken] ein.
Paketname | Paketkategorie | Komponente und Bedeutung |
---|---|---|
apt |
Administration (admin) |
Paketmanager für die Kommandozeile (siehe [apt]) |
apt-doc |
Dokumentation (doc) |
Dokumentation zum Paket apt |
apt-transport-https |
Administration (admin) |
APT-Plugin für HTTPS-Support (obsolet seit APT 1.5) |
apt-utils |
Administration (admin) |
Hilfsprogramme für APT |
libapt-instX.Y |
Bibliotheken (libs) |
Laufzeitbibliothek zum Paketformat |
libapt-pkg.X.Y |
Bibliotheken (libs) |
Laufzeitbibliothek zur Paketverwaltung |
libapt-pkg-dev |
Bibliotheken zur Entwicklung (libdevel) |
Entwicklerdateien zu libapt-pkg |
libapt-pkg-doc |
Dokumentation (doc) |
Dokumentation zur Laufzeitbibliothek libapt-pkg |
libapt-pkg-perl |
Bibliotheken (libs) |
Laufzeitbibliothek zur Paketverwaltung, Perl-Schnittstelle |
Tipp
|
Benennung eines Debianpakets und Paketkategorien
In [benennung-eines-debian-pakets] beleuchten wir die Benennung und Abfolge der Komponenten in den Paketnamen. Eine genaue Auflistung und zur Bedeutung der Paketkategorien lesen Sie in [sortierung-der-pakete-nach-verwendungszweck] nach. |
Die Ideen hinter der Zerlegung in einzelne Komponenten sind ganz unterschiedlich und ergeben sich aus der Entwicklung, dem Ausrollen und der nachfolgenden Pflege einer Software. Hauptmotivation ist dabei häufig, nicht das Rad jedes Mal neu erfinden zu müssen und stattdessen bereits bestehende Komponenten zu integrieren, die etabliert sind und bekanntermaßen einen gewissen Qualitätsstandard erfüllen. Im Open-Source-Bereich erfolgt die Entwicklung weltweit verteilt, daher ist hier eine Zerlegung in kleinere Einheiten und „Bausteine“ häufig von großem Nutzen. Aufgaben und Komponenten können dadurch besser an kleine, spezialisierte Teams verteilt werden.
2.7. Debian-Pakete (Varianten)
Wird von einem Debianpaket gesprochen, ist meist ein Binärpaket mit der
Dateiendung deb
gemeint. Dieses beinhaltet Software oder Daten, welche
Sie sofort auf einem Computer mit Debian GNU/Linux installieren können.
Darüberhinaus gibt es aber auch noch andere Paketarten in Debian. Das wichtigste davon sind die Sourcepakete (siehe [sourcepakete]), die den Quellcode enthalten, aus dem später eines oder mehrere Binärpakete (siehe [binaerpakete]) gebaut werden.
2.7.1. Binärpakete (deb
)
Binärpakete beinhalten Programme in kompilierter Form, die vorher bspw. in C oder einer ähnlichen Programmiersprache geschrieben wurden. Weiterhin beinhaltet es häufig noch Konfigurationsdateien, Dokumentation und weitere Daten in exakt dem Zustand, wie sie nachher auch auf der Festplatte Ihres Rechners vorliegen.
Bei der Installation eines deb
-Pakets entpackt das Programm dpkg
zuerst das Archiv aus dem deb
-Paket und kopiert danach die Inhalte des
Archivs an die vorbezeichnete Stelle in der Verzeichnishierarchie auf
dem Zielsystem. Alle im Archiv genannten Pfade und Berechtigungen werden
dabei übernommen.
Außerdem sind in den Binärpaketen Metadaten gespeichert, die solche Informationen wie bspw. die Abhängigkeiten zu anderen Paketen enthalten. Weitere Details dazu erfahren Sie unter „Konzepte und Ideen dahinter“ (siehe [konzepte-und-ideen-dahinter]) sowie „Aufbau und Format von Binärpaketen“ (siehe [aufbau-und-format-binaer]).
Wie bereits oben benannt, hat ein Binärpaket üblicherweise die
Dateiendung deb
und wird auch durch das UNIX-Kommando
file
entsprechend als solches erkannt. Nachfolgende Ausgabe zeigt
dieses Verhalten am Beispiel des Pakets vnstat, eines Programms zur
Analyse des Netzwerktraffics.
file
identifiziert die deb
-Datei als Debianpaket$ file vnstat_1.10-1_i386.deb
vnstat_1.10-1_i386.deb: Debian binary package (format 2.0)
$
2.7.2. Übergangspakete, Metapakete und Tasks
Es gibt ein paar besondere Varianten von Binärpaketen – Übergangspakete und Metapakete. Vom Aufbau her unterscheiden sich diese nicht von normalen Binärpaketen, aber vom Inhalt. Übergangspakete und Metapakete sind reguläre Binärpakete, die jedoch im Normalfall keine eigenen Programme, Daten oder ähnliches beinhalten. Stattdessen liefern diese Abhängigkeiten auf andere Pakete.
Übergangspakete werden bei Paketumbenennungen verwendet und dienen nur dazu, Ihnen den Wechsel bei geänderten (Binär-)Paketnamen zu erleichtern. Damit wird bei einer Aktualisierung eines bestehenden Pakets das Paket mit dem neuen Namen nachgezogen. In den meisten Fällen können Sie nach der Aktualisierung das Paket mit dem bisher verwendeten Namen gefahrlos von ihrem System entfernen. Nicht selten passiert dies bereits automatisch über die Paketverwaltung durch weitere, ggf. negative Abhängigkeiten.
Übergangspakete hängen meist nur von einem einzigen anderen Paket ab. Beispiele dafür sind:
-
git → gnuit und dann später git-core → git
-
chromium → chromium-bsu und dann später chromium-browser → chromium
-
diff → diffutils
-
ttf-mplus → fonts-mplus
Metapakete sind hingegen bewusst installierte Pakete, die Ihnen die Installation einer ganzen Gruppe von Paketen erleichtern. Als Abhängigkeiten zieht ein Metapaket eine Gruppe von verwendeten Paketen hinter sich her. Auf diese Art und Weise installieren Sie durch die Auswahl eines einzelnen Pakets eine ganze Gruppe an weiteren Paketen, die thematisch zusammengehören und sich häufig auch einander bedingen.
Das ist sehr nützlich, wenn Sie sich sicher sind, dass Sie eine bereits vorbereitete Zusammenstellung von Programmen benötigen. Für die Desktop-Umgebung XFCE genügt es beispielsweise, das dazugehörige Metapaket namens xfce4 auszuwählen. Andere Programmzusammenstellungen wie gnome (GNOME-Window-Manager), lxde (LXDE-Window-Manager) und kde-full (K Desktop Environment) handhaben das ähnlich.
Sehr intensiv verwendet das Projekt Communtu diese Metapakete. Über die Webseite des Projekts stellen Sie sich individuelle Paketkombinationen („Bündel“) zusammen und beziehen diese von dort. Ausführlicher gehen wir darauf in [webbasierte-programme-communtu] ein.
Tasks – auf deutsch mit „Aufgaben“ übersetzbar – sind Metapakete,
die vom Debian Installer verwendet werden, um bestimmte Paketgruppen zu
installieren. Dabei geht es vor allem um Pakete für bestimmte Sprachen
und Lokalisierungen. Zum Beispiel hängt die Aufgabe
task-german-desktop u.a. von den Paketen mit den deutschsprachigen
Hilfedateien und Wörterbüchern von LibreOffice ab. Ähnliches existiert
für Serverfunktionen, bspw. task-dns-server und
task-database-server. Diese Funktionalität stammt vom Paket tasksel
und wird ab Debian 7 Wheezy vermehrt verwendet. Auf das angesprochene
Programm tasksel
gehen wir in [tasksel] ausführlicher ein.
Tipp
|
Aufbau und Format von Übergangs- und Metapaketen
Mehr Informationen zum Aufbau dieser Pakete finden Sie unter „Aufbau und Format von Übergangs- und Metapaketen“ in [aufbau-und-format-uebergang-und-metapakete]. |
Tipp
|
Metapakete selber bauen
Wie Sie ihre eigenen Metapakete erstellen und diese dann auch zum Bezug in einem Repository bereithalten, lernen Sie unter „Metapakete bauen“ in [metapakete-bauen]. |
2.7.3. Mikro-Binärpakete
Mikro-Binärpakete tragen die Dateiendung udeb
, wobei das u den
griechischen Buchstaben Mu („µ“) repräsentiert. Sie sind technisch
keine gewöhnlichen Binärpakete, sondern aufs Kleinste heruntergestutzte
Pakete. Sie kennen nur eine einzige Art von Paketrelation namens „hängt
ab von“. Desweiteren beinhalten sie keine Maintainer-Skripte und führen
auch sonst kaum Metainformationen mit.
Einziger Einsatzzweck dieser Mikro-Debs ist im Debian Installer während
des Zeitpunkts der Installation. Deswegen gibt es auch nur solche Pakete
als udeb
-Variante, die vom Debian Installer selbst gebraucht werden.
Darunter zählen bspw. Pakete mit den Programmen zum Anlegen von
Dateisystemen.
2.7.4. Source-Pakete (dsc
und weitere Dateien)
Diese Pakete beinhalten den Quellcode von Programmen und tragen das
Suffix dsc
als Abkürzung für Debian Source Control. Die Bestandteile
eines solchen Paketes sind:
-
der Originalquellcode als ein oder mehrere komprimierte
tar
-Archive. Je nach verwendetem Komprimierungsverfahren lauten die Dateiendungenorig.tar.gz
,orig.tar.bz2
oderorig.tar.xz
. -
die Änderungen vom Original zum Debianpaket als komprimierter Patch. Diese Dateien haben klassisch die Endung
diff.gz
und wurden mitgzip
gepackt. Liegen die Änderungen wie bei moderneren Sourcepaketen als komprimiertestar
-Archiv vor, wird als Dateiendungdebian.tar.gz
oderdebian.tar.xz
genutzt. Bei Letzterem kommt anstatt vongzip
das Komprimierungswerkzeugxz
zum Einsatz. -
eine Datei mit den Metadaten (Größe, Hashsummen, etc.) über die vorher genannten Dateien. Genutzt wird die Dateiendung
dsc
als Abkürzung für Debian Source Control.
Alle diese genannten Dateien stellen in der Gesamtheit ein einzelnes Debian-Source-Paket dar und beinhalten den Upstream-Quellcode plus Paketierung.
Tipp
|
Auspacken von Debian-Source-Paketen
Zum Auspacken von Debian-Source-Paketen benutzen Sie das Programm
|
2.7.5. Virtuelle Pakete
Reale Binärpakete können zusätzlich deklarieren, dass sie die Funktionalität eines weiteren Pakets ebenfalls bereitstellen. Existiert dieses weitere Paket nicht auch als reales Binärpaket, wird es als virtuelles Paket bezeichnet. Das gleiche virtuelle Paket kann hierbei von verschiedenen Binärpaketen zur Verfügung gestellt werden.
Andere Pakete können von einem solchen virtuellen Paket abhängen. Um diese Abhängigkeit zu erfüllen, genügt es, wenn ein Paket installiert ist, welches dieses virtuelle Paket bereitstellt.
In Debian gibt es bspw. die virtuellen Pakete xserver,
x-display-manager und x-window-manager, die typische
Komponenten des X-Window-Systems zusammenfassen.
[fig.aptitude-virtuelle-pakete] zeigt beispielhaft die Auswahl für das
virtuelle Paket x-display-manager in aptitude
. In der ersten Spalte
der Darstellung kennzeichnet dazu der Buchstabe v
neben dem Namen des
virtuellen Pakets diese spezielle Variante.
Zur Auswahl aus dem Paket stehen u.a. der Displaymanager Slim (Paket
slim), der Gnome Display Manager in Versionen 2 und 3 (Pakete gdm
und gdm3), der KDE Display Manager (Paket kdm), der WINGs Display
Manager und der ursprüngliche X Display-Manager (Paket xdm). Der
Screenshot in [fig.aptitude-virtuelle-pakete] stammt von einem
Debian-System, auf welchem GDM3 installiert ist. Das erkennen Sie an der
Hervorhebung durch fettgedruckten Text und der Markierung i
für
„Paket ist installiert“ in der ersten Spalte der Darstellung (siehe
auch [dpkg] für weitere Darstellungsvarianten).
Eine Liste aller offiziell verwendeten virtuellen Pakete in Debian gibt es im Paketierungshandbuch auf der Debian-Webseite [Debian-Virtual-Packages-List]. Andere Distributionen nutzen dieses Konzept auch, jedoch in unterschiedlicher Intensität.
2.7.6. Pseudopakete im Debian Bug Tracking System
Eine weitere Art nicht real existierender Pakete sind die sogenannten Pseudopakete, die Sie bei der Rückmeldung von Fehlern verwenden können. Diese Pakete dienen dazu, um Probleme mit der Debian-Infrastruktur aufzufangen und über das Debian Bug Tracking System (BTS) zu verfolgen.
Finden Sie bspw. einen Fehler auf den Webseiten von Debian, so können Sie einen Fehlerbericht gegen das Pseudopaket www.debian.org schreiben. Paketentfernungen aus Debian werden über Fehlerberichte gegen das Paket ftp.debian.org abgehandelt. Zukünftige Pakete sowie verwaiste Pakete werden über das Pseudopaket wnpp verwaltet und verfolgt. wnpp ist eine Abkürzung für „Work-needing and prospective packages“ — auf deutsch: „Arbeit bedürfende und zukünftige Pakete“.
Möchten Sie einen Fehlerbericht schreiben, wissen aber nicht, welchem konkreten Paket der Fehler zuzuordnen ist, so können Sie einen Fehlerbericht gegen das Pseudopaket general schreiben. Die Debian-Entwickler werden danach versuchen, herauszufinden, welches reale Paket die Ursache für den von Ihnen berichteten Fehler ist.
Tipp
|
Fehler zu einem Paket anzeigen
Unter „Bugreports anzeigen“ in [bugreports-anzeigen] lernen Sie, wie Sie die bestehenden Fehlermeldungen zu einem Paket anzeigen, deuten und einen eigenen Bugreport an das Betreuerteam des Pakets (Paket-Maintainer) übermitteln. |
2.8. Sortierung der Pakete nach Verwendungszweck
Für Debian sind inzwischen sehr viele unterschiedliche Pakete verfügbar. Um Ihnen die Orientierung in der Paketmenge sowie die Recherche und Auswahl daraus zu erleichtern, ordnet der Paketbetreuer – der Verantwortliche für das Paket – dieses Paket genau einer bestimmten Kategorie zu. Die Auswahl der Kategorie basiert dabei auf dem hauptsächlichen Einsatzbereich der Software.
[fig.aptitude-paketbereiche] zeigt die Sichtbarkeit der Kategorien bei
der Paketauswahl in aptitude
. In jeder Kategorie sind die Pakete
zusätzlich nach ihrem Distributionsbereich (siehe
[distributionsbereiche]) – main, contrib und non-free –
gruppiert. Der jeweilige Entwicklungszweig (siehe
[veroeffentlichungen]) – bspw. stable, unstable oder testing –
wird in dieser Darstellung nicht angezeigt, lässt sich aber bei Bedarf
als weitere Ebene in der Anzeigehierarchie konfigurieren.
aptitude
Nachfolgende Übersicht listet die derzeit verwendeten Kategorien mit Beispielpaketen auf. Der Begriff in Klammern benennt die Kurzbezeichnung der Kategorie. Diese Zusammenstellung basiert auf Frank Ronneburgs Auflistung aus dem Debiananwenderhandbuch [Debian-Anwenderhandbuch] sowie der Übersicht auf der Debian-Webseite [Debian-Paketliste]. Die Kategorien introspection, Debian/tasks, education und metapackages sind derzeit noch nicht in allen Übersichten eingepflegt. Die einzige Referenz hierfür ist das Debian Policy Manual [Debian-Policy-Subsections].
- Administration (admin)
-
Programme zur Systemadministration (dpkg, apt, aptitude, adduser)
- Alte Bibliotheken und Übergangspakete (oldlibs)
-
Versionen von Bibliotheken, die nicht mehr verwendet werden sollten sowie Übergangspakete (gcalctool, iproute, libgnome2-0)
- Amateurfunk/Ham Radio (hamradio)
-
Software für Amateurfunker (ax25-tools, hamfax)
- Andere Betriebs- und Dateisysteme (otherosfs)
-
Software, um Programme zu benutzen, die für andere Betriebssysteme kompiliert wurden und um die Dateisysteme anderer Betriebssysteme zu benutzen (avr-libc, bochs, cpmtools, dosemu, fatsort)
- Aufgaben (Debian/tasks)
-
Pakete, die Ihren Rechner für eine bestimmte Aufgabe vorbereiten (siehe [debian-pakete-varianten]) (task-german-desktop, task-xfce-desktop)
- Bibliotheken (libs)
-
Programmbibliotheken (Libraries) (libc6, e2fslibs)
- Bildung (education)
-
Lern- und Schulprogramme (auto-multiple-choice, gcompris, scratch)
- Datenbanken (database)
-
Datenbankserver und -clients (sqlite, mysql-server, mongodb)
- Debug-Pakete (debug)
-
Pakete, die Debug-Informationen für Programme und Laufzeitbibliotheken bereitstellen (cups-dbg, evolution-data-server-dbg)
- Dienstprogramme (utils)
-
verschiedene Werkzeuge (clamav, coreutils, debian-goodies)
- Dokumentation (doc)
-
HOWTOs, FAQs und andere Dokumentation sowie Programme, um diese zu lesen (aptitude-doc-en, debian-faq, debian-handbook, zsh-doc)
- Editoren (editors)
-
Textverarbeitungsprogramme, Editoren für Programmierer und Entwickler (abiword, emacs, kate, vim)
- Elektronik (electronics)
-
Programme zur Entwicklung und Simulation elektronischer Schaltungen (arduino, verilog)
- Embedded (embedded)
-
Software, die für die Benutzung in oder mit Embedded Systemen geeignet ist (gpe, matchbox, usbprog, urjtag)
- Entwicklung (devel)
-
Entwicklungswerkzeuge und -umgebungen, Compiler, usw. (automake, binutils, g++)
- Entwicklungsbibliotheken (libdevel)
-
Header-Dateien zu Bibliotheken (libc6-dev, okular-dev, zathura-dev)
- E-Mail (mail)
-
alles rund um E-Mail; Mailserver, Mailprogramme, Spamfilter, etc. (postfix, mutt, spamassassin)
- GNOME (gnome)
-
Programme zur GNOME-Desktop-Umgebung (etherape, evince, gnome-control-center, gnome-media)
- GNU R (gnu-r)
-
Programme um die freie Implementierung der Statistik-Sprache R (r-base, r-mathlib)
- GNUstep (gnustep)
-
Programme zur GNUstep-Umgebung (gnustep, gnustep-icons)
- Grafik (graphics)
-
Programme zur Bildbearbeitung (dia, epub-utils, giftrans, gimp)
- Haskell (haskell)
-
alles rund um die Programmiersprache Haskell (haskell-platform, happy)
- GObject Introspection (introspection)
-
GObject Introspection Middleware, Schnittstellen zwischen GObject-C-Bibliotheken und anderen Programmiersprachen [GObject-Introspection] (gir1.2-ebook-1.2)
- Interpreter (interpreters)
-
Interpretierte Programmiersprachen wie bspw. Tcl/Tk (luajit, m4, tcl)
- Java (java)
-
alles rund um die Programmiersprache Java (ant, tomcat8, openjdk-7-jre)
- KDE (kde)
-
Programme zum KDE-Desktop (apper, kdm, knotes)
- Kernel (kernel)
-
Betriebssystem-Kernel und zugehörige Module und Programme (dkms, firmware-atheros, firmware-linux, kernel-package, linux-image-amd64)
- Klang (sound)
-
alles für den guten Ton (alsa-utils, audacious, playmidi, xmms2)
- Kommunikation (comm)
-
Kommunikationsprogramme für externe Schnittstellen, Modems und Telefonanlagen (cu, asterisk, hylafax-server, wvdial)
- Lisp (lisp)
-
alles zur Programmiersprache Lisp und Dialekten davon (lush, mit-scheme, picolisp)
- Mathematik (math)
-
mathematische und wissenschaftliche Programme (bc, concalc, euler, freemath)
- Metapakete (metapackages)
-
Paketgruppen (siehe [debian-pakete-varianten]) (games-finest, gnome, kde-full, gis-devel)
- Mono/CLI (cli-mono)
-
alles rund um die C#-Implementierung Mono und die Common Language Infrastructure (monodoc-browser)
- Netzwerk (net)
-
Netzwerkserver und Clientprogramme, Programme zur Netzwerkkonfiguration (bind9, centerim, debmirror, isc-dhcp-client)
- Usenet News (news)
-
Software für Usenet-Newsgruppen (slrn, nget, tin)
- OCaml (ocaml)
-
alles zur Programmiersprache OCaml (cameleon, libcurl-ocaml, ocamlwc)
- Perl (perl)
-
alles zur Programmiersprache Perl, CPAN-Module (libaudio-file-perl, perl, perl-doc)
- PHP (php)
-
alles zur Programmiersprache PHP (icinga-web, php5)
- Python (python)
-
alles zur Programmiersprache Python (python3, idle)
- Ruby (ruby)
-
alles zur Programmiersprache Ruby (ruby, ruby-xmmsclient)
- Schriften (fonts)
-
Schriften und Programme zum Verarbeiten von Schriften (fontforge, fontconfig, xfonts-cyrillic)
- Shells (shells)
-
verschiedene Shells (bash, fish, zsh)
- Spiele (games)
-
Spiele und Unterhaltung (freeciv-server, gcompris, openttd)
- Sprachpakete (localization)
-
Lokalisierungsunterstützung für große Softwarepakete (firefox-l10n-all, kde-l10n-es, libreoffice-l10n-ar)
- TeX (tex)
-
alles zum Schriftsatzsystem TeX, inkl. LaTeX und XeTeX (dvi2ps, biblatex, gummi)
- Textverarbeitung (text)
-
Werkzeuge zum Umgang mit Textdateien (a2ps, xpdf, wordnet, wogerman)
- udeb-Pakete des Debian-Installers (debian-installer)
-
spezielle Pakete zur Verwendung im Debian-Installer, siehe [mikro-binaerpakete] (archdetect, cdrom-detect)
- Verschiedenes (misc)
-
Diverses, was sonst nirgends hineinpasst (bochsbios, cpuburn, screen)
- Versionskontrollsysteme (vcs)
-
Versionskontrollsysteme und zugehörige Hilfswerkzeuge (bzr, cvs, git)
- Video (video)
-
Videobetrachter, -editoren, -rekorder, -sender (dvb-apps, dvbstream, gnome-mplayer, mpv)
- Web (web)
-
Webbrowser, Download-Tools, HTML-Editoren, usw. (bluefish, firefox)
- Webserver (httpd)
-
Webserver und ihre Module (apache2, nginx, lighttpd, libapache2-mod-perl2, libapache2-mod-php5)
- Wissenschaft (science)
-
Programme zum wissenschaftlichen Arbeiten (celestia, garlic)
- X Window (x11)
-
X-Server, Window-Manager und Anderes (xterm, xsensors, xorg-xserver)
- XFCE (xfce)
-
Programme zum XFCE-Desktop (thunar, xfwm4, xfwm4-themes)
- Zope/Plone (zope)
-
alles rund um das Zope-Framework (zope-common, zope2.13)
Tipp
|
Erweiterung um Debtags
Das Kategorienkonzept hat eine Reihe von Limitierungen, insbesondere die Einordnung eines Pakets in nur eine einzige Kategorie. Um diese Grenzen aufzuheben, gibt es das Debtags-Projekt, welches jedes Paket um passende Schlagworte ergänzt. Dieses Konzept und die dazugehörigen Werkzeuge stehen unter „Erweiterte Paketklassifikation mit Debtags“ (siehe [erweiterte-paketklassifikation-mit-debtags]) im Mittelpunkt. |
2.9. Distributionsbereiche
Die verschiedenen Distributionsbereiche ordnen die einzelnen Pakete anhand ihrer Lizenzen. Das hilft Ihnen dabei, die Kontrolle über die verwendeten Lizenzen auf Ihrem System zu behalten. Mit der Auswahl von Paketen aus bestimmten Distributionsbereichen legen Sie somit den „Freiheitsgrad“ Ihrer Installation fest.
In Debian sind die Softwarepakete in die folgenden drei Bereiche unterteilt:
- main
-
Freie Software, die den Debian-Richtlinien für freie Software (DFSG) entspricht.
- contrib
-
Freie Software, die von unfreier Software abhängt.
- non-free
-
Software, die nicht den Debian-Richtlinien für freie Software (DFSG) entspricht, aber frei verteilbar ist.
- non-free-firmware
-
Firmware, die nicht den Debian-Richtlinien für freie Software (DFSG) entspricht, aber frei verteilbar ist. (Diesen Bereich gibt es erst ab Debian 12 Bookworm. Er wurde nach einer Abstimmung innerhalb von Debian im Jahre 2022 von non-free abgetrennt [gr-non-free-firmware]. In vorherigen Veröffentlichungen waren unfreie Firmware-Pakete im Bereich non-free untergebracht.)
2.9.1. Einordnung der Distributionsbereiche in Debian
Obwohl vielfach von außen anders wahrgenommen, zählt zur Debian-Distribution nur der Bereich main. Die anderen drei Bereiche sind lediglich Ergänzungen, die zusätzlich bereitgestellt werden. Wir empfehlen Ihnen daher, soweit möglich nur Pakete aus main zu verwenden, und nur wenn dies nicht ausreicht (z.B. wegen nicht-freier Firmware für bestimmte Hardwarekomponenten), die drei anderen Bereiche contrib, non-free und/oder non-free-firmware dazuzunehmen.
Pakete, die in main eingeordnet sind, unterliegen einer Lizenz, die den Debian-Richtlinien für Freie Software – kurz Debian Free Software Guidelines (DFSG) [DFSG] – entsprechen. Diese Richtlinien sind im Debian-Gesellschaftsvertrag festgelegt [Debian-Social-Contract] und weisen starke inhaltliche Gemeinsamkeiten zur Free Software Foundation (FSF) und zum GNU-Projekt auf.
Pakete im Bereich contrib stehen zwar genauso unter einer freien Lizenz wie die Pakete in main, bedingen jedoch weitere Software oder Inhalte, die nicht frei gemäß obiger Festlegung ist. Typische Gründe, warum ein Paket im Bereich contrib einsortiert wurde, sind:
-
Eine freie Spiele-Engine braucht die Spieldaten eines kommerziellen Spiels.
-
Ein Emulator braucht Software für die zu emulierende Hardware, um zu funktionieren.
-
Die Software ist nur zum Herunterladen (und ggf. installieren und/oder paketieren) von nicht-freier Software da.
-
Die Software muss mit einem nicht-freien Compiler übersetzt werden.
In den beiden Bereichen non-free und non-free-firmware finden sich Pakete, die nicht den Debian-Richtlinien für Freie Software (DFSG) entsprechen, aber trotzdem immer noch frei verteilbar sind. Typische Gründe für die Nichterfüllung der DFSG sind:
-
Der Quellcode liegt nicht (komplett) vor.
-
Die Software oder einzelne Teile davon – z.B. Teile der Dokumentation – dürfen nicht modifiziert werden.
-
Die Software darf nur für nicht-kommerzielle Zwecke genutzt werden.
-
Die Software darf nur für „Gutes“ verwendet werden.
-
Die Software darf nicht in kompilierter Form verteilt werden.
Vor der Nutzung von Software aus diesen Bereichen ist es ratsam, immer erst anhand der Lizenz zu überprüfen, ob Sie diese Software überhaupt für Ihre gewünschten Zwecke einsetzen dürfen.
Für Software aus den beiden Bereichen non-free und non-free-firmware gilt außerdem, dass keine Unterstützung seitens Debian für diese Pakete möglich ist. Das trifft insbesondere dann zu, wenn der Quellcode nicht veröffentlicht wurde, wie das bspw. bei der Firmware zu bestimmten WLAN-Chipsätzen der Fall ist.
[fig.aptitude-unfreie-pakete] zeigt die Paketliste in Aptitude mit
einem unfreien Paket aus dem Bereich Netzwerk – skype
. Im abgebildeten
Fall wurde es zudem nicht aus einem offiziellen Debian-Repository
heruntergeladen, sondern aus einer anderen Quelle und danach manuell auf
dem System eingepflegt.
Eine vollständige Übersicht zu allen nicht-freien Paketen, die auf ihrem
System installiert sind, gibt Ihnen das Programm check-dfsg-status
(vormals vrms
) aus dem gleichnamigen Debianpaket
[Debian-Paket-check-dfsg-status]. Darauf gehen wir unter
„Liste der installierten, nicht-freien Pakete anzeigen“ in
[unfreie-pakete-anzeigen]) ausführlicher ein.
2.9.2. Einordnung der Distributionsbereiche bei anderen Distributionen
Im Vergleich zu Debian sind bei Ubuntu die Distributionsbereiche etwas anders eingeteilt. Dort kommt neben den Lizenzen auch noch der Supportstatus zum Tragen. Dafür ist die Unterscheidung nach Softwarelizenzen auf frei oder unfrei reduziert: Es gibt main (frei, von Canonical unterstützt), restricted (unfrei, von Canonical unterstützt), universe (frei, nur Community-Unterstützung) und multiverse (unfrei, nur Community-Unterstützung). Zusätzlich existiert der Distributionsbereich partner, welcher für die Bereitstellung kommerzieller Software gedacht ist, deren Quellcode nicht offen liegt.
Andere Derivate von Debian bzw. Ubuntu (siehe „Paketformat im Einsatz“ unter [paketformat-im-einsatz]) oder nicht-offizielle Paketquellen (siehe „Paketquellen“ in [paketquellen]) können ebenfalls ihre eigenen Distributionsbereiche haben. Auf diese gehen wir hier nicht weiter ein.
2.9.3. Handhabung von geschützten Namen und Logos
Der Begriff „Software“ wird bei Debian recht weit gefasst und beinhaltet neben Programmcode auch Firmware, Dokumentation oder künstlerische Elemente wie beispielsweise Grafiken und Logos. Letztere stehen in manchen Fällen unter anderen Lizenzen als der Rest der Software und dürfen aus markenrechtlichen Gründen nicht für abgeänderte Programme verwendet werden.
Aus diesem Grund wurden 2006 einige Programme abgewandelt, bspw. der Webbrowser Iceweasel und das Mailprogramm Icedove, die im Original die Namen Firefox und Thunderbird tragen. Neben den beiden anderen Namen werden in Debian auch alternative Logos genutzt. Nach einer markenrechtlichen Einigung im Frühjahr 2016 sind seit Debian 9 Stretch Firefox und Thunderbird wieder zu Debian zurückgekehrt und lösen Iceweasel und Icedove wieder ab.
2.9.4. Softwareverteilung
Bezogen auf die Anzahl der verfügbaren Softwarepakete findet sich der überwiegende Teil der Pakete im Bereich main, danach folgen contrib, non-free und non-free-firmware.
Für die Architektur amd64 in Debian 8 Jessie ist das Verhältnis 42987 (main) zu 250 (contrib) zu 470 (non-free). Damit sind das fast genau ein Prozent unfreie Pakete. Für die Plattform i386 ist die Verteilung ähnlich.
2.9.5. Hintergrund der Einteilung in Distributionsbereiche
In der Klassifikation spiegelt sich die Offenheit und Vielfalt der Debian-Nutzer und -Entwickler sowie deren Weltbild wieder. Es zeugt von dem Verständnis dahingehend, welche Software Sie tatsächlich verwenden und nach welchen Kriterien Sie Ihre Pakete auswählen.
Je mehr Nutzer von Debian einbezogen werden, umso vielschichtiger sind die Varianten der Verwendung. Jeder Nutzer pendelt sich bei der Paketauswahl irgendwo zwischen den beiden Polen „nur freie Software“ und „freie und unfreie Software gemischt“ ein.
Erstere Gruppe versucht, ausschließlich freie Software zu verwenden und dazu auch unfreie in freie Software zu überführen, bspw. durch Nachbau, Neuentwicklung oder Anregen eines Lizenzwechsels. Dieser Schritt kann auch mit einem Funktionsverzicht einhergehen und ist vergleichbar mit der Überzeugung „so lange eine Technologie nur kommerziell/unfrei zur Verfügung steht, verwende ich diese nicht und nutze stattdessen Alternativen“. Die zweite Gruppe ist deutlich pragmatischer und folgt dem Gedanken „ich nutze die unfreie Variante, bis eine freie zur Verfügung steht, und steige dann um, wenn sie das kann, wie ich es brauche“. Dazwischen gibt es unendlich viele Abstufungen, die wiederum persönlichen Schwankungen unterliegen können.
Die Nutzung der Software hängt von den Bedürfnissen und dem Einsatzzweck ab. Viele Prozesse und Arbeitsabläufe bedingen eine bestimmte Menge von Eigenschaften („Featureset“), welche sich nicht immer adäquat und vollständig mit bestehender freier Software bzw. deren aktuellem Entwicklungsstand abbilden lässt. Dabei spielen die Faktoren Produktivität, Anbindung an bereits bestehende Software, Schnittstellen und unterstützte Hardware oder Protokolle eine große Rolle. Desweiteren sind das Budget, der Zeitrahmen und die Dokumentation bzw. der Support entscheidend. Über die Auswahl einer Lösung entscheidet häufig, welcher finanzielle Rahmen für eine Lösung zur Verfügung steht, welcher Zeitraum zur Inbetriebnahme gesetzt ist und wie gut die Dokumentation und der Support zur ausgewählten Software ist. Eine Software, die frei ist, aber nicht oder nur ungenügend zum tatsächlichen Einsatzzweck passt, ist an dieser Stelle zu hinterfragen und muss sich mit einer passenden Alternative messen lassen, auch wenn diese als unfrei eingestuft ist, aber damit im Nutzungszeitraum eine funktionierende und stabile Lösung erreicht wird.
2.10. Veröffentlichungen
Debian GNU/Linux wird in verschiedenen Veröffentlichungen angeboten, die jeweils als „Releases“ bezeichnet werden. Eine solche Veröffentlichung kann wie folgt referenziert werden:
-
nach ihrer Versionsnummer, z.B. Debian 7 oder Debian 8
-
nach dem aktuellen Entwicklungsstand der Veröffentlichung (siehe [bedeutung-der-verschiedenen-entwicklungsstaende]), z.B. oldstable, stable, testing oder unstable
-
nach ihrem Alias-Namen (siehe [alias-namen]), z.B. Wheezy, Jessie oder Stretch
Welche Veröffentlichung Sie auf ihrem System verwenden, entnehmen Sie
der Datei /etc/debian_version
wie folgt:
$ cat /etc/debian_version
9.6
$
Ausführlichere Informationen erhalten Sie mit Hilfe des Kommandos
lsb_release -a
(Langform --all
) aus dem Debianpaket lsb-release
[Debian-Paket-lsb-release]:
lsb_release
anzeigen$ lsb_release -a
No LSB modules are available.
Distributor ID: Debian
Description: Debian GNU/Linux 9.6 (stretch)
Release: 9.6
Codename: stretch
$
Alternativen dazu sind bspw. linuxinfo
, inxi
und sosreport
aus den
gleichnamigen Paketen. Mögen Sie es bunt, ist neofetch
[Debian-Paket-neofetch] vielleicht das richtige Werkzeug für Sie.
neofetch
im Einsatz auf Debian 11 Bullseye2.10.1. Bedeutung der verschiedenen Entwicklungsstände
Jedes aktuelle Debian-Paket gehört zu mindestens einem der nachfolgend beschriebenen Entwicklungsstände:
- unstable
-
Hier findet die aktive Entwicklung von Debian statt. Neue Pakete und Versionen landen fast immer zuerst hier. Dieser Entwicklungszustand kann inkonsistent sein und beispielsweise unerfüllte Abhängigkeiten beinhalten. Er ist primär für Entwickler gedacht.
- testing
-
Pakete, die in unstable für eine gewisse Zeit keine schwerwiegenden Fehler aufweisen und deren Abhängigkeiten bereits ebenfalls in testing erfüllt werden können, wandern automatisch von unstable hierher. Dieser Entwicklungsstand sollte konsistent sein und alle Paketabhängigkeiten erfüllt sein.
- stable
-
Das ist die jeweils aktuelle stabile Veröffentlichung. Dieser Entwicklungsstand ist für die normale Nutzung von Debian empfohlen. Eine neue stabile Veröffentlichung wird ca. alle zwei Jahre auf Basis von testing erstellt. Pakete werden nur aktualisiert, um sicherheitskritische oder sonstige schwerwiegende Fehler zu beheben. Dabei werden (mit sehr wenigen Ausnahmen) ausschließlich die entsprechenden Fehler durch Patches behoben, anstatt neuere Versionen der Programme auszuliefern.
- oldstable
-
Das ist die jeweils vorherige stabile Veröffentlichung. Bevor eine neue stabile Veröffentlichung freigegeben wird, erfolgt eine Umbenennung der aktuellen stabilen Veröffentlichung in oldstable. Diese wird von da an im Normalfall noch für ein Jahr weiter gepflegt und mit Sicherheitsaktualisierungen versehen.
- oldoldstable
-
Wenn vorhanden, ist dies die jeweils vorvorherige stabile Veröffentlichung. Zum ersten Mal trat dieser Entwicklungsstand auf, als im Frühjahr 2015 Debian 8 Jessie zur stabilen Veröffentlichung erklärt wurde. Gleichzeitig wurde Debian 6 Squeeze zur neuen Suite oldoldstable und wurde seitdem per Long Term Support (LTS) weiterhin noch für 5 Jahre eingeschränkt unterstützt.
- experimental
-
Dies ist der einzige Entwicklungsstand, der keine alleinstehende Veröffentlichung ist, sondern nur ein Zusatz-Repository. Es fungiert als Erweiterung zu unstable und beinhaltet Pakete, bei denen der Paketbetreuer davon ausgeht, dass sie noch und ggf. sogar grobe Fehler beinhalten. experimental wird genutzt, um Pakete im größeren Umfeld zu testen, bevor diese nach unstable hochgeladen werden.
Darüberhinaus existiert der Paketbereich backports. Das beinhaltet Rückportierungen neuerer oder aktualisierter Pakete aus dem Entwicklungszweig testing nach stable, teilweise auch aus unstable. Das ist spannend, aber auch mit gewissen Risiken verbunden. Im Detail gehen wir darauf unter „Debian Backports“ in [debian-backports] ein.
2.10.2. Alias-Namen
Jede Veröffentlichung von Debian GNU/Linux hat einen Alias-Namen, der nach einer Figur aus Pixars Filmreihe Toy Story benannt ist. Bruce Perens — der Projektleiter für die Version 1.x — arbeitete zu dieser Zeit bei Pixar [Pixar] und legte das bis heute genutzte Namenschema fest. Für die bisherigen Veröffentlichungen von Debian standen die folgenden Figuren aus der Filmserie Pate:
-
Debian 1.0 wurde nie offiziell veröffentlicht, da ein CD-Verteiler bedauerlicherweise eine Entwicklungsversion als Version 1.0 bezeichnet hatte [Debian-Project-History]. Daher entschlossen sich Debian und der CD-Verteiler zur gemeinsamen Bekanntmachung, dass die beigefügte Version fehlerhaft war ("this release was screwed") und das Projekt veröffentlichte die Version 1.1 ein halbes Jahr später.
-
Debian 1.1 Buzz (17. Juni 1996; benannt nach Buzz Lightyear, dem Astronauten)
-
Debian 1.2 Rex (12. Dezember 1996; benannt nach dem Plastikdinosaurier)
-
Debian 1.3 Bo (5. Juni 1997; benannt nach Bo Peep, der Schäferin)
-
Debian 2.0 Hamm (24. Juli 1998; benannt nach dem Sparschwein)
-
Debian 2.1 Slink (9. März 1999; benannt nach dem Hund Slinky Dog)
-
Debian 2.2 Potato (15. August 2000; benannt nach der Puppe Mr. Potato Head)
-
Debian 3.0 Woody (19. Juli 2002; benannt nach dem Cowboy Woody Pride, der Hauptfigur der Filme)
-
Debian 3.1 Sarge (6. Juni 2005; benannt nach dem Feldwebel der grünen Plastiksoldaten)
-
Debian 4.0 Etch (8. April 2007; benannt nach der Zeichentafel Etch-A-Sketch)
-
Debian 5.0 Lenny (14. Februar 2009; benannt nach dem aufziehbaren Fernglas)
-
Debian 6.0 Squeeze (6. Februar 2011; benannt nach den grünen dreiäugigen Aliens)
-
Debian 7 Wheezy (4. Mai 2013; benannt nach Wheezy the Penguin, dem Gummi-Spielzeugpinguin mit der roten Fliege)
-
Debian 8 Jessie (25. April 2015; benannt nach der jodelnden Kuhhirtinnen-Puppe Jessica Jane „Jessie“ Pride)
-
Debian 9 Stretch (17. Juni 2017; benannt nach dem lila Kraken)
-
Debian 10 Buster (6. Juli 2019; benannt nach dem Welpen aus Toy Story 2)
-
Debian 11 Bullseye (14. August 2021; benannt nach dem Pferd von Woody Pride)
-
Debian 12 Bookworm (Sommer 2023; benannt nach dem intelligenten Bücherwurm, einem Spielzeug mit eingebauter Leuchte aus Toy Story 3)
Es stehen bereits ebenfalls die Namen von zwei zukünftigen Veröffentlichungen fest:
-
Debian 13 Trixie — benannt nach dem blauen Dinosaurier
-
Debian 14 Forky — benannt nach dem aus Müll zusammengebauten Hauptcharakter aus Toy Story 4.
Mehr Details zu den einzelnen Veröffentlichungen finden sich in der Debian-Geschichte [Debian-History]. Die Figuren aus den verschiedenen Toy Story-Filmen und insbesondere deren Charakterzüge sind ausführlich im Disney Wiki [ToyStory] dokumentiert (siehe [fig.toystory]).
Auch bei der Bezeichnung der Aktualisierungen zur stabilen
Veröffentlichung ergeben sich über die Jahre hinweg kleine Unterschiede.
Anfangs erfolgte die Kennzeichnung durch Anhängen des Buchstabens r
und der Nummer der Aktualisierung, z.B. 4.0r8
für die 8.
Aktualisierung von Debian 4.0 Etch. Seit Debian 5.0 Lenny wird
stattdessen ein Punkt verwendet, so z.B. 5.0.3
für die dritte
Aktualisierung.
Seit Debian 4.0 Etch bekamen stabile Veröffentlichungen immer eine
neue Nummer an erster Stelle. Seit Debian 7 Wheezy ist die Null an
zweiter Stelle verschwunden. Stattdessen wird die Nummer der
Aktualisierung genutzt, so z.B. 7.3
für die dritte Aktualisierung von
Debian 7 Wheezy.
2.10.3. Zusammenhang von Alias-Namen und Entwicklungsständen
Neben den o.g. Entwicklungsständen haben alle Veröffentlichungen auch noch Alias-Namen, die eine Veröffentlichung stets unverändert beibehält. Jede neue Veröffentlichung startet nach einer stabilen Veröffentlichung als testing, wird dann bei der nächsten stabilen Veröffentlichung zu stable, bei der übernächsten zum oldstable und danach zu oldoldstable.
Ist eine Veröffentlichung — sei es als oldstable oder als oldoldstable — am Ende ihrer Unterstützung angelangt, wird sie in das Debian-Archiv [Debian-Archive] übertragen. Dieses Archiv beinhaltet alle nicht mehr unterstützten Veröffentlichungen.
Eine weitere Ausnahme bildet die Veröffentlichung zu unstable. Sie besitzt stets den gleichen Alias-Namen Sid. In der Filmreihe Toy Story ist das passenderweise der Name des bösen Nachbarkinds, welches immer alle Spielzeuge kaputt macht. Sid ist auch gleichzeitig ein Akronym für still in development – zu deutsch „noch in Entwicklung“ –, was den Status der Veröffentlichung der zukünftigen Distribution sehr treffend umschreibt.
Experimental trägt – analog zu unstable – immer den Alias-Namen rc-buggy, was im Debian-Jargon eine Kurzform für „contains release-critcal bugs“ darstellt. Das lässt sich sinngemäß als „in dieser Form ungeeignet zur Aufnahme in eine Veröffentlichung“ übersetzen.
2.10.4. Pakete auf Wanderschaft von einem Entwicklungsstand in den nächsten
Sieht man von Uploads nach experimental ab, fängt das Leben einer neuen Version eines Debianpakets mit dem Hochladen nach unstable an. Das Paket wird automatisch in testing übernommen, sobald einige Bedingungen erfüllt sind:
-
Die Version des Pakets in unstable führt keine neuen veröffentlichungskritischen Fehler in testing ein.
-
Alle notwendigen Abhängigkeiten des Pakets sind in testing verfügbar oder werden gleichzeitig nach testing migriert.
-
Es darf keine Abhängigkeiten von Paketen zerstören, die bereits in testing enthalten sind und damit deren Installation verhindern.
-
Das Paket hat ein Mindestalter an Tagen erreicht. Dieses Mindestalter hängt vom Wert des Felds urgency (engl. für Dringlichkeit) im aktuellen Changelog-Eintrag ab und beträgt entweder 10, 5 oder 2 Tage. Die Dringlichkeit wird dabei vom Paketmaintainer entschieden. Bei Korrekturen von sicherheitsrelevanten Fehlern ist es durchaus üblich, dass die Dringlichkeit auf „hoch“ gesetzt wird und damit nur 2 Tage beträgt.
-
Das Paket muss auf allen Architekturen, auf denen es gebaut wird, in der aktuellsten Version verfügbar sein.
-
Das Paket muss auf allen Architekturen bereitstehen, auf denen es vorher bereits gebaut wurde. Für Ausnahmen muss zuerst das alte Paket aus dem Archiv manuell entfernt werden.
Das Debian-Release-Team kann allerdings diese Bedingungen individuell übersteuern und kürzere oder längere Fristen für den Übergang in die testing-Veröffentlichung setzen.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt im Entwicklungszyklus einer neuen stabilen Veröffentlichung friert das Release-Team die testing-Veröffentlichung ein – auch genannt Freeze (engl. für Einfrieren). Ab diesem Moment wandern keine Pakete mehr automatisch von unstable nach testing und das Debian-Release-Team muss jeden einzelnen, weiteren Übergang eines Pakets explizit abnicken. Je länger der Freeze andauert, desto schärfer werden die Bedingungen, unter denen das Debian-Release-Team einen Übergang nach testing akzeptiert. Im Normalfall werden nur noch Paketversionen akzeptiert, die ausschließlich Fehler korrigieren und keine neuen Features einführen. Daher wird für diesen Zustand auch der Begriff Feature Freeze verwendet.
Auf diese Weise wird versucht, sämtliche veröffentlichungskritischen Fehler in der testing-Veröffentlichung zu beheben. Sobald es dort keinen dieser Fehler mehr gibt, geschehen die folgenden Dinge:
-
Die bisherige Veröffentlichung stable wird zu oldstable. Sie behält dabei ihren Alias-Namen bei.
-
Eine Kopie des aktuellen Zweigs testing wird zum neuen Zweig stable. Der Alias-Name zieht mit um.
-
testing bekommt einen neuen Alias-Namen.
-
Der Freeze wird aufgehoben und die Pakete propagieren wieder automatisch von unstable nach testing.
2.10.5. Organisation der Pakete im Paketpool
Wenn eine Paketversion von unstable nach testing wandert oder aus testing das neue stable wird, werden allerdings nicht wirklich Pakete kopiert. Stattdessen werden vielmehr nur die Metadaten des betreffenden Pakets von einer Paketliste in eine andere umgetragen. Das Paket selbst liegt immer noch an gleicher Stelle und nur einmal im sogenannten Paketpool.
So kann es vorkommen, dass ein Paket, welches nur selten aktualisiert wird, in allen aktuellen Veröffentlichungen in der gleichen Version vorkommt und dafür auch nur einmal auf jedem Spiegel des Debian-APT-Archivs liegt. Welches Paket dann aus den verschiedenen Entwicklungsständen bei einer Installation ausgewählt wird, erfahren Sie unter „Aus welchem Repo kommen die Pakete“ (siehe [aus-welchem-repo-kommen-die-pakete]) genauer.
2.10.6. Sicherheitsaktualisierungen
Für unterstützte Veröffentlichungen, d.h. die aktuelle stabile Veröffentlichung ("stable release"), sowie mindestens ein Jahr nach einer Veröffentlichung für die vorherige stabile Veröffentlichung bietet Debian Sicherheitsaktualisierungen durch das Debian Security Teams [Debian-Security] an.
2.10.7. Long Term Support (LTS)
Im Frühjahr 2014 wurden zusätzlich sogenannte Long Term Support-Varianten [Debian-LTS] — auf Deutsch "Langzeitunterstützung" und kurz LTS — eingeführt. Diese verlängern den Zeitraum der weiteren Verfügbarkeit und Pflege einer Veröffentlichung von den typischerweise drei Jahren auf bis zu fünf Jahre.
In Folge wurde die im Jahr 2011 freigegebene und 2013 durch Debian 7 Wheezy abgelöste Veröffentlichung von Debian 6 Squeeze bis 2016 mit Aktualisierungen versorgt. Seither wurde jede weitere stabile Veröffentlichung nach ihrem offiziellen Lebensende ebenfalls als LTS mit Einschränkungen — z.B. nur noch die beliebtesten Architekturen — weitergeführt. Anfangs waren dies nur die beiden x86-basierten Architekturen i386 und amd64, momentan beinhaltet das zusätzlich auch noch alle drei ARM-basierten Architekturen (armel, armhf und arm64).
Debian LTS wird nicht wie die normalen Sicherheitsaktualisierungen vom Debian-Security-Team gehandhabt, sondern von einer Gruppe Freiwilliger wie auch Firmen, die daran interessiert sind, daß Debian LTS ein Erfolg wird — oft auch aus Eigenbedarf heraus. Dementsprechend übernimmt das Debian-LTS-Team das Bereitsstellen von Sicherheitsaktualisierungen vom Debian-Security-Team am Ende der normalen Unterstützungsdauer der Veröffentlichung.
Zur Nutzung von Debian LTS nach Ablauf des normalen Unterstützungszeitraumes muß an der Konfiguration des Systems nichts geändert werden. (Historisch galt diese Regel nicht für die allererste Debian Veröffentlichung mit LTS, Debian 6 Squeeze, welche eine Art Machbarkeitstest war. Aber da deren Langzeitunterstützung bereits abgelaufen ist, ist das heute von keiner Relevanz mehr.)
2.10.8. Extended Long Term Support (ELTS)
Da manchen Anwendern — vor allem aus dem professionellen Umfeld — auch die LTS-Varianten nicht lange genug Unterstützung anboten, gibt seit 2018 eine weitere Stufe der Verlängerung. Seit dem Auslaufen von LTS für Debian 7 Wheezy besteht das Projekt "Extended LTS", auf deutsch "Erweiterte Langzeitunterstützung" und kurz "ELTS", die die Unterstützung von Debian-Veröffentlichungen um weitere zwei Jahre auf ca. sieben Jahre verlängert. Im Gegensatz zu Debian LTS, welches immer noch ein Projekt unter dem Dach von Debian ist, ist Extended LTS ein kommerzielles Angebot, dessen Aktualisierungen jedoch trotzdem jeder nutzen kann.
Für welche Pakete es Aktualisierungen gibt, hängt jedoch davon ab, ob ein Paket jemandem wichtig genug ist, um sich am Arbeitsaufwand für dessen Sicherheitsaktualisierungen zu beteiligen. Interessieren sich mehrere Personen oder Organisationen für die Sicherheitsaktualisierungen desselben Paketes, so werden die Kosten entsprechend aufgeteilt. Die Koordination erfolgt über die französische Firma Freexian [Freexian].
Desweiteren gibt es im Vergleich zu LTS weitere Einschränkungen:
-
Es werden nur Pakete unterstützt, für die sich Sponsoren finden. Die aktuelle Liste unterstützter Pakete findet sich unter [Debian-ELTS-Packages].
-
Es werden ggf. noch weniger Architekturen unterstützt. Im Falle von Debian 8 Jessie sind dies nur noch i386, amd64 und armel.
-
Der Linux-Kernel wird ggf. nicht unterstützt. Es wird jedoch ein Backport des Kernels von der darauffolgenden stabilen Debian-Veröffentlichung (die dann typischerweise zu diesem Zeitpunkt bereits unter Debian LTS gepflegt wird) angeboten. Im Falle von Debian 8 Jessie ist dies der Linux-Kernel 4.9 aus Debian 9 Stretch.
-
Für bestimmte Pakete können keine Sicherheitsaktualisierungen angeboten werden, selbst wenn sich ein Sponsor finden würde, weil von den Entwicklern der Software der Unterstützungszeitraum abgelaufen ist. So z.B. für MariaDB 10.0. Für andere Pakete wird die Unterstützung vor Ende der erweiterten Langzeitunterstützung enden, so z.B. Tomcat 7 und OpenJDK 7.
Die aktuellen Details zu den Einschränkungen als auch wie man Sponsor von Debian ELTS werden kann, ist auf der ELTS-Webseite von Freexian [Freexian-ELTS] erklärt.
Um die von der erweiterten Langzeitunterstützung bereitgestellten
Paketaktualisierungen nutzen zu können, müssen Sie im Gegensatz zu
Debian LTS zwei Dinge tun — 1.) ein weiteres APT-Repository zu Ihrer
/etc/apt/sources.list
(oder einer Datei im Verzeichnis
/etc/apt/sources.list.d/
) hinzufügen, und 2.) den PGP-Schlüssel des
Extended-LTS-Projektes importieren. Wie das erfolgt, ist im 'Debian
ELTS-HowTo [Debian-ELTS-HowTo] beschrieben. Im Folgenden dazu eine
kurze Zusammenfassung:
Der erste Schritt ist das Herunterladen des aktuellen Schlüsselrings des
Projektes als .deb
-Paket von
https://deb.freexian.com/extended-lts/pool/main/f/freexian-archive-keyring/
. Das Vertrauen liegt hierbei nur auf dem HTTPS-Zertifikat des Webservers.
Danach wird das heruntergeladene Paket mit Administrator-Rechten (d.h. als
root
oder z.B. mittels sudo
) über den Aufruf dpkg -i
freexian-archive-keyring*.deb
installiert. Nun wird das APT-Repository
durch das Hinzufügen der folgenden Zeile aktiviert:
sources.list
-Eintrag für Extended LTS# Generisch (passende Veröffentlichung und Archiv-Bereiche anpassen)
deb http://deb.freexian.com/extended-lts veröffentlichung-lts sektionen
# Beispiel für Debian 8 Jessie mit allen Archiv-Bereichen
deb http://deb.freexian.com/extended-lts jessie-lts main contrib non-free
# Beispiel für Debian 9 Stretch mit allen Archiv-Bereichen
deb http://deb.freexian.com/extended-lts stretch-lts main contrib non-free
Abschließend ist noch apt update
oder ein Äquivalent aufzurufen, um
die ELTS-Paketlisten herunterzuladen. Sind bereits Aktualisierungen
verfügbar, so kann man diese direkt auch mit apt upgrade
oder ggf.
apt full-upgrade
einspielen.
2.11. Benennung einer Paketdatei
Während der Benutzung von dpkg
, APT oder aptitude
sind Sie sicher
schon mit den etwas langen und auf den ersten Blick kurios anmutenden
Dateinamen der einzelnen Pakete in Berührung gekommen. Die Benennung
einer Paketdatei folgt einem ausgeklügelten Schema
[Krafft-Debian-System144]. Dieses Schema ist eine Konvention, die
leider bei Paketen aus Drittquellen oft nicht eingehalten wird.
Der Dateinamen besteht aus den drei Feldern Paketname, Version und Architektur, welche durch einen Unterstrich _ voneinander abgegrenzt werden, plus einem Punkt und der Dateiendung .deb. Gemäß den Debian-Richtlinien [Debian-Policy-Manual] sind in o.g. Feldern nur ASCII-Zeichen zulässig. Unterstriche, Leerzeichen und Umlaute sind nicht gestattet. Das hilft dabei, Missverständnissen vorzubeugen und die Paketenamen mit allen Zeichensätzen anzeigen zu können.
2.11.1. Paketname
Feld 1 bezeichnet den Namen des Pakets, welches durch die Paketdatei
bereitgestellt wird. Die Paketdatei iceweasel_3.5.16-12_i386.deb
ist
ein Binärpaket (Dateiendung .deb
) und beinhaltet den Webbrowser
Iceweasel in der Version 3.5.16 für die Architektur i386.
Darüberhinaus existieren bei der Benennung eine Reihe von Gepflogenheiten in Form von Präfixen und Suffixen. Diese stellen kein „muss“ dar, vereinfachen aber die Handhabung insgesamt sowie die Paketklassifikation und die spätere Recherche nach Paketen.
Beginnt der Paketname mit der Zeichenkette lib
, handelt es sich meist
um eine Bibliothek, auf englisch library. Als Beispiel seien hier die
beiden XML-Bibliotheken libxml2-utils und libxml2 genannt. Aus dem
Schema fallen allerdings die Komponenten zu LibreOffice wie
libreoffice-writer (Textverarbeitung Writer) und libreoffice-calc
(Tabellenkalkulation Calc) heraus.
Endet der Paketname mit dem Suffix -dev
wie bspw. in libxslt1-dev,
beinhaltet das Paket Kopfdateien (engl. header files), die nur
notwendig sind, wenn Sie Programme unter Nutzung der dazugehörigen
Bibliothek entwickeln. dev ist die gebräuchliche englische Abkürzung
für development. Im Paket libxslt1-dev befinden sich beispielsweise
die Kopfdateien zur XSLT-1-Bibliothek.
Das Suffix -doc
weist auf Dokumentation hin, welches häufig noch von
einer Abkürzung für die jeweilige Sprache gefolgt wird. Der Paketname
aptitude-doc-es beinhaltet bspw. die spanische Übersetzung der
Dokumentation zu aptitude
.
Die Suffixe -common
und -data
deuten an, dass das Paket Dateien
beinhaltet, die von mehreren Teilen eines Programms gemeinsam genutzt
werden. Als Beispiel sei hier wireshark-common genannt, welches sowohl
die Daten für die graphische Variante des Netzwerktools wireshark, als
auch für die textbasierte Version tshark beinhaltet.
2.11.2. Versionsnummer
Feld 2 spiegelt eine Reihe unterschiedlicher Informationen und Zustände wieder, aus dem Sie den Versionsstand und -verlauf eines Pakets erkennen. Die Versionsangabe kann sowohl numerische Zeichen (Ziffern), als auch nichtnumerische Zeichen wie Punkte, Tilden und Buchstaben beinhalten.
Handelt es sich um ein nicht-natives Debian-Paket, besteht die
Versionsnummer aus der Upstream-Version und der Debian-Revision. Bei
dem Paket smartpm_1.4-2_all.deb für smartpm (siehe
[gui-smartpm]) ist die Angabe 1.4 die Upstream-Version und die
darauffolgende mit einem Minus -
abgetrennte 2
steht für die
zweite Debian-Revision. Hier liegt also das zweite Debianpaket vor,
welches auf der Upstream-Version 1.4 basiert. Beinhaltet die
Versionsnummer mehrere Bindestriche, ist immer der letzte Bindestrich
der Trenner zwischen der Upstream-Version und der
Debian-Revisionsnummer.
Handelt es sich hingegen um ein natives Debian-Paket, d.h. eine
Software, die ausschließlich als Debian-Paket vertrieben wird, gibt es
keine Debian-Revisionsnummer und die Versionsnummer des Pakets ist
identisch mit der Versionsnummer der Software. Für das Paket
dpkg_1.17.25_i386.deb zu dpkg
ist das 1.17.25.
Ändert sich bei der Aktualisierung (Upstream) die Versionsangabe so grundlegend, dass die neuere Version eine kleinere Versionsnummer hat als die vorherige Version, so muss der Paketversion die Angabe einer mit einem Doppelpunkt abgetrennten Epoche hinzugefügt werden. Ist bspw. die vorhergehende Versionsnummer 2013.06.06-4 (Upstream-Version 2013.06.06 Revision 4), entspricht das der Epoche 0 und ist identisch zu 0:2013.06.06-4. Die Folgeversion wird dann 1:1.0-1, d.h. Epoche 1, Upstream-Version 1.0 und Revision 1.
Um eine spätere alphanumerisch korrekte Sortierung anhand des
Releasestatus zu ermöglichen, sind eine bzw. mehrere
aufeinanderfolgende Tilden ~
zulässig. Damit wird bspw. die Version
1.0~beta1
vor der Version 1.0
einsortiert. Diese Schreibweise kam
zuerst bei Debian auf, wurde mittlerweile aber auch von anderen
Open-Source-Projekten übernommen.
Zudem sind eine Reihe von Suffixen gebräuchlich. Diese gelten zwar nur als Konvention, werden aber auch an einigen Stellen erwartet.
-
+nmu<n>
-
Non-Maintainer-Upload (NMU) eines nativen Pakets. Das bezeichnet eine Paketversion, die nicht vom Verantwortlichen (Maintainer) des Pakets stammt. Bspw. bezeichnet die Datei
adduser_3.113+nmu3_all.deb
das Paket adduser als dritten Non-Maintainer-Upload basierend auf der Version 3.113 des Maintainers. -
-<x>.<y>
-
Debian-Revisionsnummer eines Non-Maintainer-Upload (NMU) eines nicht-nativen Pakets. Dabei bezeichnet
<x>
die letzte Revision des Maintainers (oder0
, falls es keine solche gab) und<y>
die Nummer des NMU basierend auf dieser Revision des Maintainers. So ist z.B. die Dateibash_4.2+dfsg-0.1_i386.deb
das Debianpaket bash als Non-Maintainer-Upload einer neuen Upstreamversion basierend auf der Veröffentlichung 4.2. Hingegen bezeichnet die Angabe 4.2-2.1 den ersten Non-Maintainer-Upload, welcher auf der Basis der Maintainer-Version 4.2-2 erstellt wurde. -
+b<n>
-
Kennzeichnung eines Binären Non-Maintainer-Uploads (BinNMU). Das bezeichnet eine Übersetzung des Pakets ohne vorherige Änderung des Quellcodes. Das tritt bspw. dann auf, wenn sich die Abhängigkeiten zum Bauen des Pakets geändert haben (sogenannte build-dependencies). Die Angabe
123-4+b2
steht dabei für den zweiten Erstellungsdurchlauf des Pakets aus den Quellen der Version123-4
. Ubuntu verwendet dafür stattdessen die Syntax123-4build2
. -
~bpo<x>+<y>
-
Backports (siehe [debian-backports]) bezeichnen eine Rückportierung einer neueren Version auf die aktuelle Veröffentlichung. Dabei steht das Kürzel
bpo
fürbackports.org
, dem Namen des Backports-Projektes, bevor es in Debian integriert wurde. Die Angabe123-3~bpo8+2
steht bspw. für eine Rückportierung der Upstream-Version 123-3 auf Debian 8 Jessie. Die Ziffer 2 deklariert das Paket die zweite Backports-Revision des Paket. -
+deb<x>u<y>
-
stabiles Update. Die Angabe
121-3+deb7u2
steht für das zweite stabile Update des Pakets mit der Version 121-3 in Debian 7 Wheezy (<x>=7 und <y>=2). -
ubuntu<n>
-
ein Debianpaket, welches für Ubuntu angepasst wurde.
<n>
bezeichnet die Ubuntu-Revisionsnummer, so bspw.121-3ubuntu4
für die vierte Ubuntu-Revision des Debian-Pakets mit der Versionsnummer121-3
.
2.11.3. Architektur oder Plattform
Feld 3 in der Versionsangabe gibt an, für welche Architektur das
vorliegende Paket übersetzt wurde. Die Benennung entspricht den
Bezeichnungen, wie sie unter Debian-Architekturen in
[debian-architekturen] aufgelistet sind. Die Angabe
asterisk_1.8.13.1~dfsg-3+deb7u1_armhf.deb
beschreibt die Paketierung
der Telefoniesoftware Asterisk für die ARM-Plattform mit
Hardware-Floating-Point-Unterstützung. Im Gegensatz dazu ist das Paket
asciidoc_8.5.2-1_all.deb
plattformunabhängig einsetzbar.
2.12. Multiarch einsetzen
dpkg
führt eine Liste mit allen Architekturen, für die es Pakete
installiert bzw. installieren darf. Diese Liste befindet sich in der
Datei /var/lib/dpkg/arch
und existiert allerdings nur, sofern Sie
zuvor auch Fremdarchitekturen ergänzt haben. Das nachfolgende Beispiel
stammt von einem System mit amd64
als Basisarchitektur und i386
als
Fremdarchitektur.
$ cat /var/lib/dpkg/arch
amd64
i386
$
Die erste Architektur in dieser Datei ist die Basisarchitektur. Diese
geben Sie mit der dpkg
-Option --print-architecture
aus. Früher bzw.
bei älteren dpkg
-Versionen heißt die Option
--print-installation-architecture
. Die Fremdarchitekturen zeigen Sie
mit dpkg --print-foreign-architectures
an.
Über die beiden dpkg
-Optionen --add-architecture
und
--remove-architecture
erweitern bzw. reduzieren Sie die Liste
entsprechend. Beim Aufruf geben Sie dazu jeweils noch die gewünschte
Architektur als Parameter an, bspw. dpkg --add-architecture i386
,
wenn Sie zusätzlich die Architektur für 32-Bit-PCs nutzen wollen, weil
es die von Ihnen gewünschte Software nur für 32-Bit-Systeme gibt.
Während des Vorgangs schreibt dpkg
diese Änderung zuerst in eine
temporäre Datei namens /var/lib/dpkg/arch-new
. Wurden alle anderen
Änderungen erfolgreich vorgenommen, benennt dpkg
diese Datei in
/var/lib/dpkg/arch
um.
Anmerkung
|
Installation von Paketen für fremde Architekturen
Bitte berücksichtigen Sie bei Ihrer Softwareplanung, dass nicht jedes Paket für alle Plattformen verfügbar ist. Wenn es verfügbar ist und Sie es erfolgreich auf Ihrem System installieren konnten, heißt das nicht automatisch, dass es auch auf Ihrer Architektur funktioniert, sondern nur, dass die Paketverwaltung alle benannten Paketabhängigkeiten erfüllen konnte. |
Anmerkung
|
Löschen einer Fremdarchitektur
Das Entfernen einer Fremdarchitektur gelingt Ihnen nur dann, wenn keine Pakete (mehr) für diese Architektur auf Ihrem System installiert sind. Wie Sie Pakete architekturbezogen deinstallieren, lesen Sie in [pakete-deinstallieren] nach. |
2.12.1. Multiarch-Beispiel: Installieren eines 32-Bit-Pakets auf einem 64-Bit-System
Ein vollständiges Beispiel für den Einsatz von multiarch ist die
Nutzung des Forth-Interpreters pforth
auf einem 64-bittigen Debian
(Architektur amd64). pforth
ist über das gleichnamige Paket bislang
nur nativ für 32-Bit-Betriebssysteme verfügbar. Gleiches betrifft das
recht weit verbreitete, aber nicht-quelloffene Kommunikationsprogramm
Skype [Skype]. Eine passende Schritt-für-Schritt-Anleitung finden Sie
im Debian Wiki [Debian-Wiki-Skype].
Im Folgenden zeigen wir Ihnen anhand des vorgenannten Pakets pforth
,
wie eine solche Installation abläuft und insbesondere, welche
Einzelschritte wir dabei für beachtenswert halten. Zunächst überprüfen
Sie mittels dpkg
und dessen Option --print-architecture
die derzeit
benutzte Architektur Ihres Systems – im hier betrachteten Fall ist es
amd64. Danach ergänzen Sie die Liste der Architekturen via dpkg
--add-architecture i386
um i386 als weitere Plattform, für die Ihr
System Pakete akzeptiert. Ob der Vorgang erfolgreich war, zeigt Ihnen
der Parameter --print-foreign-architectures
von dpkg
an. Damit
erhalten Sie eine Übersicht zu allen „Fremdarchitekturen“, die ihr
Debiansystem derzeit akzeptiert.
dpkg
# dpkg --print-architecture
amd64
# dpkg --add-architecture i386
# dpkg --print-foreign-architectures
i386
#
Nun aktualisieren Sie die lokale Liste der verfügbaren Pakete
mittels apt-get update
, wobei APT nun auch die Informationen
zu den Paketen der neu hinzugefügten Architektur herunterlädt.
# apt-get update
Ign http://ftp.ch.debian.org jessie InRelease
Hit http://ftp.ch.debian.org jessie Release.gpg
Hit http://ftp.ch.debian.org jessie Release
Hit http://ftp.ch.debian.org jessie/main amd64 Packages
Get:1 http://ftp.ch.debian.org jessie/main i386 Packages [6769 kB]
Hit http://ftp.ch.debian.org jessie/main Translation-en
Fetched 6769 kB in 6s (1005 kB/s)
Reading package lists... Done
Als nächsten Schritt prüfen Sie mit dem Aufruf apt-cache policy
, für
welche akzeptierte Architektur das von Ihnen gewünschte Paket
bereitsteht. Die Details zum Aufruf von apt-cache
finden Sie unter
„Aus welchem Repo kommen die Pakete“ in
[aus-welchem-repo-kommen-die-pakete].
apt-cache
# apt-cache policy pforth
pforth:i386:
Installed: (none)
Candidate: 21-12
Version table:
21-12 0
990 http://ftp.ch.debian.org/debian/ jessie/main i386 Packages
#
Sie ersehen aus der obigen Ausgabe, dass das Paket bislang noch nicht auf Ihrem System installiert ist. Es steht für die Architektur i386 und die Veröffentlichung Debian 8 Jessie bereit. Nun können Sie das Paket pforth installieren. Das zieht u.a. das essentielle Paket libc6 für die Architektur i386 nach sich, um die Abhängigkeiten zum Paket pforth zu erfüllen.
# apt-get install pforth
Reading package lists... Done
Building dependency tree
Reading state information... Done
The following extra packages will be installed:
gcc-4.9-base:i386 libc6:i386 libgcc1:i386
Suggested packages:
glibc-doc:i386
Recommended packages:
libc6-i686:i386
The following NEW packages will be installed:
gcc-4.9-base:i386 libc6:i386 libgcc1:i386 pforth:i386
0 upgraded, 4 newly installed, 0 to remove and 27 not upgraded.
Need to get 4,252 kB of archives.
After this operation, 9,727 kB of additional disk space will be used.
Do you want to continue? [Y/n] y
Get:1 http://ftp.ch.debian.org/debian/ jessie/main gcc-4.9-base i386 4.9.1-15 [158 kB]
Get:2 http://ftp.ch.debian.org/debian/ jessie/main libc6 i386 2.19-11 [3,977 kB]
Get:3 http://ftp.ch.debian.org/debian/ jessie/main libgcc1 i386 1:4.9.1-15 [48.2 kB]
Get:4 http://ftp.ch.debian.org/debian/ jessie/main pforth i386 21-12 [69.1 kB]
Fetched 4,252 kB in 0s (20.5 MB/s)
Preconfiguring packages ...
Selecting previously unselected package gcc-4.9-base:i386.
(Reading database ... 474485 files and directories currently installed.)
Preparing to unpack .../gcc-4.9-base_4.9.1-15_i386.deb ...
Unpacking gcc-4.9-base:i386 (4.9.1-15) ...
Selecting previously unselected package libc6:i386.
Preparing to unpack .../libc6_2.19-11_i386.deb ...
Unpacking libc6:i386 (2.19-11) ...
Replacing files in old package libc6-i386 (2.19-11) ...
Selecting previously unselected package libgcc1:i386.
Preparing to unpack .../libgcc1_1%3a4.9.1-15_i386.deb ...
Unpacking libgcc1:i386 (1:4.9.1-15) ...
Selecting previously unselected package pforth.
Preparing to unpack .../archives/pforth_21-12_i386.deb ...
Unpacking pforth (21-12) ...
Processing triggers for man-db (2.7.0-1) ...
Setting up gcc-4.9-base:i386 (4.9.1-15) ...
Setting up libc6:i386 (2.19-11) ...
Setting up libgcc1:i386 (1:4.9.1-15) ...
Setting up pforth (21-12) ...
Processing triggers for libc-bin (2.19-11) ...
#
In o.g. Fall wurde das Paket libc6
als Abhängigkeit auch für die
Architektur i386 installiert. Sie erkennen das daran, dass neben dem
Namen des Pakets auch die Architektur angegeben wird. Als Trennzeichen
in der Ausgabe fungiert hier ein Doppelpunkt.
Abschließend überprüfen Sie mittels dpkg
, für welche Architekturen
die Pakete pforth
und libc6
auf Ihrem System installiert sind.
# dpkg -l pforth libc6
Desired=Unknown/Install/Remove/Purge/Hold
| Status=Not/Inst/Conf-files/Unpacked/halF-conf/Half-inst/trig-aWait/Trig-pend
|/ Err?=(none)/Reinst-required (Status,Err: uppercase=bad)
||/ Name Version Architecture Description
+++-==============-============-============-=================================
ii libc6:amd64 2.19-11 amd64 GNU C Library: Shared libraries
ii libc6:i386 2.19-11 i386 GNU C Library: Shared libraries
ii pforth 21-12 i386 portable Forth interpreter
#
Im letzten Schritt probieren Sie aus, ob das frisch installierte 32-Bit-Programm auch unter Ihrem 64-Bit-Betriebssystem funktioniert. Dazu rufen Sie das Programm auf.
pforth
$ pforth
PForth V21
pForth loading dictionary from file /usr/lib/pforth/pforth.dic
File format version is 8
Name space size = 120000
Code space size = 300000
Entry Point = 0
Little Endian Dictionary
Begin AUTO.INIT ------
...
$
2.13. Paket-Priorität und essentielle Pakete
Jedes Paket beinhaltet ein Feld namens Priority
– englisch
für „Priorität“. Dabei geht es aber weniger um eine Rangfolge von
Paketen, sondern um die Wichtigkeit eines Pakets bzw. um die
Wahrscheinlichkeit, dass Sie dieses Paket installieren möchten.
Debian kennt die folgenden fünf Prioritätsstufen:
-
erforderlich (required)
-
wichtig (important)
-
standard (standard)
-
optional (optional)
-
extra (extra)
Die Begriffe in Klammern geben die Schlüsselworte wieder, die in der Paketbeschreibung genutzt werden. Jede dieser o.g. Stufen hat eine bestimmte Bedeutung.
Tipp
|
Auflistung der Pakete mit einer festgelegten Priorität
In [pakete-nach-prioritaeten-finden] lesen Sie, wie Sie mit |
2.13.1. Prioritätsstufe „erforderlich“ (required)
Dieser Prioritätsstufe sind Pakete zugeordnet, die für die korrekte
Funktion des Betriebssystem unbedingt erforderlich sind. Dazu gehören
beispielsweise dpkg, coreutils für die GNU Core Utilities mit den
Befehlen wie ls
, rm
, cp
, mv
, das Init-System (seit Debian 8
Jessie das Metapaket init) und die C-Standard-Bibliotheken (libc6
auf den meisten Architekturen).
Entfernen Sie eines oder mehrere Pakete mit dieser Prioritätsstufe, kann
das Ihre Installation so stark beschädigen, dass selbst das Werkzeug
dpkg
nicht mehr funktioniert.
Systeme, die nur aus Paketen der Prioritätsstufe „erforderlich“
bestehen, sind zwar lauffähig, aber im Normalfall nahezu unbenutzbar, da
z.B. Pakete wie APT, less oder ein Texteditor fehlen. Die
letztgenannten sind zum Betrieb nicht zwingend
erforderlich
[Hat z.B. ein System keine Netzwerkanbindung
und wird deswegen nur sehr selten aktualisiert, ist APT nicht notwendig.
Aktualisierungen können auch auf anderen Wegen, bspw. via USB-Stick oder
SD-Karte mittels dpkg
eingepflegt werden. Allerdings sind dann
Abhängigkeiten ggf. manuell aufzulösen. Bei reinen Paketaktualisierungen
ist dies nur sehr selten ein Problem, da die Abhängigkeiten im
Normalfall auch schon von der vorherigen Paketversion gebraucht
wurden.]
.
2.13.2. Prioritätsstufe „wichtig“ (important)
In diese Prioritätsstufe gehören alle Pakete, die auf jedem UNIX- bzw. Debian-System zu erwarten sind oder ohne die das System nur sehr schwierig zu warten wäre. Das schließt auch Server ohne Monitor mit ein.
Als Pakete gehören neben apt u.a. gnupg und debian-archive-keyring
für den Debian-Archiv-Schlüsselring zum Überprüfen der Signaturen von
Paketlisten (siehe [bezogenes-paket-verifizieren]) dazu, ebenso
OpenSSL, ein DHCP-Client, zwei Texteditoren (eine abgespeckte Variante
von Vim sowie Nano), Kommandozeilenwerkzeuge zur Prozessverwaltung
(ps
, kill
, free
, top
, uptime
aus dem Paket procps), ein
Syslog-Daemon, ein Cron-Daemon, Man-Pages, Netzwerk-Programme wie
ping
, traceroute
und iptables
sowie das
Netzwerkschnittstellenverwaltungssystem ifupdown
.
Diese Prioritätsstufe beinhaltet weder große Applikationen noch graphische Programme. Insbesondere gehören weder GNU Emacs noch TeX noch das X Window System oder das xterm in diese Kategorie.
2.13.3. Prioritätsstufe „standard“ (standard)
Haben Sie alle Pakete dieser Prioritätsstufe installiert, verfügen Sie über ein nicht allzu großes, aber auch nicht zu unkomfortables System ohne graphische Bedienoberfläche. Ein solches System wird im Debian Installer ausgewählt, wenn Sie als Administrator bei der Installation nicht explizit etwas anderes festlegen. Es enthält nur wenige größere Anwendungen und Daemons.
Dazu gehören u.a. ein abgespeckter Exim als lokales
Mail-Server-Programm, die E-Mail-Programme mutt
und mailx
, eine
vollständige Perl-Installation (d.h. Perl mitsamt allen
„Core“-Modulen
[Perl selbst und ein paar wenige
Perl-Module sind im Paket perl-base welches „essentiell“ ist.]
),
Python, Client-Anwendungen für SSH, FTP, Telnet, NFS und Whois, ein
Text-Modus-Webbrowser (w3m
) und der allgegenwärtige
Textdateien-Betrachter less
. Außerdem ist reportbug
enthalten, ein
Programm zum Melden von Fehlern in Debian (siehe dazu „Bugreports
anzeigen“ in [bugreports-anzeigen]).
2.13.4. Prioritätsstufe „optional“ (optional)
Dies ist in gewisser Weise der Standardwert für die Priorisierung eines Pakets. Alle Pakete, die in keine der anderen Stufen gehören, werden dieser Prioritätsstufe zugeordnet. Sie enthält deswegen auch den Großteil aller Pakete in Debian. Optional bedeutet in diesem Kontext, dass diese Pakete nicht von jedermann benötigt werden.
2.13.5. Prioritätsstufe „extra“ (extra)
In dieser Prioritätsstufe sind einerseits Pakete, die im Konflikt mit Paketen aus den anderen Prioritätsstufen stehen. Dazu zählen z.B. alternative Mail-Transport-Agents wie Postfix, alternative Cron-Daemons wie Cronie oder alternative Syslog-Daemons wie Syslog-NG oder die Syslog-Implementation aus Busybox.
Andererseits enthält sie aber auch Pakete, die nur in ganz bestimmten Fällen gebraucht werden, z.B. Programme zur Nutzung exotischer Hardware oder nur in bestimmten Umfeldern vorkommenden Daten, Pakete mit Debug-Symbolen für andere Pakete, Übergangspakete, etc. Beispielsweise sind viele Pakete aus dem Bereich „Wissenschaft“ mit dieser Priorisierung versehen.
2.13.6. Markierung „essentiell“ (essential)
Zusätzlich zu den bereits oben vorgestellten Prioritäten gibt es noch die Markierung essential. Diese Markierung tragen nur sehr grundlegende Pakete.
Essential: yes
Pakete mit dieser Markierung müssen nicht explizit als Abhängigkeit bei anderen Paketen deklariert werden. In der Regel sind alle Pakete der Prioritätsstufe „erforderlich“ in dieser Form markiert, von denen kein anderes Paket dieser Stufe abhängt. Somit wird auch bei der Entfernung eines nicht-essentiellen Pakets der Stufe „erforderlich“ gewarnt. Das passiert jedoch nicht, wenn bei einer Umbenennung eines solchen Pakets das alte Paket entfernt wird, um für das neue Paket Platz zu machen oder weil es nicht mehr gebraucht wird (d.h. irgendwann nicht mehr notwendig ist).
Unter „Pakete nach Prioritäten finden“ in [pakete-nach-prioritaeten-finden] lesen Sie, wie Sie auflisten, welche Pakete genau auf Ihrer Version von Debian als essentiell markiert sind.
Weiterhin hat die Markierung „essentiell“ den Effekt, dass sich
beispielsweise auch dpkg
weigert, solche Pakete zu entfernen. Mit dem
zusätzlichen Parameter --force-remove-essential
übergehen Sie diese
Voreinstellung und können die Aktion trotzdem durchführen (siehe dazu
„Paketoperationen erzwingen“ in [paketoperationen-erzwingen]).
apt-get
und aptitude
entfernen diese Pakete nur nach Eingabe des
vollständigen Satzes „Ja, tue was ich sage!“ (apt-get
) bzw. „Mir ist
klar, dass das eine sehr schlechte Idee ist.“ (aptitude
). Diese Sätze
werden jeweils in der eingestellten Sprache Ihres Debiansystems
angezeigt (Lokalisierung), sofern eine Übersetzung vorhanden ist.
Nachfolgendes Beispiel zeigt die Bildschirmausgabe vor der Entfernung
des Pakets init [Debian-Paket-init].
apt-get
vor der Entfernung des essentiellen Pakets init# apt-get remove init
Paketlisten werden gelesen... Fertig
Abhängigkeitsbaum wird aufgebaut.
Statusinformationen werden eingelesen.... Fertig
Die folgenden Pakete werden ENTFERNT:
init
WARNUNG: Die folgenden essentiellen Pakete werden entfernt.
Dies sollte NICHT geschehen, außer Sie wissen genau, was Sie tun!
init
0 aktualisiert, 0 neu installiert, 1 zu entfernen und 0 nicht aktualisiert.
Nach dieser Operation werden 29,7 kB Plattenplatz freigegeben.
Sie sind im Begriff, etwas potentiell Schädliches zu tun.
Zum Fortfahren geben Sie bitte »Ja, tue was ich sage!« ein.
?]
2.14. Verbreitungsgrad von Paketen
Wie bereits deutlich wurde, besteht die Distribution Debian GNU/Linux aus einer sehr großen Anzahl Paketen. In dieser Vielfalt spiegeln sich die Interessen der Benutzer sehr deutlich wieder.
Das Debian Quality Assurance Team (kurz QA Team) [DebianQA] sorgt dafür, dass eine möglichst hohe Softwarequalität in Debian gehalten wird. Neben den Werkzeugen zur Qualitätssicherung (siehe „Qualitätskontrolle“ in [qualitaetskontrolle]) gehören dazu die Trendforschung, die Bestandsaufnahme und eine Auswertung darüber, ob und vor allem wie häufig ein Paket installiert wird. Das sagt zwar nicht unbedingt etwas darüber aus, ob es tatsächlich verwendet wird, aber es zeigt, ob an einem Softwarepaket prinzipiell Interesse besteht. Dieser Aspekt fließt mit ein, um zu entscheiden, ob ein Paket weiterhin Bestandteil des Softwareumfangs von Debian bleibt.
Diese Analyse geht direkt auf den Ursprung von Debian zurück und versucht eine Antwort darauf zu geben, welche Software die Benutzer verwenden. Unmittelbare Ergebnisse sind die Auswahl der Softwarepakete, die in Debian bereitstehen und für diese Distribution gepflegt werden, weiterhin die Einordnung in die entsprechenden Kategorien (siehe [sortierung-der-pakete-nach-verwendungszweck]) und die Priorisierung (siehe [paket-prioritaet-und-essentielle-pakete]). Für die Zusammenstellung von Installationsimages spielt der Nutzungsgrad eine große Rolle – Pakete, die häufiger genutzt werden, haben eine größere Chance, auf die ersten Installationsimages zu gelangen.
Grundlage für die erfassten Daten ist das Projekt Popcon – der Debian Popularity Contest [Debian-Popularity-Contest]. Die Benutzung ist freiwillig und über dessen Teilnahme entscheiden Sie als Benutzer selbst. Voraussetzung dafür ist die Installation des Pakets popularity-contest und dessen Aktivierung.
Danach wird in regelmäßigen Abständen — i.d.R. wöchentlich — der Softwarebestand (d.h. die installierten Pakete) erfasst, an das Popcon-Projekt übertragen und danach anonymisiert ausgewertet. Über die Projektwebseite erfolgt eine tabellarische Übersicht und eine graphische Auswertung. [fig.popcon-nginx] zeigt beispielhaft das Ergebnis für das Paket nginx.
2.14.1. Verschiedene Metriken
Neben der Architektur der Installation und welche Pakete installiert sind, erfasst Popcon anhand der Zeitstempel im Dateisystem außerdem noch folgende Daten für jedes installierte Paket:
-
Wann wurde das Paket zuletzt aktualisiert oder installiert? Dies wird für den Graphen recent (kürzlich) verwendet und anhand des Zeitstempels der Dateien des Pakets unter
/var/lib/dpkg/info
eruiert. -
Wann wurde zuletzt auf ausführbare Dateien des Pakets zugegriffen? Dies wird für die Graphen vote (dafür stimmen) und old (alt) verwendet und anhand der Zeitstempel des Zugriffs (atime) von Programmdateien des Paketes eruiert.
Werden weder Änderungszeitstempel noch Zugriffszeitstempel beim Projekt mitgeliefert, wird das Paket im Graphen no-files (keine Dateien) aufgelistet.
2.14.2. Vergleichen von Paketen
Unter dem Debian Popcon Graph [Debian-Popcon-Graph] können Sie dies sogar benutzen, um den Verlauf der Beliebtheit von Paketen gegenüberzustellen. [fig.popcon-screen-vs-tmux] zeigt beispielhaft einen Vergleich zwischen screen und tmux in den beiden Metriken installed und vote.
2.15. Lokale Paketmarkierungen
Ein installiertes Debianpaket kann zusätzliche, lokale Markierungen besitzen. Diese beeinflussen z.B. dessen Aktualisierung oder — wenn kein anderes Paket mehr von ihm abhängt — veranlassen oder verhindern auch seine automatische Deinstallation.
2.15.1. Paketmarkierungen, die von verschiedenen Programmen genutzt werden
Diese Markierungen werden teilweise bereits automatisch von APT und
aptitude
gesetzt, wenn es Pakete installiert, entfernt oder
aktualisiert. Als Systembetreuer können Sie jederzeit eingreifen und die
Markierungen eigenhändig setzen und entfernen.
Die folgenden Paketmarkierungen sind in Benutzung:
- automatisch installiert (automatic)
-
das Paket wurde automatisch installiert, i.d.R. als Abhängigkeit eines anderen Pakets (siehe „Paketabhängigkeiten anzeigen“ in [paketabhaengigkeiten-anzeigen]). Diese Markierung veranlasst, dass dieses Paket wieder entfernt wird, wenn keine weiteren, installierten Pakete mehr von diesem abhängen.
- manuell installiert (manual)
-
das Paket wurde manuell, d.h. explizit installiert. Diese Markierung verhindert, dass dieses Paket automatisch mit entfernt wird, wenn kein weiteres Paket mehr von ihm abhängt (siehe „Umgang mit Waisen“ in [umgang-mit-waisen]).
- halten (hold)
-
das Paket wird in der vorliegenden, installierten Version auf dem System gehalten und nicht aktualisiert (upgrade) oder deinstalliert (siehe „Pakete aktualisieren“ in [pakete-aktualisieren] und „Pakete deinstallieren“ in [pakete-deinstallieren]).
Die Markierung manuell installiert entspricht defacto dem Nicht-Vorhandensein der Markierung automatisch installiert. Ein Paket hat jeweils immer genau eine der beiden Markierungen manuell installiert oder automatisch installiert.
Die vorgenannten Paketmarkierungen werden von dpkg
(nur hold), APT und
aptitude
ausgewertet. Die Unterscheidung automatisch/manuell
installiert wird dazu in der Datei /var/lib/apt/extended_states
gespeichert, die hold-Markierungen in
/var/lib/dpkg/status
[In früheren
Debian-Veröffentlichungen wurden die hold-Markierungen von
aptitude
und dpkg
getrennt gespeichert und apt-get
wusste nichts
von der hold-Markierung. Auch wurde die automatisch
installiert-Markierung zuerst von aptitude
eingeführt und
dementsprechend anfangs nur in /var/lib/aptitude/pkgstates
gespeichert.]
/var/lib/apt/extended_states
(Ausschnitt)...
Package: gnome-menus
Auto-Installed: 0
Architecture: i386
Package: libfont-afm-perl
Auto-Installed: 1
Architecture: i386
Package: libhtml-parser-perl
Auto-Installed: 1
Architecture: i386
...
/var/lib/dpkg/status
(Ausschnitt)...
Package: awesome
Status: hold ok installed
Priority: optional
Section: x11
Installed-Size: ...
...
2.15.2. Aptitude-spezifische Paketmarkierungen
aptitude
speichert weitere Informationen zu den Paketen eigenständig
in der Datei /var/lib/aptitude/pkgstates
. Dazu gehören:
- Verbotene Versionen (forbid-version/ForbidVer)
-
Von Ihnen als lokaler Administrator nicht erwünschte Version, die nicht installiert wird, auf die nicht aktualisiert wird bzw. die beim Aktualisieren übersprungen wird.
- Neue Pakete (New Packages/Unseen)
-
aptitude
pflegt eine Liste mit neuen Paketen, die in den Paketlisten der abonnierten APT-Repositories aufgetaucht sind. Diese Markierung können Sie mit dem Aufrufaptitude forget-new
zurücksetzen. - Entfernungsgrund (Remove-Reason)
-
aptitude
zeigt an, warum ein Paket entfernt wird: wegen nicht (mehr) erfüllter Abhängigkeiten, wegen Konflikten mit anderen Paketen, oder weil es nicht mehr gebraucht wird (sprich: kein Paket mehr davon abhängt). Wird solch eine Paketentfernung nur vorgemerkt, so speichertaptitude
bis zur Entfernung auch den Grund für diese. - Benutzerspezifische Markierungen (User Tags)
-
Sie als Benutzer dürfen für Pakete mit dem Unterkommando
add-user-tag
eigene Markierungen setzen. Nach diesen suchen Sie im Paketbestand mit dem Muster?user-tag(Muster)
. Muster bezeichnet hier einen Regulären Ausdruck, mit dem Sie die Markierung spezifizieren.
aptitude
-spezifische Zusatzinformationen zu Paketen (Ausschnitt)...
Package: python3-pkg-resources
Architecture: amd64
Unseen: no
State: 1
Dselect-State: 1
Remove-Reason: 0
ForbidVer: 18.8-1
User-Tags: broken-by-807773
...
Diese benutzerspezifischen Markierungen werden auch in der Textoberfläche
(text-based user interface, kurz TUI) von aptitude
angezeigt, jedoch
können Sie diese dort nicht ändern.
2.15.3. Lesen und Anzeigen einer Markierung mit aptitude
Sichtbar werden alle Markierungen zu einem Paket, wenn Sie die Details
dazu erfragen – entweder direkt über die Kommandozeile oder in der
Textoberfläche zu aptitude
. Wir verdeutlichen Ihnen das hier anhand
des installierten und gehaltenen Pakets python-pkg-resources.
Auf der Kommandozeile rufen Sie hierfür aptitude
mit dem Unterkommando
show
gefolgt vom Paketnamen auf. In den Zeilen 2 und 3 der
nachfolgenden Ausgabe erfahren Sie einerseits, dass das Paket
python-pkg-resources automatisch installiert wurde und die Version 18.8-1
nicht lokal eingespielt werden darf. Darüberhinaus wurde eine manuelle
Markierung vergeben (broken-by-807773
), die kennzeichnet, dass das
Paket defekt ist (broken
). Die Ziffernfolge referenziert die Nummer
des Bugs im Debian Bug Tracking System (BTS) und ermöglicht Ihnen,
nachzulesen, warum der Eintrag da ist.
aptitude
$ aptitude show python-pkg-resources
Paket: python-pkg-resources
Zustand: Installiert
Verbotene Version: 18.8-1
Automatisch installiert: ja
Version: 18.7-1
…
Benutzermarkierungen: broken-by-807773
...
$
In der Textoberfläche von aptitude
bekommt jeder Eintrag in der
Paketliste zusätzliche Buchstaben. Dabei stehen die Buchstaben h
für
hold und A
für automatic (siehe [fig.aptitude-hold]).
aptitude
aptitude
kann ebenfalls nach allen Paketen fahnden, die automatisch
installiert wurden und somit das Flag automatic tragen. Es kennt dazu
das spezielle Muster ?automatic
(Kurzform ~M
) zum Unterkommando
search
. Ausführlicher besprechen wir das in „Automatisch installierte
Pakete mit aptitude
anzeigen“ in
[automatisch-installierte-pakete-mit-aptitude].
2.15.4. Lesen und Anzeigen einer Markierung mit apt-mark
Das Werkzeug apt-mark
ist spezialisiert auf die Paketmarkierungen und
kann Ihnen die Pakete ausgeben, bei denen nur ein bestimmtes Paketflag
gesetzt ist. Es kennt dazu die folgenden sechs Unterkommandos
-
showauto
-
alle automatisch installierten Pakete
-
showmanual
-
alle manuell installierten Pakete
-
showinstall
-
alle Pakete, die zur Installation vorgemerkt sind
-
showhold
-
alle Pakete, deren Zustand beibehalten wird
-
showremove
-
alle Pakete, die zur Entfernung vorgemerkt sind
-
showpurge
-
alle Pakete, die zur Entfernung inklusive der Konfiguration vorgemerkt sind
Nachfolgend sehen Sie beispielhaft nur das Ergebnis des Aufrufs für die
manuell installierten Pakete. Auf automatisch installierte Pakete gehen wir
genauer in [automatisch-installierte-pakete-anzeigen] ein. Dem Umgang mit
dem Unterkommando showhold
für die Verwendung des hold-Flags in der
Praxis ist der Abschnitt „Ausgewählte Pakete nicht aktualisieren“ in
[ausgewaehlte-pakete-nicht-aktualisieren] gewidmet.
apt-mark
# apt-mark showmanual
abiword
acpi
acpi-support
acpi-support-base
...
#
apt-mark
erlaubt keine Eingrenzung, welche Pakete überprüft werden. Es
validiert stets den gesamten Paketbestand.
2.15.5. Setzen und Entfernen einer Markierung mit apt-mark
Die Markierungen automatic und manual werden von den Programmen zur
Paketverwaltung eigenständig gesetzt, wenn Sie Pakete installieren.
Grundlage sind die ausgewerteten Paketabhängigkeiten. Trotzdem können
Sie stets eigenhändig eingreifen, sofern dazu Ihrerseits Bedarf besteht.
apt-mark
kennt dafür diese sechs Schalter:
-
auto
-
automatisch installiert
-
install
-
Paket wird installiert
-
manual
-
Paket wird manuell installiert
-
hold
-
Paket wird beibehalten
-
purge
-
Paket inklusive Konfiguration löschen
-
remove
-
Paket löschen
Damit setzen Sie die entsprechende Markierung für ein angegebenes Paket
explizit. Dazu erwartet apt-mark
als Parameter ein einzelnes Paket oder
eine Paketliste. Die nachfolgende Ausgabe zeigt das Setzen der
Markierung manual für das Paket wireshark.
# apt-mark manual wireshark
wireshark wurde als manuell installiert festgelegt.
#
Für das Halten eines Pakets existieren die Unterkommandos hold
und
unhold
. Welchen konkreten Nutzen das haben kann, erfahren Sie unter
„Ausgewählte Pakete nicht aktualisieren“ in
[ausgewaehlte-pakete-nicht-aktualisieren].
Tipp
|
Liste der Pakete eingrenzen, deren Markierung geändert wird
Um nur eine Auswahl an Paketen zu markieren, erlaubt
Die Datei ist eine Textdatei, in der pro Zeile ein Paketname steht. Mit obigem Aufruf werden alle Pakete auf „manuell installiert“ gesetzt, die in der übermittelten Paketliste angegeben sind. |
2.15.6. Was passiert, wenn Paketmarkierungen geändert werden?
Durch das Setzen von Paketmarkierungen verändert sich die Art und Weise,
wie die Paketabhängigkeiten bewertet werden. dpkg
, apt
, apt-get
und aptitude
respektieren die von Ihnen gesetzten Markierungen. apt
,
apt-get
und aptitude
empfehlen Ihnen bei einer Änderung des
Paketbestands beispielsweise andere Pakete als sonst, um die
Paketabhängigkeiten nicht zu verletzen. Oder sie schlagen vor, bestimmte
Pakete zu entfernen, da sie neu als nicht mehr gebraucht angesehen
werden.
Setzen oder Entfernen Sie bewusst das hold-Flag und legen somit eine Version explizit fest, nehmen Sie Einfluss auf den Zustand Ihres Systems. Wobei Ihnen das von Nutzen sein kann, erklären wir unter „Ausgewählte Pakete nicht aktualisieren“ ([ausgewaehlte-pakete-nicht-aktualisieren]) ausführlicher.
2.15.7. Setzen und Entfernen einer Markierung mit aptitude
Alternativ zu apt-mark
bietet sich auch aptitude
an. Dort heißen
die Unterkommandos etwas anders, ebenso agiert aptitude
vielleicht
ungewohnt. In der Standardeinstellung will es Pakete entfernen, die
mangels geänderter Abhängigkeiten nicht mehr benötigt werden. Im u.g.
Beispiel gibt es z.B. Pakete, die eine Abhängigkeit auf das Paket
wireshark haben, aber keine, die eine Abhängigkeit auf zshdb haben.
Entsprechend will aptitude
es auch direkt entfernen.
aptitude
# aptitude markauto wireshark zshdb
Die folgenden Pakete werden ENTFERNT:
zshdb{u}
0 Pakete aktualisiert, 0 zusätzlich installiert, 1 werden entfernt und 26 nicht aktualisiert.
0 B an Archiven müssen heruntergeladen werden. Nach dem Entpacken werden 451 kB frei werden.
Möchten Sie fortsetzen? [Y/n/?] n
Abbruch.
#
Möchten Sie eine Markierung wieder aufheben, kennt aptitude
den
Schalter unmarkauto
. Das nachfolgende Beispiel demonstriert das
Vorgehen.
aptitude
# aptitude unmarkauto wireshark zshdb
Es werden keine Pakete installiert, aktualisiert oder entfernt.
0 Pakete aktualisiert, 0 zusätzlich installiert, 0 werden entfernt und 26 nicht aktualisiert.
0 B an Archiven müssen heruntergeladen werden. Nach dem Entpacken werden 0 B zusätzlich belegt sein.
#
Dabei fällt auf, das aptitude
im Gegensatz zu apt-mark
nicht angibt,
dass sich eine Markierung geändert oder nicht geändert hat. Stattdessen
informiert es Sie darüber, dass es keine Pakete entfernt oder
aktualisiert. Kurioserweise aktualisiert es (in der Standardeinstellung)
nicht automatisch die Pakete, bei denen die hold-Markierung entfernt
wurde:
aptitude
# aptitude search '~U'
i A awesome - Hochkonfigurierbarer Fenstermanager für X
# aptitude hold awesome
Es werden keine Pakete installiert, aktualisiert oder entfernt.
0 Pakete aktualisiert, 0 zusätzlich installiert, 0 werden entfernt und 26 nicht aktualisiert.
0 B an Archiven müssen heruntergeladen werden. Nach dem Entpacken werden 0 B zusätzlich belegt sein.
# aptitude search '~U'
ihA awesome - Hochkonfigurierbarer Fenstermanager für X
# aptitude unhold awesome
Es werden keine Pakete installiert, aktualisiert oder entfernt.
0 Pakete aktualisiert, 0 zusätzlich installiert, 0 werden entfernt und 26 nicht aktualisiert.
0 B an Archiven müssen heruntergeladen werden. Nach dem Entpacken werden 0 B zusätzlich belegt sein.
# aptitude search '~U'
i A awesome - Hochkonfigurierbarer Fenstermanager für X
#
2.16. Wie finde ich passende Pakete
2.16.1. Paketquellen
Debianpakete sind von verschiedenen Orten und Medien verfügbar. Dazu zählen sowohl Online- als auch Offline-Quellen, bspw. offizielle, private und unternehmenseigene Repositories und Spiegelserver (Mirrors). Für die Recherche und Installation ohne Internetanbindung stehen bspw. vorbereitete Distributionsimages in unterschiedlichen Größen und Zusammenstellungen für CD, DVD, Blu-ray und USB-Stick über die Webseite des Debian-Projekts bereit [Debian-besorgen].
Je nach den persönlichen Vorlieben sowie der Bandbreite der lokalen Internetanbindung ist jeweils die eine oder andere Variante zur Installation empfehlenswert – eine pauschale Empfehlung können wir Ihnen an dieser Stelle leider nicht geben. Für eine Erstinstallation hat sich bei uns die Reihenfolge Bezug und Installation über ein kleines Installationsimage (genannt Netinst-ISO) und die nachfolgende, individuelle Auswahl der zusätzlich noch benötigten Programme über eine Netzwerkinstallation vielfach bewährt. Damit bleiben die eingerichteten Debian-Systeme von Beginn an überschaubar und pflegeleicht und enthalten möglichst wenig Ballast.
Die Auswahl eines Spiegelservers, der zu Ihren technischen Gegebenheiten und Gewohnheiten in der Benutzung Ihres Debian-Systems passt, ist eine Philosophie für sich. Auf die unterschiedlichen Varianten für bereits bestehende Spiegelserver gehen wir genauer in „Geeigneten Paketmirror auswählen“ in [geeigneten-paketmirror-auswaehlen] ein. Was Sie tun müssen, um hingegen einen eigenen Spiegelserver aufzusetzen und zu betreiben, geht über das Basiswissen deutlich hinaus. Wir erklären Ihnen die Vorgehensweise dazu in [eigenen-apt-mirror-aufsetzen].
2.16.2. Paketnamen
Ist Ihnen der Name eines Pakets oder ein Fragment daraus bekannt, stehen
Ihnen alle Möglichkeiten offen. Einerseits helfen Ihnen die Werkzeuge
dpkg
, apt-cache
sowie aptitude
auf der Kommandozeile weiter.
Desweiteren verfügen die graphischen Programme wie beispielsweise
Synaptic (siehe [gui-synaptic]), SmartPM (siehe [gui-smartpm]) oder
auch PackageKit (siehe [gui-packagekit]) über eine entsprechende
Suchfunktion. Für eine Recherche über das Internet hilft Ihnen nicht nur
die Webseite des Debian-Projekts weiter, sondern auch spezielle
Suchmaschinen und Verzeichnisdienste. Alle genannten Varianten stellen
wir Ihnen unter „Pakete über den Namen finden“ in
[pakete-ueber-den-namen-finden] genauer vor.
2.16.3. Paketeigenschaften und Einordnung
Bei den oben angesprochenen Varianten können Sie neben der Einordnung in die jeweilige Paketkategorie (siehe dazu „Sortierung der Pakete nach Verwendungszweck“ in [sortierung-der-pakete-nach-verwendungszweck]) bspw. auch über die Veröffentlichungen (siehe [veroeffentlichungen]), den Maintainer (siehe [paket-nach-maintainer-finden]), den Paketinhalt (siehe [paket-zu-datei-finden]) oder ein Fragment aus dem Paket (siehe [nach-muster-in-einem-paket-suchen]) suchen. Darüber hinaus gibt es eine konzept- und facettenbasierte Suche mit Hilfe von Debtags. Letzteres besprechen wir detailliert unter „Erweiterte Paketklassifikation mit Debtags“ in [erweiterte-paketklassifikation-mit-debtags].
Werkzeuge
1. Paketquellen und Werkzeuge
1.1. Paketquellen
1.1.1. Begriff und Hintergrund
Eine Paketquelle bezeichnet einen Ort, von dem aus Softwarepakete zur Verfügung stehen. Alternativ und gleichbedeutend werden dafür auch die Begriffe APT-Repository, Repository oder ganz kurz nur Repo benutzt. Der Begriff Paketmirror – oder auch komplett eingedeutscht als Paketspiegel – wird ebenfalls gerne verwendet. Letzteres impliziert aber zusätzlich, dass es sich dabei um eine vollständige Kopie einer offiziellen Paketquelle handelt, also z.B. um einen Spiegelserver von Debian oder Ubuntu.
Eine Paketquelle kann dabei aber auch ein externes Speichermedium wie eine CD, DVD, Blu-ray, eine Speicherkarte oder ein USB-Stick sein, aber ebenso ein lokales oder über das Netzwerk angebundenes Verzeichnis auf einer Festplatte. Waren noch vor wenigen Jahren die erstgenannten, festen Installationsmedien üblich, werden heute als Paketquelle aufgrund der weitestgehend flächendeckenden Verfügbarkeit des Internets stattdessen FTP- und HTTP-Server bevorzugt. Damit sind die von Ihnen genutzten Paketquellen stets aktuell.
1.1.2. Benutzte Paketquellen
Welche Paketquellen Sie verwenden, legen Sie bei Debian an zwei Stellen im Verzeichnisbaum fest:
-
in der Datei
/etc/apt/sources.list
-
für primäre Paketquellen
-
in den Dateien im Verzeichnis
/etc/apt/sources.list.d/
-
für sekundäre, zusätzliche Paketquellen. Die Paketverwaltung berücksichtigt alle Dateien in diesem Verzeichnis, die auf
*.list
enden. In der Standardinstallation ist dieses Verzeichnis leer.
Diese Dateien zählen zu den zentralen Komponenten des Debian-Paketsystems. An diesen Einträgen orientieren sich die Werkzeuge zur Paketverwaltung, wenn es um Änderungen im lokalen Paketbestand und entsprechende Aktualisierungen der Pakete auf Ihrem System geht.
Bei der Auswahl der Paketquellen sind Sie nicht auf lediglich eine dieser o.g. Ressourcen beschränkt. Sie können diese beliebig mischen und somit auch Konzepte zur Ausfallsicherung umsetzen. Diese Konstellation kommt genau dann zum Tragen, wenn Ihre primäre Paketquelle nicht in der gewohnten Art und Weise zur Verfügung steht, bspw. bei einem Ausfall des Internetzugangs oder der Wartung des von Ihnen bevorzugten Paketspiegels.
1.1.3. Aufbau und Struktur einer Paketquelle
Jede Paketquelle folgt einer festgelegten Verzeichnisstruktur [Aoki-Debian-Referenz], auf die sich die einzelnen Programme zur Paketverwaltung stützen. Interessant wird diese Struktur genau dann, wenn Sie eine Paketquelle mit selbsterstellten Paketen oder einen eigenen Paketmirror aufsetzen und betreiben möchten (siehe [eigenen-apt-mirror-aufsetzen]).
1.2. Empfehlung zum Ablauf für das Hinzufügen und Ändern von Paketquellen
Wie bereits in [paketquellen-benutzte-paketquellen] ausgeführt, sind die darin benannten Einträge Dreh- und Angelpunkt für alle verwendeten Paketquellen. Erfolgen von Ihnen oder einem Programm Änderungen darin, muss die Paketverwaltung anschließend noch über diese Modifikation informiert werden, damit sie den Paketcache anhand der aktualisierten Liste von Repositories auf den neuesten Stand bringt. Die Paketverwaltung erkennt die vorgenommenen Änderungen nicht von sich aus und wartet auf ihren „Anstoß“. Danach synchronisiert sie die lokal vorliegenden Informationen über die verfügbaren Pakete und deren Abhängigkeiten (siehe [paketcache]) mit den konfigurierten Paketquellen.
Wir empfehlen Ihnen zur Aktualisierung den folgenden Ablauf:
-
Erstellen Sie zuerst eine Sicherheitskopie der entsprechenden Datei, z.B. mit
cp -pv /etc/apt/sources.list /etc/apt/sources.list.backup
. Gegebenenfalls macht das auch Ihr Texteditor automatisch. -
Tragen Sie die neuen oder veränderten Paketquellen nach (siehe [paketquellen-eintragen-und-aendern]) und speichern diese Änderungen ab. Wenn Sie lediglich eine neue Paketquelle hinzufügen, bietet sich dazu das Verzeichnis
/etc/apt/sources.list.d/
an. Der Name dieser Datei muss dann auf.list
enden, bspw.skype.list
für die Paketquelle zum Kommunikationsprogramm Skype. -
Sofern dies keine offiziellen Debian-Repositories sind, verifizieren Sie zusätzlich die Paketquelle, die Sie hinzugefügt oder geändert haben. Unter „Paketquelle auf Echtheit überprüfen“ in [paketquelle-auf-echtheit-ueberpruefen] erfahren Sie, wie das zu erfolgen hat. Offizielle Paketquellen verifizieren Sie mit den bereits mitgelieferten Schlüsseln ihrer Debian-Installation.
-
Aktualisieren Sie die lokalen Paketlisten mit einem der Kommandos namens
apt-get update
,apt update
oderaptitude update
. Bitte beachten Sie dazu auch unsere Anmerkungen unter „Liste der verfügbaren Pakete aktualisieren“ in [liste-der-verfuegbaren-pakete-aktualisieren]. Handelt es sich um ein Upgrade auf eine neue Version Ihrer Distribution, lesen Sie bitte dazu zusätzlich unter „Distribution aktualisieren“ in [distribution-aktualisieren] nach.
Mit dieser Vorgehensweise ist sichergestellt, dass die Paketverwaltung Ihre Veränderungen in der Liste der Paketquellen beachtet hat. Nun können Sie die Pakete aus den geänderten oder neuen Paketquellen zu Ihrem System hinzufügen.
Tipp
|
Mit etwas Automatisierung den Ablauf vereinfachen
Möchten Sie diese Schrittfolge automatisieren, hilft Ihnen das
Kommando |
Im Bedarfsfall können Sie auch auf den Stand vor Ihren Veränderungen
zurückgreifen. Sollte dies erforderlich sein, restaurieren Sie die im
ersten Schritt angelegte Sicherheitskopie oder löschen die zusätzliche,
zuvor angelegte Datei im Verzeichnis /etc/apt/sources.list.d/
.
Anschließend führen Sie das Kommando apt-get update
, apt update
oder aptitude update
erneut aus und gelangen somit auf den vorherigen
Stand zurück.
Tipp
|
Versionierung statt manuellem Backup
Anstatt manuell Backups zu machen, können Sie auch das Verzeichnis
|
1.3. Paketquellen eintragen und ändern
Alle in [paketquellen-benutzte-paketquellen] benannten Dateien sind
Textdateien, die Sie als Benutzer root
mit Hilfe eines Texteditors
direkt bearbeiten, bspw. mit Nano, Vim oder Emacs (siehe
[fig.vim-sources-list] für Vim).
/etc/apt/sources.list
im Texteditor VimDas Werkzeug APT kennt ein Unterkommando edit-sources
:
# apt edit-sources
Es öffnet die Datei /etc/apt/sources.list
wiederum in einem Texteditor
ihrer Wahl zur weiteren Bearbeitung. Speichern Sie ihre Änderungen,
erfolgt noch ein zusätzlicher Schritt: die Inhalte der Datei werden auf
syntaktische Korrektheit hin überprüft. Damit vermeiden Sie fehlerhafte
Einträge für Paketquellen.
Wie Sie die Liste der Paketquellen selbst auf Korrektheit prüfen, erklären wir in [eintrag-pruefen] genauer.
1.4. Die Datei /etc/apt/sources.list
verstehen
1.4.1. Format der Paketliste
Wie auf UNIX/Linux-Systemen üblich, ist die Konfigurationsdatei
/etc/apt/sources.list
eine reine Textdatei. Die Einträge darin
erfolgen zeilenweise. Jede einzelne Paketquelle beschreiben Sie
vollständig in einer separaten Zeile.
/etc/apt/sources.list
im Texteditor nanoSie fügen eine weitere Paketquelle hinzu, indem Sie die Liste um eine
weitere Zeile ergänzen. Tragen Sie dazu in einer freien oder
zusätzlichen Zeile die gewünschte Paketquelle nach. Um eine bereits
erfasste Paketquelle zu modifizieren, ändern Sie den Listeneintrag in
der entsprechenden Zeile. Mit Hilfe des #
-Zeichens zu Beginn einer
Zeile kommentieren Sie den jeweiligen Eintrag aus. Eine Paketquelle
entfernen Sie endgültig aus der Liste, indem Sie die betreffende Zeile
löschen.
Tipp
|
Anzahl der Einträge
Es gibt keine Begrenzung für die Anzahl der Einträge. Bitte beachten Sie aber, dass die Zeit und das Übertragungsvolumen für die Aktualisierung der Paketlisten umso größer wird, je mehr Einträge vorhanden sind. |
Bei der späteren Aktualisierung der lokalen Paketliste mittels apt-get
update
, aptitude update
oder apt update
(siehe
[pakete-aktualisieren]) werden die Paketquellen in der Reihenfolge
abgearbeitet, wie sie in der Datei /etc/apt/sources.list
aufgeführt
sind. Ignoriert werden dabei Leerzeilen und die Einträge, die mit einem
Hashzeichen #
beginnen und somit auskommentiert sind.
Tipp
|
Empfehlung zur Abfolge
Für das Hinzufügen und Ändern der Paketquellen empfehlen wir Ihnen eine bestimmte Reihenfolge (siehe [empfehlung-zum-ablauf-fuer-das-hinzufuegen-und-aendern-von-paketquellen]). Damit erleben Sie zukünftig keine bösen Überraschungen mehr. |
Zur Automatisierung des Vorgangs wurden ebenfalls eine Reihe von
Programmen entwickelt. Dazu zählen apt-cdrom
(siehe dazu
[physische-installationsmedien-mit-apt-cdrom-einbinden]) und
add-apt-repository
(siehe dazu
[eintraege-mit-add-apt-repository-im-griff-behalten])). Sind Sie
hingegen weniger tastaturaffin, bieten sich als weitere Möglichkeiten
sowohl Synaptic sowie der Sources List Generator für Debian und Ubuntu
an. Diese Programme stellen wir Ihnen in
[einstellungen-mit-synaptic] und
[debian-und-ubuntu-sources-list-generator] ausführlicher vor.
1.4.2. Format eines Eintrags
Jeder Eintrag in der Datei /etc/apt/sources.list
folgt einem
festen Muster mit einer genauen Abfolge von definierten Feldern:
Art_der_Quelle URI Distribution [Komponente 1] [Komponente 2] [...]
Jedes dieser Felder hat eine bestimmte Funktion und erlaubt nur ausgewählte Inhalte:
- Art der Quelle
-
bezeichnet den verwendeten Pakettyp. Zulässig sind entweder
deb
für Debian-Binärpakete unddeb-src
für Debian-Quellpakete. Genauer gehen wir dazu unter „Debians Paketvarianten“ in [debian-pakete-varianten] und „Debian-Paketformat“ im Detail in [debian-paketformat-im-detail] ein. - URI
-
legt die Art der Installationsquelle fest. Hierbei sind diese Angaben zulässig:
-
file
: die Installationsquelle ist ein Verzeichnis. Dieses kann sowohl lokal vorliegen, als auch von extern eingebunden sein, bspw. über ein Netzwerkdateisystem wie AFS, NFS oder SMB -
cdrom
: genutzt wird eine CD, eine DVD oder eine Blu-ray als Installationsmedium -
http
: die Installationsquelle ist ein HTTP-Server -
https
: die Installationsquelle ist ein HTTPS-Server -
ftp
: die Installationsquelle ist ein FTP-Server -
copy
: identisch zum Eintragfile
, aber die bezogenen Debianpakete werden zusätzlich im Paketcache abgelegt, der sich unter/var/cache/apt/archives/
befindet -
mirror
: Auswahl einer Installationsquelle anhand der GeoIP des Servers (siehe [paketquellen-ueber-geoip-auswaehlen])
-
- Distribution
-
benennt die Veröffentlichung (siehe [veroeffentlichungen]), aus der Pakete installiert werden sollen. Typisch ist hier die Angabe des Entwicklungsstands (siehe [bedeutung-der-verschiedenen-entwicklungsstaende]) wie bspw. stable, unstable oder testing sowie die Nennung des alternativen Distributionsnamens wie bspw. Bullseye, Bookworm oder Sid (siehe [alias-namen]).
Bitte beachten Sie bei Debian und Ubuntu die vollständige Kleinschreibung des Namens. Nicht-offizielle Paketquellen können an dieser Stelle jedoch auch sonstige Zeichenketten bis hin zu einem . verlangen.
- Komponente
-
bestimmt den Distributionsbereich, d.h. bspw. bei Debian main, contrib, non-free oder non-free-firmware. Ausführlicher gehen wir darauf in [distributionsbereiche] ein.
1.4.3. Beispieleinträge für offizielle Pakete
Der Standardeintrag für den Bezug von stabilen Debianpaketen aus dem Bereich main mit dem deutschen Spiegelserver als Paketquelle sieht folgendermaßen aus:
deb http://ftp.de.debian.org/debian/ stable main
Mit diesem Eintrag beziehen Sie stets nur Pakete aus der aktuellen, stabilen Veröffentlichung. Erscheint eine neue Veröffentlichung, sind Sie damit auf der sicheren Seite und wechseln automatisch zum Nachfolger.
Tragen Sie hingegen anstatt von stable den entsprechenden Aliasnamen der Veröffentlichung in Kleinbuchstaben wie bspw. bullseye oder bookworm ein, nutzen Sie ausschließlich Pakete aus der damit spezifizierten Veröffentlichung, die diesen Aliasnamen trägt. Möchten Sie später von dieser auf eine andere Veröffentlichung wechseln, passen Sie zunächst den Aliasnamen im Eintrag entsprechend an und aktualisieren nachfolgend die lokale Paketdatenbank (siehe „Distribution aktualisieren“ in [distribution-aktualisieren]).
Um hingegen zusätzlich die Pakete aus weiteren Paketbereichen wie bspw. contrib, non-free und non-free-firmware zu verwenden, ändern Sie den Eintrag auf das Folgende, hier wiederum mit expliziter Angabe des Aliasnamens bookworm:
deb http://ftp.de.debian.org/debian/ bookworm main contrib non-free non-free-firmware
In welcher Reihenfolge Sie die einzelnen, gewünschten Paketbereiche angeben, spielt keine Rolle. Üblich ist jedoch die Abfolge anhand des Freiheitsgrades der Softwarelizenz in der Form von main contrib non-free non-free-firmware.
Tipp
|
Auswahl eines Paketmirrors
Mehr Informationen zur Auswahl eines für Sie am besten geeigneten Paketmirrors erfahren Sie unter „Geeigneten Paketmirror auswählen“ in [geeigneten-paketmirror-auswaehlen]. Mit dieser Angabe beeinflussen Sie die Bezugszeiten für Aktualisierungen der Paketlisten und der Pakete erheblich zu ihren Gunsten. |
1.4.4. Verzeichnis als Paketquelle
Pakete können Sie auch aus einem Verzeichnis ihres Debian-Systems
integrieren. Dabei sind Sie nicht auf lokale Einträge beschränkt,
sondern können auch auf entfernte Ressourcen zugreifen, bspw. ein NFS-
oder SMB-Share. Voraussetzung ist allerdings, dass die angegebene
Ressource vorab in den Verzeichnisbaum eingehängt wurde (auf engl.
mounted) und APT darauf zugreifen darf. Eine lokale Ressource geben
Sie über das Schlüsselwort file
an, hier am Beispiel des
Verzeichnisses /home/benutzer/debian
:
deb file:/home/benutzer/debian stable main contrib non-free
Ein Eintrag für einen externen Datenträger, bspw. eine CD, DVD oder
Blu-ray, sieht ähnlich wie die vorhergehenden Beispiele aus. Nach dem
Schlüsselwort deb
folgt der Wert cdrom
mit der Kennung des
Datenträgers zur Installation. Am Schluss des Eintrags finden Sie die
Veröffentlichung und den Distributionsbereich. Nachfolgend sehen Sie
einen Eintrag für eine CD, auf dem Ubuntu 12.04 LTS Precise Pangolin
enthalten ist:
deb cdrom:[Ubuntu 12.04 LTS _Precise Pangolin_ - Release i386 (20120423)]/ precise main restricted
Tipp
|
Automatisierung der Eintragung
Obige Einträge können Sie von Hand vornehmen. Das Werkzeug |
1.4.5. Einträge für Sicherheitsaktualisierungen
Häufig, aber in unregelmäßigen Abständen – d.h. wenn es erforderlich
ist – kündigt das Debian Security-Team [Debian-Security]
Sicherheitsaktualisierungen an und stellt diese bereit. Um von diesen
Aktualisierungen zu profitieren, braucht es einen entsprechenden
Eintrag in der Datei /etc/apt/sources.list
.
Typischerweise wird dieser bereits zum Installationzeitpunkt vom Debian Installer angelegt, falls die entsprechende Frage mit "Ja" beantwortet haben.
Hatten Sie während der Installation bei der Frage nach Sicherheitsaktualisierungen "Nein" ausgewählt, oder fehlt der Eintrag aus sonstigen Gründen, so können Sie diesen manuell nachtragen.
Allerdings ist an dieser Stelle darauf zu achten, dass sich das Format des Eintrages zwischen Debian 10 Buster und Debian 11 Bullseye leicht geändert hat.
sources.list
-Eintrag für Sicherheitsaktualisierungen bis Debian 10deb http://security.debian.org/ <veröffentlichungsname>/updates <archivbereiche>
sources.list
-Eintrag für Sicherheitsaktualisierungen ab Debian 11deb http://security.debian.org/ <veröffentlichungsname>-security <archivbereiche>
Entsprechend hier Beispiele für Debian 10 Buster, Debian 11 Bullseye und Debian 12 Bookworm:
sources.list
-Eintrag für Sicherheitsaktualisierungen in Debian 10 Busterdeb http://security.debian.org/ buster/updates main contrib non-free
sources.list
-Eintrag für Sicherheitsaktualisierungen in Debian 11 Bullseyedeb http://security.debian.org/ bullseye-security main contrib non-free
sources.list
-Eintrag für Sicherheitsaktualisierungen in Debian 12 Bookwormdeb http://security.debian.org/ bookworm-security main contrib non-free non-free-firmware
Obige Angaben beinhalten wiederum die empfohlene explizite Verwendung
des Aliasnamens der Veröffentlichung anstatt des Suite-Namens. Dieser
Name wird gefolgt vom Unterverzeichnis updates
und den daraus
gewünschten Distributionsbereichen main, contrib und non-free
sowie ab Debian 12 Bookworm auch non-free-firmware. Je nach System
nicht benötigte Archiv-Bereiche (z.B. non-free oder
non-free-firmware) können Sie einfach weglassen.
1.4.6. Einträge für zusätzliche, nicht-offizielle Pakete
Nicht alle verfügbaren Softwareveröffentlichungen werden in die
offiziellen Paketquellen von Debian aufgenommen. Viele Projekte stellen
Programmversionen als deb
-Pakete bereit, die sich von der Version her
von der stabilen Veröffentlichung von Debian unterscheiden.
Im folgenden Beispiel sehen Sie die Einbindung der Paketquellen des PostgreSQL-Projekts [APT-Repo-PostgreSQL] und des X2Go-Projekts [APT-Repo-X2Go] für Debian 10 Buster:
deb https://apt.postgresql.org/pub/repos/apt/ buster-pgdg main
deb https://packages.x2go.org/debian buster main
Ähnliches gilt für Unternehmen, die erfreulicherweise inzwischen
vielfach eigene deb
-Pakete für ihre Produkte zur Verfügung stellen.
Die exakte Bezugsquelle finden Sie zumeist auf der Webseite des
jeweiligen Unternehmens. Um bspw. die Pakete für den Webbrowser Opera
des gleichnamigen skandinavischen Herstellers einzubinden, hilft Ihnen
folgender Verweis
[Die aktuelle Konfiguration des
APT-Repositories erlaubt nur die Verwendung von stable als
Veröffentlichung. Verwenden Sie z.B. stretch anstatt von stable, so
beschwert sich APT, dass dies nicht vorgesehen sei.]
auf den Bereich
non-free auf dessen Paketserver:
deb http://deb.opera.com/opera stable non-free
Tipp
|
Ergänzung der Signatur der Paketquelle
Damit Debian dieser zusätzlichen Paketquelle auch vertraut, überprüft es dazu eine entsprechende digitale Signatur. Wie dieses Konzept funktioniert und Sie einen passenden Schlüssel beziehen, lesen Sie unter „Paketquelle auf Echtheit überprüfen“ in [paketquelle-auf-echtheit-ueberpruefen]. |
Tipp
|
Eigene
.list -Datei für fremde Paketquellen.Anstatt alle Einträge direkt in die Datei So könnten Sie z.B. die Beispiele in diesem Abschnitt in den Dateien
|
1.4.7. Einträge für Quellpakete
Um Debian-Quellpakete (siehe [sourcepakete]) zu nutzen, benötigen Sie
eine weitere Zeile in ihrer Paketliste. Im Vergleich zu Binärpaketen
ändert sich lediglich das Schlüsselwort am Anfang eines Eintrags von
deb
auf deb-src
. Danach erwartet APT wie gewohnt den Eintrag der
Paketquelle. Für die offiziellen Quellpakete sieht der Eintrag wie folgt
aus, hier am Beispiel des deutschen Paketmirrors für Debian 12 Bookworm:
deb-src http://ftp.de.debian.org/debian/ bookworm main
1.4.8. Einträge für Deutschland
Liegt ihr Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Deutschland oder Sie beziehen die Pakete von einem Paketmirror, der in Deutschland steht, enthält die Datei typischerweise die folgenden Einträge:
deb http://ftp.de.debian.org/debian/ bookworm main contrib non-free non-free-firmware
deb-src http://ftp.de.debian.org/debian/ bookworm main contrib non-free non-free-firmware
deb http://security.debian.org/ bookworm-security main contrib non-free non-free-firmware
Mit den ersten beiden Zeilen beziehen Sie alle Binär- und Sourcepakete
für die Distributionsbereiche main, contrib und non-free für die
Veröffentlichung Debian 12 Bookworm vom primären deutschen
Debian-Spiegelserver. Mit den Zeilen drei und vier beziehen Sie
zusätzlich die dazugehörigen Sicherheitsaktualisierungen für alle
Distributionsbereiche der gleichen Veröffentlichung von der zentralen
Stelle security.debian.org
.
Für Veröffentlichungen vor Debian 12 Bookworm müssen Sie allerdings
den Distributionsbereich non-free-firmware
weglassen. Dieser kam
erst mit Debian 12 Bookworm hinzu. Paket aus diesem Bereich waren
bei vorherigen Veröffentlichungen im Bereich non-free
mit dabei.
1.4.9. Einen Eintrag auf syntaktische Korrektheit prüfen
Beim Ergänzen oder Ändern von Einträgen von Paketquellen können uns Fehler
unterlaufen, die dazu führen, dass die lokalen Paketlisten nicht mehr sauber
mit den Listen vom Paketmirror abgeglichen und aktualisiert werden.
Üblicherweise sind das simple Schreibfehler — fehlende Leerzeichen oder auch
falsche Namen der genutzten Veröffentlichung. Um diesen Fehlern auf die Spur
zu kommen, verfügen bislang weder APT, noch apt-get
und aptitude
über ein
spezifisches Unterkommando, mit dem sich die einzelnen Einträge auf korrekte
Schreibweise prüfen lassen.
Daher bleiben nur die folgenden Workarounds:
-
apt update
undapt-get update
-
Führe die Aktualisierung der lokalen Paketlisten durch. Geben
apt
undapt-get
dabei keine Fehler aus, sind die Einträge fehlerfrei. -
apt-get --no-download update
-
Führe die Aktualisierung der lokalen Paketlisten durch, lade aber keine Paketlisten herunter. Gibt
apt-get
dabei keine Fehler aus, sind die Einträge fehlerfrei. Einen fehlerhaften Eintrag in Form eines fehlenden Leerzeichens bemängeltapt-get
wie folgt:Fehler in der Datei/etc/apt/sources.list
aufspüren# apt-get --no-download update E: Typ »debhttp://deb.debian.org/debian/« in Zeile 1 der Quellliste /etc/apt/sources.list ist unbekannt. E: Die Liste der Quellen konnte nicht gelesen werden. #
-
apt-get indextargets
-
Gedacht ist das Unterkommando als Schnittstelle für externe Werkzeuge, die mit APT arbeiten. Gemäß Manpage zu
apt-get
zeigt es damit "eine Liste im Deb822-Format mit Informationen über alle Datendateien (auch als Indexziele bekannt) an, dieapt-get
update herunterladen würde." Das gelingt nur, wenn die Datei keine groben Fehler beinhaltet, bspw. fehlende Leerzeichen zwischen dem Pakettyp und dem Paketmirror. Fehlerhafte Angaben in Distributionsbereichen kann es nicht aufspüren, ignoriert dann aber den gesamten Eintrag.Zusätzlich "unterstützt [
apt-get
] eine--format
-Option, um das Ausgabeformat zu ändern und auch um Zeilen der Standardausgabe zum Filtern der Datensätze zu akzeptieren."Informationen zu den Paketquellen anzeigen (Auszug)# apt-get indextargets MetaKey: contrib/binary-amd64/Packages ShortDesc: Packages Description: http://deb.debian.org/debian bookworm-updates/contrib amd64 Packages URI: http://deb.debian.org/debian/dists/bookworm-updates/contrib/binary-amd64/Packages Filename: /var/lib/apt/lists/deb.debian.org_debian_dists_bookworm-updates_contrib_binary-amd64_Packages Optional: no KeepCompressed: no Codename: bookworm-updates Label: Debian Origin: Debian Suite: stable-updates Trusted: yes Version: 12-updates Architecture: amd64 Base-URI: http://deb.debian.org/debian/dists/bookworm-updates/ By-Hash: yes Component: contrib CompressionTypes: xz bz2 lzma gz lz4 zst uncompressed Created-By: Packages DefaultEnabled: yes Fallback-Of: Identifier: Packages KeepCompressedAs: lz4 zst gz xz bz2 lzma uncompressed PDiffs: yes Release: bookworm-updates Repo-URI: http://deb.debian.org/debian/ Site: http://deb.debian.org/debian Sourcesentry: /etc/apt/sources.list:9 Target-Of: deb ... #
Um aus der Ausgabe die berücksichtigten Ressourcen herauszufiltern, bietet sich eine Kombination aus
apt-get
undgrep
wie folgt an:Genutzte Paketquellen herausfiltern# apt-get indextargets | grep Description Description: http://deb.debian.org/debian bookworm/main Sources Description: http://deb.debian.org/debian bookworm/contrib Sources Description: http://deb.debian.org/debian bookworm/non-free-firmware Sources Description: http://deb.debian.org/debian bookworm/main amd64 Packages Description: http://deb.debian.org/debian bookworm/main i386 Packages Description: http://deb.debian.org/debian bookworm/main Translation-de_DE Description: http://deb.debian.org/debian bookworm/main Translation-de Description: http://deb.debian.org/debian bookworm/main Translation-en Description: http://deb.debian.org/debian bookworm/main amd64 Contents (deb) Description: http://deb.debian.org/debian bookworm/main i386 Contents (deb) ... #
1.5. Geeigneten Paketmirror auswählen
Zentraler Anlaufpunkt für netzbasierte Installationen sind die offiziellen Paketmirrors – auf deutsch auch Spiegelserver genannt – welche die Debianpakete für Sie bereithalten. Diese Paketmirrors sind weltweit verteilt und werden meist ehrenamtlich von einem Verantwortlichen für den jeweiligen Standort oder im Rahmen seiner administrativen Aufgaben vor Ort betreut. Viele Spiegelserver werden automatisch über neue Pakete informiert und abgeglichen und verfügen somit stets über den aktuellen Paketbestand.
Wir empfehlen Ihnen, bei der Auswahl eines Paketmirrors einen solchen zu bevorzugen, der eine möglichst kurze Entfernung zu ihrem Standort hat, mit hoher Verfügbarkeit glänzt und über eine gute Netzanbindung verfügt. Damit erhöht sich die Zuverlässigkeit ihrer Infrastruktur und insbesondere auch der Komponenten, die von externen Bestandteilen und Diensten abhängig sind.
Mit der oben beschriebenen, dezentralen Verteilung ist gewährleistet, dass Sie bei einem Ausfall oder der Nichtverfügbarkeit des von ihnen gewählten Paketmirrors problemlos auf eine adäquate Alternative zurückgreifen können, auch wenn diese netztechnisch etwas weiter von ihrem aktuellen Standort entfernt ist. Für die Infrastruktur des Debian-Projekts heißt das außerdem, dass sich die Anfrage- oder Netzlast auf unterschiedliche Mirrors und deren Standorte verteilt.
Für Sie bedeutet das im Alltag, dass sich neben der Verringerung der Ausfallwahrscheinlichkeit insbesondere die Bezugszeiten für Debianpakete erheblich verringern, da Sie nicht auf einen einzigen Spiegelserver angewiesen sind. Verwenden Sie einen Spiegelserver in ihrer Nähe, merken Sie das insbesondere dann, wenn größere Aktualisierungen erfolgen, bspw. bei einem Distributionswechsel oder -upgrade (siehe [pakete-aktualisieren-dist-upgrade]).
Jeder Interessierte kann einen solchen Paketmirror betreiben. Wie Sie diesen einrichten, erfahren Sie unter „Einen eigenen APT-Mirror aufsetzen“ in [eigenen-apt-mirror-aufsetzen].
1.5.1. Paketmirror bei Debian
Das Debian-Projekt pflegt eine offizielle Liste seiner Paketmirrors [Debian-Spiegel-Liste]. Diese Liste ist in primäre und sekundäre Mirrors gegliedert.
Primäre Mirrors sind dabei als zentrale, stets aktuelle Bezugspunkte mit hoher Last ausgelegt. Neben einer guten Netzanbindung bieten diese auch eine hohe Verfügbarkeit. Sie werden automatisch aktualisiert, sofern es Änderungen im Debian-Projekt bzw. dessen Paketarchiv gibt. Ein Mirror dieser Kategorie ist nach dem folgenden Namensschema erreichbar:
ftp.Länderkennung.debian.org
Die Länderkennung richtet sich nach dem ISO-Namensschema. Für
Deutschland ist das de
, für Österreich at
und für die Schweiz ch
.
Der deutsche primäre Paketmirror ist somit unter ftp.de.debian.org
erreichbar, der österreichische unter ftp.at.debian.org
und der
schweizerische unter ftp.ch.debian.org
.
Primäre Debian-Mirrors stehen häufig bei Internetprovidern oder Lehr-
und Forschungseinrichtungen. Beispielsweise steht der primäre Schweizer
Debian-Paketmirror ftp.ch.debian.org
an der ETH Zürich und einer der
Debian-Paketmirrors für Deutschland an der TU Dresden.
Sekundäre Mirrors unterscheiden sich dahingehend von primären Mirrors, dass nicht garantiert ist, dass das volle Spektrum an Debianpaketen und Architekturen (siehe [debian-architekturen]) geboten wird. Hintergrund kann bspw. eine Begrenzung des verfügbaren Speicherplatzes auf dem Server sein. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass dieser Mirror schlechter erreichbar sein muss. Im deutschsprachigen Raum betreiben entsprechende Paketmirrors bspw. die Uni Erlangen, die TU Graz und SWITCH, das Schweizer Hochleistungsnetzwerk für die Wissenschaft [SWITCH].
Für jeden Paketmirror existiert eine Beschreibung, die diesen genauer
klassifiziert. Dazu gehört z.B. die URL, der Aliasname, der Typ des
Paketmirrors, die darüber verfügbaren Architekturen (siehe
[debian-architekturen]) sowie die Informationen zum genauen Standort,
zum Betreuer bzw. Betreiber und der Anbindung (IPv4 oder IPv6).
Nachfolgender Auszug zeigt die Details für den Paketmirror
ftp.de.debian.org
, der an der TU Dresden beheimatet ist. Die Auswahl
des Mirrors erfolgte daher, weil dieser den vollen Leistungsumfang
bietet — von diesem Mirror bekommen Sie das ganze Debian-Spektrum.
Site: ftp.de.debian.org
Alias: ftp1.de.debian.org
Alias: debian.inf.tu-dresden.de
Type: Push-Primary
Archive-architecture: amd64 armel armhf hurd-i386 i386 ia64 kfreebsd-amd64 kfreebsd-i386 mips mipsel powerpc s390 s390x sparc
Archive-ftp: /debian/
Archive-http: /debian/
Archive-rsync: debian/
Archive-upstream: ftp-master.debian.org
Archive-method: push
Backports-ftp: /debian-backports/
Backports-http: /debian-backports/
Backports-rsync: debian-backports/
Backports-upstream: syncproxy3.eu.debian.org
Backports-method: push
CDImage-ftp: /debian-cd/
CDImage-http: /debian-cd/
CDImage-rsync: debian-cd/
Old-ftp: /debian-archive/
Old-http: /debian-archive/
Old-rsync: debian-archive/
Volatile-ftp: /debian-volatile/
Volatile-http: /debian-volatile/
Volatile-rsync: debian-volatile/
Volatile-upstream: kassia.debian.org
Ports-architecture: alpha arm64 hppa m68k powerpcspe ppc64 sh4 sparc64 x32
Ports-ftp: /debian-ports/
Ports-http: /debian-ports/
Ports-rsync: debian-ports/
Ports-upstream: ftp.debian-ports.org
Country: DE Germany
Location: Dresden
Sponsor: Technical University of Dresden, Dept. of Computer Science http://www.inf.tu-dresden.de/
Comment: DFN
IPv6: no
1.5.2. Paketmirror für andere Distributionen
Für die anderen deb
-basierten Distributionen sieht das ähnlich wie bei
Debian aus. Eine aktuelle Liste finden Sie auf der Webseite der
jeweiligen Distribution, bei Ubuntu hingegen im Entwicklerportal
[Ubuntu-Mirrors]. In [fig.linuxmint-mirrors] sehen Sie die
Zusammenstellung für die Distribution Linux Mint.
1.5.3. Pakete ohne Paketmirror beziehen
Steht Ihnen lediglich ein Zugang über einen Webbrowser zur Verfügung, sind Sie trotzdem nicht vom Paketarchiv abgeschnitten. Unter dem Abschnitt „Browserbasierte Suche“ in [browserbasierte-suche] erfahren Sie, wie Sie die benötigten Pakete mit Hilfe ihres Webbrowsers recherchieren, vom Paketmirror beziehen und sauber unter Beachtung der Paketabhängigkeiten auf ihrem System installieren. Unter „Webbasierte Programme“ in [webbasierte-programme] stellen wir Ihnen weitere clevere Lösungen zur webbasierten Paketverwaltung für verschiedene Linux-Distributionen vor.
1.6. Am besten erreichbaren Paketmirror finden
Jeder Paketmirror hat eine spezifische Leistungsfähigkeit, die sich an den drei Kriterien Netzanbindung, Hardwareausstattung und Grundlast messen lässt. Auf die ersten beiden Merkmale haben Sie von außen als Nutzer keinen Einfluss, auf den dritten nur bedingt. Leistungsfähigere Paketmirror werden in der Regel auch häufiger nachgefragt.
Über die Einträge in der Datei /etc/apt/sources.list
(siehe
[etc-apt-sources.list-verstehen]) steuern Sie, welchen verfügbaren
Paketmirror Sie benutzen, um den Softwarebestand auf ihrem System
aktuell zu halten. Je leistungsfähiger der von Ihnen gewählte
Paketmirror ist, umso weniger Zeit benötigen Sie im Endeffekt, um die
lokale Aktualisierung vorzubereiten und durchzuführen.
Anstatt diese Schritte aufwendig über die Kombination einzelner
Werkzeuge wie ping
oder traceroute
zu ermitteln, sind hier die
beiden Programme netselect
[Debian-Paket-netselect] und
netselect-apt
[Debian-Paket-netselect-apt] die besseren Mittel der
Wahl. Damit finden Sie den Paketmirror heraus, der netztechnisch von
ihrem aktuellen Standort aus am besten erreichbar ist, sprich: Ihnen die
geringste Bezugszeit für Pakete ermöglicht.
1.6.1. netselect
und netselect-apt
Die beiden Programme netselect
und netselect-apt
überprüfen den von
Ihnen benannten Spiegelserver anhand von mehreren Kriterien. Dazu gehört
primär die grundsätzliche Erreichbarkeit über das Netzwerk, die Pingzeit
– d.h. wieviel Zeit benötigt ein Netzwerkpaket vom Paketmirror zu Ihrem
Computer – , sowie die Verlustrate der Netzwerkpakete vom Spiegelserver
zu Ihnen. Gleichzeitig wird die Anzahl der Zwischenknoten von Ihrem
Computer zum Spiegelserver gezählt, auch genannt Hops. Bevorzugt
werden lokale Paketmirrors, was sich auch im daraus errechneten
Zahlenwert niederschlägt. Je kleiner der ermittelte Wert ist, umso
besser ist das für Sie.
Zwischen netselect
und netselect-apt
bestehen die folgenden
Unterschiede:
-
netselect
gibt nur den ermittelten Zahlenwert für den evaluierten Spiegelserver aus. -
netselect-apt
erzeugt eine Datei namenssources.list
in dem Verzeichnis, in welchem Sienetselect-apt
aufrufen.netselect-apt
überschreibt dabei die Datei/etc/apt/sources.list
nicht von sich aus. Die generierte Datei beinhaltet die besten gefundenen Spiegelserver und kann von Ihnen danach als neue Liste der Paketquellen benutzt werden. Dazu kopieren Sie die generierte Dateisources.list
in das Verzeichnis/etc/apt/
. -
netselect-apt
ist nicht (mehr) für Ubuntu paketiert [netselect-apt-ubuntu]. Es steht für Debian zur Verfügung und funktioniert zuverlässig in allen Debian-Versionen.
Anmerkung
|
Aktualisierung der Liste der Paketquellen
Zu Änderungen an den Paketquellen beachten Sie bitte auch unsere
Hinweise unter „ |
Paketquellen nach Pingzeiten und Entfernung auswählen
netselect
und netselect-apt
akzeptieren beim Aufruf eine Menge
verschiedener Schalter und Parameter. Stets anzugeben ist mindestens ein
Spiegelserver, der zu testen ist. Geben Sie hingegen eine ganze Liste
an, werden alle daraus nacheinander überprüft. Die nachfolgende Ausgabe
zeigt das Ergebnis für fünf angefragte Paketmirrors.
netselect
mit fünf verschiedenen Paketmirrors# netselect -v ftp.debian.org http.us.debian.org ftp.at.debian.org download.unesp.br ftp.debian.org.br
netselect: unknown host ftp.debian.org.br
Running netselect to choose 1 out of 8 addresses.
...............................................................
73 ftp.debian.org
#
Mit dem zusätzlichen Schalter -v
regeln Sie die Ausführlichkeit der
Ausgabe. Ohne den Schalter geben beide Programme nur den Paketmirror
aus, der den besten Wert hat, mit -vv
bzw. -vvv
oder sogar -vvvv
entsprechend mehr Details.
# netselect -vv ftp.debian.org http.us.debian.org ftp.at.debian.org download.unesp.br ftp.debian.org.br
netselect: unknown host ftp.debian.org.br
Running netselect to choose 1 out of 8 addresses.
...............................................................
128.61.240.89 141 ms 8 hops 88% ok ( 8/ 9) [ 284]
ftp.debian.org 41 ms 8 hops 100% ok (10/10) [ 73]
128.30.2.36 118 ms 19 hops 100% ok (10/10) [ 342]
64.50.233.100 112 ms 14 hops 66% ok ( 2/ 3) [ 403]
64.50.236.52 133 ms 15 hops 100% ok (10/10) [ 332]
ftp.at.debian.org 47 ms 13 hops 100% ok (10/10) [ 108]
download.unesp.br 314 ms 10 hops 75% ok ( 3/ 4) [ 836]
ftp.debian.org.br 9999 ms 30 hops 0% ok
73 ftp.debian.org
#
In der Ausgabe erscheinen die IP-Adresse bzw. der Hostname (Spalte 1),
nachdem aufgelöst wird, die durchschnittliche Paketlaufzeit (Spalte 2),
die Anzahl der Zwischenknoten (Spalte 3) sowie die Verlustrate der
Pakete auf dem Transportweg (Spalte 4 bis 6). Die Angabe ok
besagt
dabei, dass der Paketmirror über das Netz erreichbar ist. Die Angabe
9999ms
für die Paketlaufzeit besagt hingegen, dass der Paketmirror zum
Testzeitpunkt leider nicht erreichbar war.
Die Werte in den runden Klammern in Spalte 6 zeigen, wie der Prozentwert
der Verlustrate der Pakete in Spalte 4 zustandekam. Dieser basiert auf
der Anzahl Pakete, die der Paketmirror als empfangen bestätigt hat,
jeweils gegenübergestellt der Anzahl gesendeter Pakete. Die Zahl in den
eckigen Klammern am Ende jeder ausgegebenen Zeile (Spalte 7) ist der
Wert, den netselect
für den jeweiligen Paketmirror ermittelt hat.
# netselect -vvv ftp.debian.org http.us.debian.org ftp.at.debian.org download.unesp.br ftp.debian.org.br
netselect: unknown host ftp.debian.org.br
Running netselect to choose 1 out of 8 addresses.
128.30.2.36 122 ms 15 hops - HIGHER
64.50.233.100 112 ms 15 hops - OK
ftp.at.debian.org 49 ms 15 hops - OK
min_lag is now 49
64.50.236.52 140 ms 15 hops - OK
ftp.debian.org 42 ms 15 hops - OK
min_lag is now 42
ftp.at.debian.org 48 ms 8 hops - HIGHER
128.30.2.36 117 ms 23 hops - OK
ftp.debian.org 41 ms 8 hops - OK
min_lag is now 41
64.50.233.100 112 ms 8 hops - HIGHER
64.50.236.52 112 ms 8 hops - HIGHER
ftp.debian.org 28 ms 4 hops - HIGHER
ftp.at.debian.org 49 ms 12 hops - HIGHER
ftp.debian.org 38 ms 6 hops - HIGHER
ftp.at.debian.org 48 ms 14 hops - OK
128.30.2.36 119 ms 19 hops - OK
64.50.233.100 113 ms 12 hops - HIGHER
ftp.debian.org 53 ms 7 hops - HIGHER
ftp.at.debian.org 49 ms 13 hops - OK
64.50.236.52 114 ms 12 hops - HIGHER
ftp.debian.org 42 ms 8 hops - OK
download.unesp.br 306 ms 15 hops - OK
ftp.at.debian.org 48 ms 13 hops - OK
ftp.debian.org 42 ms 8 hops - OK
ftp.at.debian.org 49 ms 13 hops - OK
64.50.233.100 114 ms 14 hops - OK
128.30.2.36 118 ms 17 hops - HIGHER
ftp.debian.org 42 ms 8 hops - OK
64.50.236.52 138 ms 14 hops - HIGHER
ftp.at.debian.org 49 ms 13 hops - OK
ftp.debian.org 41 ms 8 hops - OK
ftp.at.debian.org 49 ms 13 hops - OK
ftp.debian.org 41 ms 8 hops - OK
128.30.2.36 119 ms 18 hops - HIGHER
ftp.debian.org 43 ms 8 hops - OK
ftp.at.debian.org 48 ms 13 hops - OK
64.50.236.52 132 ms 15 hops - OK
ftp.debian.org 43 ms 8 hops - OK
ftp.at.debian.org 48 ms 13 hops - OK
ftp.debian.org 42 ms 8 hops - OK
128.30.2.36 118 ms 19 hops - OK
ftp.at.debian.org 48 ms 13 hops - OK
download.unesp.br 313 ms 8 hops - HIGHER
64.50.236.52 134 ms 15 hops - OK
128.30.2.36 122 ms 19 hops - OK
64.50.236.52 133 ms 15 hops - OK
128.30.2.36 129 ms 19 hops - OK
download.unesp.br 307 ms 12 hops - OK
64.50.236.52 140 ms 15 hops - OK
128.30.2.36 124 ms 19 hops - OK
64.50.236.52 133 ms 15 hops - OK
128.30.2.36 117 ms 19 hops - OK
128.30.2.36 117 ms 19 hops - OK
64.50.236.52 134 ms 15 hops - OK
download.unesp.br 308 ms 10 hops - OK
128.30.2.36 118 ms 19 hops - OK
64.50.236.52 134 ms 15 hops - OK
128.30.2.36 118 ms 19 hops - OK
64.50.236.52 133 ms 15 hops - OK
download.unesp.br 305 ms 9 hops - HIGHER
64.50.236.52 131 ms 15 hops - OK
download.unesp.br 307 ms 10 hops 75% ok ( 3/ 4) [ 818]
128.30.2.36 119 ms 19 hops 100% ok (10/10) [ 345]
64.50.233.100 113 ms 14 hops 66% ok ( 2/ 3) [ 405]
64.50.236.52 134 ms 15 hops 100% ok (10/10) [ 335]
128.61.240.89 9999 ms 30 hops 0% ok
ftp.at.debian.org 48 ms 13 hops 100% ok (10/10) [ 110]
ftp.debian.org 41 ms 8 hops 100% ok (10/10) [ 73]
ftp.debian.org.br 9999 ms 30 hops 0% ok
73 ftp.debian.org
#
Ergebnis des obigen Aufrufs ist eine Empfehlung für einen der Paketmirrors, die Sie im Aufruf benannt haben. Dieser Paketmirror ist von ihrem Standort aus derzeit am besten erreichbar. Das ermittelte Ergebnis schwankt und hängt stets von der aktuellen Netzauslastung ab.
Die Empfehlung und der ermittelte Zahlenwert stehen in der letzten Zeile
der Ausgabe und zeigen hier den Wert 73 für den Server ftp.debian.org
.
Die angegebene Zahl errechnet sich aus den bereits zu Beginn genannten
Kriterien und ist vergleichbar mit einem Punktwert, hat jedoch offiziell
keine Einheit. Je höher der Wert ist, umso schlechter ist der
Paketmirror von Ihrem aktuellen Standort im Netz zu erreichen.
Anzahl der Hops begrenzen
Die Auswahl des Paketmirrors läßt sich auch von der Anzahl der
Zwischenknoten (Hops) abhängig machen. netselect
kennt dazu den
Schalter -m
gefolgt von der Anzahl der Zwischenknoten. Nachfolgende
Ausgabe zeigt das für den Server ftp.at.debian.org
. Die Ausgabe ist
sortiert, d.h. der Paketmirror mit den wenigsten Hops steht ganz oben in
der Liste.
# netselect -m 10 -vvv ftp.at.debian.org
Running netselect to choose 1 out of 1 address.
ftp.at.debian.org 33 ms 5 hops - HIGHER
ftp.at.debian.org 51 ms 8 hops - HIGHER
ftp.at.debian.org 51 ms 9 hops - HIGHER
ftp.at.debian.org 47 ms 10 hops - OK
min_lag is now 47
ftp.at.debian.org 49 ms 10 hops - OK
ftp.at.debian.org 48 ms 10 hops - OK
ftp.at.debian.org 56 ms 10 hops - OK
ftp.at.debian.org 49 ms 10 hops - OK
ftp.at.debian.org 48 ms 10 hops - OK
ftp.at.debian.org 48 ms 10 hops - OK
ftp.at.debian.org 48 ms 10 hops - OK
ftp.at.debian.org 48 ms 10 hops - OK
ftp.at.debian.org 48 ms 10 hops - OK
ftp.at.debian.org 48 ms 10 hops 100% ok (10/10) [ 96]
96 ftp.at.debian.org
#
Einen geschützten Paketmirror abfragen
Ist der Paketmirror beispielweise von einer Firewall geschützt und diese
blockiert UDP-Pakete, kann die Option -I
von größerem Nutzen sein.
Damit sendet netselect
zur Abfrage stattdessen ICMP-Pakete und umgeht
das Hindernis. Das Ergebnis sehen Sie in der nachfolgenden Ausgabe:
# netselect -I -vvv ftp.de.debian.org
Running netselect to choose 1 out of 1 address.
ftp.de.debian.org 37 ms 15 hops - OK
min_lag is now 37
ftp.de.debian.org 36 ms 8 hops - OK
min_lag is now 36
ftp.de.debian.org 27 ms 4 hops - HIGHER
ftp.de.debian.org 36 ms 6 hops - HIGHER
ftp.de.debian.org 36 ms 7 hops - OK
ftp.de.debian.org 36 ms 7 hops - OK
ftp.de.debian.org 36 ms 7 hops - OK
ftp.de.debian.org 36 ms 7 hops - OK
ftp.de.debian.org 36 ms 7 hops - OK
ftp.de.debian.org 36 ms 7 hops - OK
ftp.de.debian.org 37 ms 7 hops - OK
ftp.de.debian.org 38 ms 7 hops - OK
ftp.de.debian.org 36 ms 7 hops 100% ok (10/10) [ 61]
61 ftp.de.debian.org
#
Liste der Paketquellen mit netselect-apt
generieren lassen
Wie bereits in [netselect-und-netselect-apt] angesprochen, erzeugt
netselect-apt
eine Datei sources.list
im aktuellen Verzeichnis. Es
verfügt zudem über den Schalter -o
(Langform --outfile
), mit dem Sie
die entsprechende Ausgabedatei angeben und eine passende Liste darin
generieren lassen. netselect-apt
akzeptiert für die Wahl der
Veröffentlichung auch Angaben wie stable oder unstable, aber auch
die Alternativnamen der Veröffentlichung wie Bookworm oder Sid (siehe
„Veröffentlichungen“ in [veroeffentlichungen]).
Insgesamt kennt netselect-apt
diese Schalter zur Steuerung der Liste:
-
-a
(Langform--arch
) -
Erzeugung der Liste für die angegebene Prozessorarchitektur. Eine Übersicht zu den von Debian unterstützten Architekturen finden Sie unter „Debian-Architekturen“ in [anhang-debian-architekturen]. Geben Sie keinen Wert an, benutzt
netselect-apt
den Wert, dendpkg
als Architektur zurückliefert. -
-c
(Langform--country
) -
Die Einträge kommen nur aus dem angegebenen Land.
-
-f
(Langform--ftp
) -
Benutze FTP-Quellen anstatt von HTTP-Quellen.
-
-n
(Langform--nonfree
) -
Ergänzung der Einträge um den Distributionsbereich
nonfree
(siehe „Distributionsbereiche“ in [distributionsbereiche]). -
-o
(Langform--outfile
) -
Speichere die erzeugte Liste in der angegebenen Datei.
-
-s
(Langform--sources
) -
zusätzliche Erzeugung von Einträgen für den Bezug von Quellpaketen (siehe „Sourcepakete“ in [sourcepakete] und „Einträge für Quellpakete“ in [eintraege-fuer-quellpakete]).
Im nachfolgenden Beispiel kommt zunächst lediglich der Schalter -o
test.list zum Einsatz. netselect-apt
erzeugt die Liste der
ermittelten Paketmirrors in der Datei test.list im lokalen
Verzeichnis.
# netselect-apt stable -o test.list
Using distribution stable.
Retrieving the list of mirrors from www.debian.org...
--2014-02-13 14:55:02-- http://www.debian.org/mirror/mirrors_full
Auflösen des Hostnamen »www.debian.org (www.debian.org)«... 5.153.231.4, 130.89.148.14, 2001:610:1908:b000::148:14, ...
Verbindungsaufbau zu www.debian.org (www.debian.org)|5.153.231.4|:80... verbunden.
HTTP-Anforderung gesendet, warte auf Antwort... 200 OK
Länge: 338381 (330K) [text/html]
In »»/tmp/netselect-apt.WrCIoS«« speichern.
100%[============================================================>] 338.381 959K/s in 0,3s
2014-02-13 14:55:03 (959 KB/s) - »»/tmp/netselect-apt.WrCIoS«« gespeichert [338381/338381]
Choosing a main Debian mirror using netselect.
netselect: 347 (23 active) nameserver request(s)...
Duplicate address 218.100.43.30 (http://ftp.au.debian.org/debian/, http://mirror.waia.asn.au/debian/); keeping only under first name.
netselect: 343 (23 active) nameserver request(s)...
Duplicate address 195.222.33.229 (http://ftp.ba.debian.org/debian/, http://mirror.debian.com.ba/debian/); keeping only under first name.
...
Running netselect to choose 10 out of 333 addresses.
...
The fastest 10 servers seem to be:
http://artfiles.org/debian/
http://ftp.plusline.de/debian/
http://ftp5.gwdg.de/pub/linux/debian/debian/
http://debian.netcologne.de/debian/
http://ftp.uni-erlangen.de/debian/
http://deb-mirror.de/debian/
http://mirror.de.leaseweb.net/debian/
http://mirror.1und1.de/debian/
http://deb-mirror.de/debian/
http://ftp.uni-bayreuth.de/debian/
Of the hosts tested we choose the fastest valid for HTTP:
http://artfiles.org/debian/
Writing test.list.
Done.
#
Das zweite Beispiel kommt aus dem Alltag. Wir kombinieren die vier
Schalter -c
, -t
, -n
und -a
, um die besten fünf Paketmirror für
die Architektur amd64
in Frankreich zu finden:
# netselect-apt -c france -t 5 -a amd64 -n stable
Using distribution stable.
Retrieving the list of mirrors from www.debian.org...
--2019-01-09 11:47:21-- http://www.debian.org/mirror/mirrors_full
Auflösen des Hostnamen »www.debian.org (www.debian.org)«... 130.89.148.14, 5.153.231.4, 2001:41c8:1000:21::21:4, ...
Verbindungsaufbau zu www.debian.org (www.debian.org)|130.89.148.14|:80... verbunden.
HTTP-Anforderung gesendet, warte auf Antwort... 302 Found
Platz: https://www.debian.org/mirror/mirrors_full[folge]
--2019-01-09 11:47:22-- https://www.debian.org/mirror/mirrors_full
Verbindungsaufbau zu www.debian.org (www.debian.org)|130.89.148.14|:443... verbunden.
HTTP-Anforderung gesendet, warte auf Antwort... 200 OK
Länge: 189770 (185K) [text/html]
In »»/tmp/netselect-apt.Kp2SNk«« speichern.
/tmp/netselect-apt.Kp2SNk 100%[================================================>] 185,32K 1,19MB/s in 0,2s
2019-01-09 11:47:22 (1,19 MB/s) - »»/tmp/netselect-apt.Kp2SNk«« gespeichert [189770/189770]
Choosing a main Debian mirror using netselect.
(will filter only for mirrors in country france)
netselect: 19 (19 active) nameserver request(s)...
Duplicate address 212.27.32.66 (http://debian.proxad.net/debian/, http://ftp.fr.debian.org/debian/); keeping only under first name.
Running netselect to choose 5 out of 18 addresses.
..................................................................................................................................
The fastest 5 servers seem to be:
http://debian.proxad.net/debian/
http://debian.mirror.ate.info/
http://debian.mirrors.ovh.net/debian/
http://ftp.rezopole.net/debian/
http://mirror.plusserver.com/debian/debian/
Of the hosts tested we choose the fastest valid for HTTP:
http://debian.proxad.net/debian/
Writing sources.list.
Done.
#
Die von netselect-apt
erzeugte Datei enthält neben den Paketmirrors
auch eine ganze Reihe Kommentare. Diese helfen Ihnen dabei, zu
verstehen, wofür jeder einzelne Eintrag gedacht ist.
# Debian packages for stable
deb http://artfiles.org/debian/ stable main contrib
# Uncomment the deb-src line if you want 'apt-get source'
# to work with most packages.
# deb-src http://artfiles.org/debian/ stable main contrib
# Security updates for stable
deb http://security.debian.org/ stable-security main contrib
netselect
und netselect-apt
im Alltagseinsatz
Aus unserer Sicht lohnt sich der Aufruf von netselect
bzw.
netselect-apt
bei stationären Systemen (Servern) mit fester Anbindung
nur bedingt. Hilfreich ist das Vorgehen bspw. nach der ersten
Einrichtung, einem Standortwechsel des Gerätes oder der Änderung der
Infrastruktur, da letztere in der Regel häufig recht konstant ist. Bei
Endsystemen an einem festen Ort raten wir Ihnen, die Werkzeuge nur
interessehalber auszuprobieren, weil die Zugriffszeiten in diesem
Kontext nicht immer eine so große Relevanz haben. Bei Systemen für die
Infrastruktur wirkt sich die Optimierung hingegen meist weitaus stärker
aus.
Bei mobilen Geräten sieht das hingegen deutlich anders aus. Mit Laptops oder Smartphones sind Sie variabler und den damit einhergehenden Schwankungen in der Netzanbindung stärker ausgesetzt. Auffällig wird die Anpassung dann, wenn Sie größere Entfernungen zurücklegen, bspw. ein Land oder einen Kontinent gewechselt haben.
1.7. Automatisiertes Auswählen von Paketquellen
1.7.1. DNS Round Robin
In den meisten Fällen gibt es zu einem Servernamen genau eine IP-Adresse (oder je eine IPv4- und eine IPv6-Adresse). Stärker in Anspruch genommene Dienste verteilen die Last aber oftmals auf mehr als eine Maschine. In solchen Fällen werden gerne mehr als eine IP-Adresse pro Servernamen zurückgegeben. Daraufhin wählt das Programm, welches eine Verbindung aufbauen möchte, willkürlich eine der zur Auswahl stehenden IP-Adressen aus. Auf diese Weise kann die Last zwischen mehreren (identisch konfigurierten) Servern aufgeteilt werden.
Ein bekanntes Beispiel eines solchen Falles im Kontext von Debian
Paketspiegeln ist ftp.us.debian.org
. Aufgrund der Größe der USA wird
die Last des dortigen primären Debian-Paketmirrors auf drei Server
aufgeteilt.
$ host ftp.us.debian.org
ftp.us.debian.org has address 64.50.236.52
ftp.us.debian.org has address 128.61.240.89
ftp.us.debian.org has address 64.50.233.100
ftp.us.debian.org has IPv6 address 2610:148:1f10:3::89
$
Auch wenn es vier IP-Adressen sind, handelt es sich jedoch nur um drei
Server. Sowohl die IPv6-Adresse 2610:148:1f10:3::89
, als auch die
IPv4-Adresse 128.61.240.89
gehören zum Server debian.gtisc.gatech.edu
.
1.7.2. Paketquellen über GeoIP auswählen
Bei diesem Verfahren wird einer IP-Adresse ein geographischer Standort zugeordnet. Die Genauigkeit dieser Funktion schwankt je nach Internet-Anbieter, Datenbank und eingesetztem Verfahren.
Zu beachten ist dabei, dass der angegebene Standort nicht notwendigerweise dem tatsächlichen Standort des Rechners mit dieser IP-Adresse entspricht. Meistens ist das der Standort des Providers, von dem Sie diese IP-Adresse bezogen haben bzw. der diese IP-Adresse vergeben hat.
Eine Offline-Zuordnung ermöglicht beispielsweise das Paket geoip-database [Debian-Paket-geoip-database]. Es enthält eine entsprechende Datenbank mit stets bestehenden, festen IP-Adressen. Darüberhinaus existieren jedoch auch deutlich exaktere Alternativen.
Diese Funktionalitat lässt sich nutzen, um anhand der anfragenden IP-Adresse automatisiert einen geographisch nahen Paketmirror zu finden. Bei Debian ist dies an mehreren Stellen im Einsatz.
1.7.3. Per CDN
CDN steht für "Content Distribution Network" und beschreibt einen Service, der über die Welt verteilt viele Server stehen hat und je nach Qrt der Anfrage ein anderer Server kontaktiert wird. Die Verteilung auf verschiedene Server passiert dabei auf unterschiedliche Weisen. Mal antwortet unter der selben IP-Adresse ein anderer Server und die Verteilung wird per Routing gelöst. Mal kommt je nach Ort der DNS-Anfrage eine andere IP-Adresse als DNS-Antwort zurück.
Die Sicherheitsaktualisierungen von Debian kommen nicht über das
normale Spiegelnetzwerk, welches regulär nur alle sechs Stunden
aktualisiert wird. Stattdessen besteht ein separates Spiegelnetzwerk
unter dem Hostnamen security.debian.org
, das nur nach Bedarf
aktualisiert wird. Dieses Spiegelnetzwerk verwendet schon seit
längerem ein CDN.
Seit einigen Jahren ist aber auch die Standard-Einstellung in der
sources.list
-Datei von Debian der Hostname deb.debian.org
, der
auch wiederum auf ein CDN zeigt, zur Zeit auf das CDN von Fastly
[debian-partners-fastly].
Eine DNS-Anfrage auf diesen Hostnamen aus der Schweiz sieht so aus:
$ host deb.debian.org
deb.debian.org is an alias for debian.map.fastlydns.net.
debian.map.fastlydns.net has address 146.75.122.132
debian.map.fastlydns.net has IPv6 address 2a04:4e42:8e::644
Eine DNS-Anfrage aus Schweden dagegen anders:
$ host deb.debian.org
deb.debian.org is an alias for debian.map.fastlydns.net.
debian.map.fastlydns.net has address 199.232.18.132
debian.map.fastlydns.net has IPv6 address 2a04:4e42:41::644
1.7.4. Automatische Paketmirror-Auswahl per Mirror-Liste
APT kann seit Version 0.8 (ca. Ende 2010, ab Debian 6 Squeeze und
Ubuntu 10.10 Maverick Meerkat) über das Schlüsselwort mirror
in der
Datei /etc/apt/sources.list
seine Paketquelle aus einer Liste
von Paketspiegeln aussuchen [Vogt-Apt-Mirror].
Offizielle Mirror-Listen im passenden Format gibt es bisher jedoch nur von Ubuntu. Für Ubuntu 12.04 LTS Precise Pangolin sieht der Eintrag für generell gut erreichbare Paketmirrors wie folgt aus:
deb mirror://mirrors.ubuntu.com/mirrors.txt precise main restricted universe multiverse
In diesem Fall wird z.B. beim Aufruf von apt-get update
zunächst die
Mirror-Liste unter http://mirrors.ubuntu.com/mirrors.txt
heruntergeladen. In dieser Datei stehen die Basis-URLs mehrerer
Paketquellen. Danach sucht sich APT per Zufall eine der dieser
Paketquellen aus und lädt von dort die spezifizierten Paketlisten
herunter.
Clientseitig nutzt dieses Verfahren keinerlei GeoIP-Informationen, sondern wählt pro Maschine einen zufälligen Paketspiegel aus. Zunächst deutet o.g. URL auf eine simple Textdatei hin. Diese Datei wird jedoch bei jedem Aufruf automatisch neu generiert und — ähnlich wie die Weiterleitungen beim Debian Redirector — je nach anfragender IP dynamisch mit URLs anderer Spiegel gefüllt. Laden Sie diese Datei aus der Schweiz herunter, kann sie z.B. so aussehen:
http://ubuntu.ethz.ch/ubuntu/
http://archive.ubuntu.csg.uzh.ch/ubuntu/
http://mirror.switch.ch/ftp/mirror/ubuntu/
http://archive.ubuntu.com/ubuntu/
Aus Österreich sieht die Liste dagegen z.B. so aus:
http://ubuntu.lagis.at/ubuntu/
http://ubuntu.inode.at/ubuntu/
http://ubuntu.uni-klu.ac.at/ubuntu/
http://gd.tuwien.ac.at/opsys/linux/ubuntu/archive/
http://archive.ubuntu.com/ubuntu/
Erfragen Sie die Liste in Deutschland oder Frankreich, kommen sogar noch
deutlich mehr Paketspiegel zur Auswahl. Eine Abfrage von einem Server,
der bei dem deutschen Internetdienstleister Hetzner gehostet wird, ergab
34 aufgelistete Paketspiegel
[Um keine unübersichtlich langen
Beispiele abzudrucken, wurden hier absichtlich die beiden Beispiele aus
dem deutschsprachigen Raum gewählt, die relativ kurze Listen ergeben.]
.
Auffällig ist allerdings, dass als letzter Paketmirror in dieser Liste
jeweils immer auch noch archive.ubuntu.com
angegeben wird. Unter
diesem Hostnamen sind per DNS Round Robin wiederum zur Zeit sechs
verschiedene Server von Canonical erreichbar.
Alternativ zum dynamisch generierten mirrors.txt
können Sie
bei Ubuntu auch eine Paketspiegel-Liste per Land angeben. Für
Deutschland gibt es eine Liste von deutschen Ubuntu-Paketspiegeln unter
http://mirrors.ubuntu.com/DE.txt
. Diese verwenden Sie z.B. für Ubuntu
14.04 LTS Trusty Tahr wie folgt in der /etc/apt/sources.list
:
deb mirror://mirrors.ubuntu.com/DE.txt trusty main restricted universe multiverse
Wenn Sie möchten, können Sie dieses Feature von APT natürlich auch nutzen, um eine Liste ihrer favorisierten Paketspiegel selbst zusammenzustellen — auch unter Debian.
Unter https://www.debian-paketmanagement.de/hetzner-mirrors.txt
haben
wir z.B. eine Liste von Paketspiegeln für Debian erstellt, die alle bei
dem deutschen Internetdienstleister Hetzner gehostet sind (ohne Gewähr)
und somit für andere ebenfalls dort gehostete Server nicht mit ins
Trafficvolumen zählen. Der passende Eintrag in der
/etc/apt/sources.list
sind dann so aus:
deb mirror://www.debian-paketmanagement.de/hetzner-mirrors.txt wheezy main contrib non-free
1.7.5. Welcher Paketmirror wird schlussendlich benutzt?
Egal, ob Sie eine der o.g. Methoden zur automatischen Auswahl des
Paketspiegels verwendet haben oder ob Sie einen bestimmten Hostnamen in
ihrer /etc/apt/sources.list
eingetragen haben — oft stellt
sich die Frage: Von welchem Paketspiegel bezieht APT denn nun die
Paketlisten und Pakete tatsächlich? APT gibt diese Information leider
nicht allzu leicht preis.
Falls einem der schlussendlich verwendeten Hostnamen mehr als eine IP
zugewiesen ist, wird eine davon zufällig ausgewählt. APT und
aptitude
verwenden diese IP-Adresse intern, zeigen sie aber erst
dann an, wenn Sie eines der Programme zur Paketverwaltung benutzen und
die zusätzliche Option -o Debug::pkgAcquire::Worker=true
verwenden.
Damit wird APT sehr gesprächig und zeigt en detail, welche Einstellungen
es benutzt. In dem nachfolgendem Beispiel sehen Sie das auszugsweise bei
der Installation des Pakets netselect-apt.
apt-get
# apt-get -o Debug::pkgAcquire::Worker=true install netselect-apt
Reading package lists... Done
Building dependency tree
Reading state information... Done
The following extra packages will be installed:
netselect
The following NEW packages will be installed:
netselect netselect-apt
0 upgraded, 2 newly installed, 0 to remove and 4 not upgraded.
Starting method '/usr/lib/apt/methods/http'
...
-> http:600%20URI%20Acquire%0aURI:%20http://ftp.ch.debian.org/debian/pool/main/n/netselect/netselect_0.3.ds1-25_amd64.deb%0aFilename:%20/var/cache/apt/archives/partial/netselect_0.3.ds1-25_amd64.deb%0a%0a
<- http:102%20Status%0aURI:%20http://ftp.ch.debian.org/debian/pool/main/n/netselect/netselect_0.3.ds1-25_amd64.deb%0aMessage:%20Connecting%20to%20ftp.ch.debian.org%20(129.132.53.171)
...
#
Deutlich übersichtlicher ist jedoch die Demo-Seite des Debian Redirectors [Debian-Redirector]. Neben dem aktuellen Standort — hier Berlin — zeigt [fig.debian-net-demo] die ausgewählten Paketquellen als Hostname an.
Weitere Ansatzpunkte zur Leistungsfähigkeit eines bestimmten Mirrors
liefern Ihnen die Werkzeuge netselect
bzw. netselect-apt
. Beide
Programme stellen wir unter Bandbreite zum Paketmirror testen in
[am-besten-erreichbaren-paketmirror-finden] ausführlich vor.
1.8. apt-setup
— Erstellung der Paketliste während der Installation
ToDo: Abschnitt veraltet?
Bei der Erst- oder Neuinstallation des Debian-Systems stellt der Debian
Installer eine /etc/apt/sources.list
zusammen, da diese ja bis dato
noch nicht existiert. Bei der textbasierten Installation kommt das
Programm apt-setup
[Debian-Paket-apt-setup] zum Einsatz. Die Auswahl
und Konfiguration der Paketquellen erfolgt dabei über diese schlichte
Ncurses-Oberfläche.
Wichtig
|
Einschränkung zur Verwendung
Verwenden Sie dieses Programm nicht auf einem bereits installierten
System — es ist nur für den Debian Installer gedacht. Daher beinhaltet
der Paketname auch das Suffix |
apt-setup
1.9. Physische Installationsmedien mit apt-cdrom
einbinden
Nutzen Sie keine netzbasierte Installation, sondern greifen auf die
altbewährte Form anfassbarer Installationsmedien zurück, ist in diesem
Fall das Programm apt-cdrom
aus dem Paket apt die richtige Wahl (das
Paket mit dem ähnlichen Namen apt-cdrom-setup
[Debian-Paket-apt-cdrom-setup] ist lediglich für den Debian Installer
vorgesehen). Damit fügen Sie ein bereitstehendes Installationsmedium zu
Ihrer Liste der Paketquellen in der Datei /etc/apt/sources.list
(siehe
[etc-apt-sources.list-verstehen]) hinzu.
Während vor wenigen Jahren noch eine CD gebräuchlich war, ist es heute
aufgrund der Datenmenge eher eine DVD, eine Blu-ray oder ein
entsprechendes Abbild eines Datenträgers, kurz genannt ISO-Image.
apt-cdrom
kann mit allen diesen Medien und Formaten umgehen, d.h. auch
mit ISO-Images, welches Sie bspw. auf einem USB-Stick vorbereitet haben.
Letzteres zählt häufig zu den ersten Schritten einer Netzwerkinstallation.
Die Alternative zu apt-cdrom
ist, alle neuen Medien von Hand
nachzutragen. Das kann ein wenig aufwendig werden. apt-cdrom
erleichtert Ihnen die Arbeit und übernimmt folgende Schritte:
-
Medium (CD, DVD, Blu-ray, ISO-Image) auf Vollständigkeit und dessen Struktur überprüfen
-
Validierung der Indexdateien des Mediums
Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sich das Medium bereits im Laufwerk
befindet, das Medium eingehängt ist und das dazugehörige Gerät
(DVD-Laufwerk, etc.) einen passenden Mountpoint in der Datei
/etc/fstab
hat.
apt-cdrom
unterstützt die folgenden nützlichen Schalter und Aufrufe:
-
apt-cdrom
-
kurze Information (Hilfeseite) zu
apt-cdrom
-
apt-cdrom add
-
Installationsmedium hinzufügen
-
apt-cdrom -d Verzeichnis add
(Langform--cdrom
) -
Installationsmedium aus dem angegebenen Verzeichnis hinzufügen, bspw. von einem USB-Stick
-
apt-cdrom ident
-
Identität des Installationsmediums ausgeben (siehe nachfolgende Beispielausgabe)
-
apt-cdrom -r
(Langform--rename
) -
Umbenennen eines Mediums. Ändert den Namen eines Mediums oder überschreibt den Namen, der dem Medium gegeben wurde.
# apt-cdrom ident
Verwendeter CD-ROM-Einbindungspunkt: /media/cdrom/
CD-ROM wird eingebunden.
Identifizieren ... [3e81e0fb1b74074c6e427e18afef3ab7-2]
Gespeicherte Kennzeichnung:
Einbindung der CD-ROM wird gelöst ...
#
1.10. Einträge mit add-apt-repository
im Griff behalten
add-apt-repository
ist ein Python-Skript, um Einträge automatisiert
und damit leichter zur Liste der Paketquellen (siehe
[etc-apt-sources.list-verstehen]) hinzuzufügen oder auch wieder
auszutragen. Es öffnet dazu die bestehende Liste der Paketquellen,
ergänzt bzw. korrigiert die Einträge und überprüft diese zusätzlich auf
Echtheit (siehe [paketquelle-auf-echtheit-ueberpruefen]). Fehlende
GPG-Schlüssel trägt es dabei automatisch in ihrem lokalen Schlüsselring
nach. Indem es die vielen Einzelschritte kombiniert, spart es Zeit und
lässt sich darüber hinaus auch problemlos zur Automatisierung in ihre
eigenen Skripte integrieren.
add-apt-repository
ist bis Debian 7 Wheezy Bestandteil des Pakets
python-software-properties [Debian-Paket-python-software-properties]
und ab Debian 8 Jessie in software-properties-common
[Debian-Paket-software-properties-common], beide aus dem
Quellpaket und Projekt Software Properties
[software-properties]. Es stellt graphische
Komponenten bereit, die bspw. auch im Rahmen von Synaptic (siehe
[gui-synaptic]) zum Einsatz kommen. Diese graphischen
Komponenten beschreiben wir ausführlich unter Einstellungen mit Synaptic
[einstellungen-mit-synaptic].
Um die Handhabung auf der Kommandozeile noch weiter zu vereinfachen und
insbesondere die Vertauschung der beiden Begriffe apt und add
abzufangen, existiert zusätzlich das Kommando apt-add-repository
. Dies
ist durch einen symbolischen Link auf add-apt-repository
realisiert.
1.10.1. Aufruf und Optionen
add-apt-repository
akzeptiert als Parameter neben der Angabe des
Repositories in Form einer vollständigen Zeile in korrekter Quotierung
ebenso Personal Package Archives (PPAs) aus dem Ubuntu Launchpad
[Ubuntu-Launchpad]. Der Aufruf ist von der Abfolge her analog zum
manuellen Eintrag in der Liste der Paketquellen (siehe
[etc-apt-sources.list-verstehen]):
add-apt-repository deb uri distribution [component1] [component2] [...]
1.10.2. Beispiele
Möchten Sie das Repository namens Petra zu ihrer Installation von Linux Mint hinzufügen, funktioniert der folgende Aufruf:
add-apt-repository 'deb http://packages.linuxmint.com/ petra main'
Ein PPA-Archiv namens gnome-desktop für Ubuntu fügen Sie wie folgt hinzu:
add-apt-repository ppa:gnome-desktop
Um ein Repository wieder auszutragen, rufen Sie add-apt-repository
mit
dem zusätzlichen Schalter --remove
auf. Nachfolgendes Beispiel zeigt
das für den Eintrag für Medibuntu, aus dem der Zweig non-free wieder
entfernt wird:
add-apt-repository --remove 'https://packages.medibuntu.org non-free'
1.11. Einstellungen mit Synaptic
Auch mittels Synaptic (siehe [gui-synaptic]) können Sie die Datei
/etc/apt/sources.list
anpassen. Dazu öffnen Sie den entsprechenden
Dialog unter dem Menüpunkt . Unter
Gnome/GTK erfolgt daraufhin ein Aufruf des Programms
software-properties-gtk
aus dem bereits weiter oben genannten Projekt
Software Properties [software-properties].
Das Pendant unter KDE heißt software-properties-kde
und kommt aus
dem selben Projekt.
Über die verschiedenen Reiter stellen Sie die gewünschten Paketquellen ein. [fig.synaptic-paketquellen] zeigt die Einstellungen zu den Standard-Debian-Repositories.
1.12. Debian und Ubuntu Sources List Generator
Möchten Sie ihre Liste der Paketquellen nicht von Hand zusammentragen, sondern stattdessen über eine Software erstellen lassen, bieten sich der Debian Sources List Generator [Debian-Sources-List-Generator] und der Ubuntu Sources List Generator [Ubuntu-Sources-List-Generator] von Jonhnatha Trigueiro an. Dabei handelt es sich um eine JavaScript-Anwendung, die Sie über ihren Webbrowser benutzen. Als Ergebnis erhalten Sie am Ende eine Textdatei, die Sie überprüfen und in Ihr System einpflegen können. Vor der Übernahme empfehlen wir, für alle Fälle von der derzeit genutzten Datei eine Sicherheitskopie anzulegen, sodass Sie im Bedarfsfall darauf zurückgreifen können.
1.12.1. Feinheiten für Debian
Zunächst wählen Sie ihre geographische Region aus, danach die
Veröffentlichung (siehe [veroeffentlichungen]), die Architektur (siehe
[debian-architekturen]) Ihres Systems und die Distributionsbereiche
(siehe [distributionsbereiche]). In der rechten Spalte wählen Sie die
gewünschten Repositories von Drittanbietern aus, sofern Sie dazu Bedarf
haben (siehe [fig.debian-sources-list-generator]). Über den Knopf
erstellt Ihnen das Programm eine
passende Liste der Paketquellen (siehe
[fig.debian-sources-list-generator-list]). Diese Datei können Sie nun
als neue /etc/apt/sources.list
in Ihr System übernehmen.
sources.list
durch den Debian Sources List Generator1.12.2. Feinheiten für Ubuntu
Die Abfolge ist ähnlich zu Debian, nur wesentlich umfangreicher. Nach der geographischen Region und der Veröffentlichung (siehe [veroeffentlichungen]) wählen Sie die Distributionsbereiche (siehe [distributionsbereiche]) aus, die hier als Ubuntu Branches bezeichnet werden. Hinter den Fragezeichen verbergen sich Erläuterungen, welche den ausgewählten Distributionsbereich näher beschreiben. Danach können Sie neben der Architektur (siehe [debian-architekturen]) auch etliche zusätzliche Paketquellen von Ubuntu-Partnern hinzufügen. Am Schluß erstellen Sie mit einem Klick auf den Knopf die entsprechende Liste der ausgewählten Paketquellen, die Sie in ihr System übernehmen können.
1.13. Paketquelle auf Echtheit überprüfen
1.13.1. Basiswissen
Paketquellen und Repositories sind im Prinzip Fileserver mit einer vorab festgelegten, spezifischen Struktur, deren Inhalt öffentlich zugänglich ist [Debian-Wiki-Debian-Repository-Format]. Vereinfacht betrachtet muss bei dessen Abruf sichergestellt werden, dass die von dort bezogenen Daten echt sind und auch mit den Originaldaten übereinstimmen, aus denen die Distribution besteht. Daher sind in der Paketverwaltung mehrstufige Mechanismen integriert, welche die Echtheit und Vollständigkeit der empfangenen Paketlisten und Pakete überprüfen (Authentizität).
Hintergrund dafür ist einerseits, dass eine Paketquelle Paketarchive unterschiedlichster Herkunft umfasst. Die Daten könnten aus einer wenig vertrauenswürdigen Quelle stammen und auch Schadcode enthalten. Ebenso nimmt die Zuverlässigkeit von Speichermedien (Datenträger) mit der Zeit ab und sorgt für fehlerhafte Bitfolgen. Desweiteren erfolgt der Transport über Leitungsnetze unterschiedlichster Art, wobei hier gekippte Bits und somit Übertragungsfehler und verfälschte Daten auf dem Transportweg nicht vollständig auszuschließen sind.
Daher sind sowohl alle Veröffentlichungen (siehe [veroeffentlichungen]), als auch die Paketquellen (siehe [paketquellen]) mit den Paketlisten und die darüber bereitgestellten, einzelnen Pakete jeweils separat digital signiert. Eine digitale Signatur („Schlüssel“, GPG-Key) besteht aus zwei Teilen — einem öffentlichen und einem privaten, geheimen Schlüssel. Die Paketlisten werden zunächst vom Verwalter des Repositories mit seinem privaten Schlüssel signiert und der dazugehörige, öffentliche Schlüssel bekanntgegeben bzw. als Paket hinterlegt. Mit Hilfe dieses Signatur-Paares überprüfen Sie einerseits die Echtheit der Paketquelle und andererseits über die Hashsummen jeden einzelnen Pakets in den Paketlisten auch jedes einzelne Paket daraus (siehe auch „Bezogenes Paket verifizieren“ in [bezogenes-paket-verifizieren]).
APT und aptitude
haben diesen Vorgang in ihre internen Abläufe
integriert und nehmen Ihnen diesen Verifizierungsschritt vollständig ab.
Falls die Signatur korrekt ist, dann wird der Paketmirror bzw. das
bezogene Paket als glaubwürdig eingeschätzt. Falls nicht, erhalten Sie
eine deutliche Warnung.
1.13.2. Schlüsselverwaltung mit apt-key
(Überblick)
Die Verwaltung der Schlüssel erfolgt mit dem Programm apt-key
. Dazu
gehört ein Schlüsselring mit allen GPG-Schlüsseln der Paketquellen, aus
denen Pakete bezogen wurden. Bei Debian sind diese Schlüssel Bestandteil des
Pakets debian-archive-keyring
[Debian-Paket-debian-archive-keyring], bei Ubuntu heißt das Paket
hingegen ubuntu-keyring [Ubuntu-Paket-ubuntu-keyring].
Der primäre Schlüsselring für lokale, als vertrauenswürdig eingestufte
Schlüssel ist die Datei /etc/apt/trusted.gpg
. Für zusätzliche
Schlüsselbunde und Dateifragmente weiterer vertrauenswürdiger Schlüssel
ist das Verzeichnis /etc/apt/trusted.gpg.d/
vorgesehen. Insbesondere
o.g. Schlüsselbund-Pakete speichern ihre Schlüsselbund-Dateien in diesem
Verzeichnis.
Die einzelnen Dateien in /etc/apt/trusted.gpg.d/
gelten als
Konfigurationsdateien, können also vom lokalen Administrator verändert
oder gelöscht werden. Deswegen sind diese Schlüssel zusätzlich auch noch
in der Datei /usr/share/keyrings/debian-archive-keyring.gpg
gespeichert.
Die Schlüssel haben eine begrenzte Gültigkeit oder können auch
zurückgezogen werden. Daher sind in der Schlüsselbund-Datei
/usr/share/keyrings/debian-archive-removed-keys.gpg
auch noch
die abgelaufenen oder zurückgezogenen Schlüssel vergangener
Debian-Veröffentlichungen verfügbar.
Ähnliche Schlüsselringe gibt es auch für andere Veröffentlichungen, bspw.
debian-edu-archive-keyring
für Skolelinux/DebianEdu [Skolelinux] und
debian-ports-archive-keyring
für das Debian-Ports-Projekt (siehe
[debian-architekturen-ports-projekt]).
1.13.3. Unterkommandos von apt-key
Mit apt-key
greifen Sie auf ihren gespeicherten Schlüsselring zu.
Damit lassen Sie sich bspw. die gemerkten Schlüssel anzeigen, fügen neue
Schlüssel zum Schlüsselring hinzu oder entfernen diese daraus wieder.
Diese Vorgänge kommen meist dann zum tragen, wenn Sie Ihr Debian-System
von Ballast befreien und nicht mehr benötigte Schlüssel austragen oder
weitere Paketquellen einbinden möchten, deren Schlüssel (noch) nicht
offiziell hinterlegt ist.
Die vier Unterkommandos list
, finger
, export
und exportall
haben
rein informativen Charakter. Mit den ersten beiden zeigen sie zu den
gespeicherten, vertrauenswürdigen Schlüsseln deren Erstell- und
Verfallsdatum sowie den Eigentümer bzw. Aussteller des Schlüssels an. Im
vorliegenden Fall ist dieser keine Person, sondern eine
Debian-Veröffentlichung bzw. deren Verantwortlicher. Als E-Mail-Adresse
ist hier diejenige der FTP-Master hinterlegt (siehe [fig.apt-key-list]).
Mit dem Aufruf apt-key finger
zeigen Sie zusätzlich deren Fingerabdruck
an
[Da die Datei /etc/apt/trusted.gpg
teilweise für normale
User nicht lesbar ist, kann es sein, dass Sie dieses Kommando mit
Root-Rechten ausführen müssen.]
. Nachfolgend sehen Sie beispielhaft die
Signaturen zum Opera Software Archive, dem Mendeley Desktop Team und dem
Debian Archive für die beiden Veröffentlichungen Wheezy und Jessie.
# apt-key finger
/etc/apt/trusted.gpg
- -------------------
pub 1024D/30C18A2B 2012-10-29 [verfallen: 2014-10-29]
Schl.-Fingerabdruck = ABCD 165A F57C AC92 18D2 872B E585 066A 30C1 8A2B
uid Opera Software Archive Automatic Signing Key 2013 <packager@opera.com>
pub 2048R/6F036044 2011-02-21
Schl.-Fingerabdruck = 26BB 0219 1EF4 588D 3A7B C30F D800 C7D6 6F03 6044
uid Mendeley Desktop Team <desktop@mendeley.com>
sub 2048R/F9CE0BFD 2011-02-21
/etc/apt/trusted.gpg.d/debian-archive-jessie-stable.gpg
- -------------------------------------------------------
pub 4096R/518E17E1 2013-08-17 [verfällt: 2021-08-15]
Schl.-Fingerabdruck = 75DD C3C4 A499 F1A1 8CB5 F3C8 CBF8 D6FD 518E 17E1
uid Jessie Stable Release Key <debian-release@lists.debian.org>
/etc/apt/trusted.gpg.d/debian-archive-wheezy-automatic.gpg
- ----------------------------------------------------------
pub 4096R/46925553 2012-04-27 [verfällt: 2020-04-25]
Schl.-Fingerabdruck = A1BD 8E9D 78F7 FE5C 3E65 D8AF 8B48 AD62 4692 5553
uid Debian Archive Automatic Signing Key (7.0/wheezy) <ftpmaster@debian.org>
/etc/apt/trusted.gpg.d/debian-archive-wheezy-stable.gpg
- -------------------------------------------------------
pub 4096R/65FFB764 2012-05-08 [verfällt: 2019-05-07]
Schl.-Fingerabdruck = ED6D 6527 1AAC F0FF 15D1 2303 6FB2 A1C2 65FF B764
uid Wheezy Stable Release Key <debian-release@lists.debian.org>
#
Mit dem Aufruf apt-key export
Schlüssel geben Sie hingegen nur einen
bestimmten Schlüssel auf der Standardausgabe als als PGP-Block aus. Der
Schalter apt-key exportall
führt das gleiche für alle Schlüssel durch.
Mit apt-key add
Schlüsseldatei und apt-key del
Schlüssel-ID
verändern Sie den Inhalt des Schlüsselbundes. Mit ersterem fügen Sie
einen neuen Schlüssel aus einer Datei hinzu, mit letzterem löschen Sie
den Schlüssel mit der angegebenen Schlüssel-ID aus dem Schlüsselring.
Die Option update
synchronisiert hingegen den lokalen Schlüsselbund
mit dem Archivschlüsselbund. Dabei werden die Schlüssel aus dem lokalen
Schlüsselbund entfernt, die nicht mehr gültig sind. In Ubuntu ist auch
die Option net-update
anwendbar, die eine Synchronisation mit einem
Schlüsselbund über das Netzwerk ermöglicht.
Anmerkung
|
Ab Debian 9 Stretch ist diese Option als veraltet markiert. |
1.13.4. Beispiel: Ergänzung eines Schlüssels
Nutzen Sie beispielsweise den Webbrowser Opera, finden Sie dazu keine
Pakete in den offiziellen Debian-Paketquellen. Opera ist nicht als freie
Software eingeordnet, aber als deb
-Paket von der Herstellerwebseite
beziehbar. Daher fügen Sie in Schritt eins die Paketquelle zur Datei
/etc/apt/sources.list
hinzu (siehe auch
[etc-apt-sources.list-verstehen]):
deb http://deb.opera.com/opera stable non-free
Als Schritt zwei benötigen Sie noch den dazugehörigen Schlüssel der
Paketquelle. Der Hersteller empfiehlt auf seiner Seite den Bezug
mittels wget
wie folgt:
wget
# wget http://deb.opera.com/archive.key
--2014-06-17 23:54:43-- http://deb.opera.com/archive.key
Auflösen des Hostnamen »deb.opera.com (deb.opera.com)«... 185.26.183.130
Verbindungsaufbau zu deb.opera.com (deb.opera.com)|185.26.183.130|:80... verbunden.
HTTP-Anforderung gesendet, warte auf Antwort... 200 OK
Länge: 2437 (2,4K) [application/pgp-keys]
In »»archive.key«« speichern.
100%[=======================================================================>] 2.437 --.-K/s in 0s
2014-06-17 23:54:43 (63,0 MB/s) - »»archive.key«« gespeichert [2437/2437]
#
Wichtig
|
Unverschlüsselte Übertragung von Schlüsseln
Bitte beachten Sie, dass dieser Schlüssel jedoch nicht über gesicherte Kanäle (z.B. per HTTPS) heruntergeladen wurde und Sie damit nicht hundertprozentig sicher sein können, dass dieser Schlüssel wirklich von Opera ist. Leider scheint der Schlüssel auch nicht mit allzu vielen Signaturen ausgestattet zu sein, sodass eine Verifizierung über die Signaturen ebenfalls nicht möglich ist. |
Der bezogene Schlüssel befindet sich nun im aktuellen Verzeichnis in der
lokalen Datei archive.key
. Diesen Schlüssel fügen Sie nun über den
Aufruf apt-key add archive.key
Ihrem lokalen Schlüsselbund hinzu:
apt-key
# apt-key add archive.key
OK
#
Hat alles geklappt, meldet sich apt-key
mit einem schlichten OK
zurück. Von nun an werden alle Pakete von dieser Paketquelle als
vertrauenswürdig eingestuft. Auch Aktualisierungen über APT und
aptitude
sind problemlos möglich.
Es bleibt jedoch ein unangenehmer Beigeschmack erhalten. Aufgrund der ungesicherten Übertragung des bezogenen Schlüssels können Sie nicht sicher sein, ob der bezogene Schlüssel wirklich von Opera ist und Sie ihm vertrauen können, oder ob nicht zufällig eine Man-in-the-Middle-Attacke im Gange ist.
1.13.5. Abkündigung von apt-key
Seit APT 2.1.8 ist apt-key
offiziell abgekündigt. Ersatz ist das
Ablegen von Keyring-Dateien im Verzeichnis /etc/apt/trusted.gpg.d/
,
z.B. als Bestandteil eines Paketes. Solche Pakete heißen
typischerweise <herausgeber>-archive-keyring
,
z.B. debian-archive-keyring
, ubuntu-archive-keyring
oder
pkg-mozilla-archive-keyring
.
1.13.6. Alternative Benutzerschnittstellen zur APT-Schlüsselverwaltung
Die Abkündigung von apt-key
ist auch einer der Gründe, warum sich
niemand mehr darum gekümmert hat, gui-apt-key
[Debian-Paket-gui-apt-key], das verwaiste GUI-Frontend zu apt-key
,
weiterzuentwickeln. Entsprechend ist auch die darauf aufbauende,
curses-basierende TUI-Programm curses-apt-key
[curses-apt-key]
nicht mehr weiterentwickelt wird.
1.14. Liste der verfügbaren Pakete aktualisieren
1.14.1. Grundlegendes Vorgehen
Bevor Sie Veränderungen am Paketbestand veranlassen, empfehlen wir Ihnen, stets die Liste der lokal genutzten Pakete auf den neuesten Stand zu bringen. Damit arbeiten Sie mit den aktuellen Referenzen auf die bestehenden Softwarepakete. Diesen Schritt ermöglichen alle Werkzeuge zur Paketverwaltung.
Dazu bestehen verschiedene Möglichkeiten, die im Endeffekt alle das gleiche bewirken:
-
Das klassische Kommando, das auch stets auf älteren Veröffentlichungen funktioniert, ist
apt-get update
. Auf neueren Veröffentlichungen, die das Kommandoapt
kennen, funktioniert auchapt update
(siehe [apt]). -
aptitude
(siehe [aptitude]) gestattet einen Aufruf über die Kommandozeile mittelsaptitude update
. Möchten Sie die Paketliste aktualisieren und danach interaktiv im Text-Modus weiterarbeiten, so rufen Sieaptitude -u
auf. Sind Sie bereits im interaktiven Text-Modus vonaptitude
, sorgt der Tastendruck u für frische Paketlisten und die aktualisierte Darstellung inaptitude
. Alternativ stoßen Sie die Aktion über den MenüeintragAktionen -> Paketlisten aktualisieren
an. -
Bei Synaptic (siehe [gui-synaptic]) verbirgt sich dieser Vorgang hinter dem Menüeintrag
Bearbeiten -> Paketinformationen neu laden
. Alternativ nutzen Sie dafür die Tastenkombination Ctrl+R. -
Im Programm SmartPM (siehe [gui-smartpm]) lösen Sie die Aktualisierung für alle Paketquellen über den Menüpunkt
File -> Update channels
aus. Möchten Sie nur eine einzige Paketquelle auf den neuesten Stand bringen, wählen Sie stattdessen zunächstFile -> Update selected channels ...
aus und entscheiden danach, welche Paketquelle Ihres Erachtens eine Auffrischung verdient hat (siehe dazu [fig.smartpm-paketquellen-auswaehlen]).
Anmerkung
|
Aktualisierung mit
dpkg
|
Führen Sie eines der o.g. Aufrufe aus, wird zunächst die Liste der
Paketquellen in der Datei /etc/apt/sources.list
und dem Verzeichnis
/etc/apt/sources.list.d
(siehe [etc-apt-sources.list-verstehen])
gelesen. Jeder Eintrag darin bezeichnet eine Paketquelle. Von diesen
Paketquellen wird nacheinander jeweils eine aktuelle Liste der Pakete
bezogen, die von dieser angegebenen Paketquelle verfügbar sind.
Jede bezogene Liste wird danach auf deren Echtheit geprüft. Dazu ist
diese digital signiert (siehe [paketquelle-auf-echtheit-ueberpruefen]).
Mit Hilfe des GPG-Schlüssels für die Paketquelle prüfen apt', `apt-get
bzw. aptitude
automatisch deren Authentizität und falls ohne
Beanstandung, vereinigen sie die bezogene Liste mit der bereits
bestehenden, lokalen Paketliste (siehe
[lokale-paketliste-und-paketcache]). Dabei geben insbesondere
apt-get
und aptitude
eine Reihe von Mitteilungen auf dem Terminal
aus. Diese bedeuten:
-
Holen:1 Bezugsquelle Release.gpg
: beziehe den GPG-Schlüssel zur Veröffentlichung (siehe [veroeffentlichungen]) von der als URL angegebenen Paketquelle (siehe [paketquelle-auf-echtheit-ueberpruefen]) -
OK Bezugsquelle [Datenmenge]
: der GPG-Schlüssel ist in Ordnung, die Signatur stimmt (siehe auch [paketquelle-auf-echtheit-ueberpruefen]) -
Holen:2 Bezugsquelle [Datenmenge]
: beziehe die Paketliste von der unter 1 als URL angegebenen Paketquelle -
Ign Bezugsquelle
: Ein beim Herunterladen aufgetretener Fehler wird ignoriert (z.B. fehlende Übersetzungen)
Am Ende der Ausgabe erfolgt noch eine Zusammenfassung, welche Datenmenge
in welcher Zeitspanne bezogen wurde. Nachfolgend sehen Sie die Ausgabe
am Beispiel von apt-get update
:
apt-get update
# apt-get update
OK http://ftp.de.debian.org wheezy Release.gpg
Holen: 1 http://security.debian.org wheezy/updates Release.gpg [836 B]
Holen: 2 http://security.debian.org wheezy/updates Release [102 kB]
OK http://ftp.de.debian.org wheezy Release
OK http://ftp.de.debian.org wheezy/main Sources
Holen: 3 http://security.debian.org wheezy/updates/main Sources [79,2 kB]
OK http://ftp.de.debian.org wheezy/contrib Sources
OK http://ftp.de.debian.org wheezy/non-free Sources
OK http://ftp.de.debian.org wheezy/main i386 Packages
Holen: 4 http://security.debian.org wheezy/updates/contrib Sources [14 B]
OK http://ftp.de.debian.org wheezy/contrib i386 Packages
Holen: 5 http://security.debian.org wheezy/updates/non-free Sources [14 B]
OK http://ftp.de.debian.org wheezy/non-free i386 Packages
Holen: 6 http://security.debian.org wheezy/updates/main i386 Packages [150 kB]
OK http://ftp.de.debian.org wheezy/contrib Translation-en
OK http://ftp.de.debian.org wheezy/main Translation-de_DE
OK http://ftp.de.debian.org wheezy/main Translation-de
Holen: 7 http://security.debian.org wheezy/updates/contrib i386 Packages [14 B]
OK http://ftp.de.debian.org wheezy/main Translation-en
Holen: 8 http://security.debian.org wheezy/updates/non-free i386 Packages [14 B]
OK http://ftp.de.debian.org wheezy/non-free Translation-en
Holen: 9 http://security.debian.org wheezy/updates/contrib Translation-en [14 B]
Holen: 10 http://security.debian.org wheezy/updates/main Translation-en [88,7 kB]
Holen: 11 http://security.debian.org wheezy/updates/non-free Translation-en [14 B]
Es wurden 421 kB in 0 s geholt (428 kB/s).
Paketlisten werden gelesen... Fertig
#
Neuere Versionen ergänzen die Ausgabe um zusätzliche Zeilen und teilen
Ihnen darüber mit, ob und wieviele aktualisierbare Pakete vorliegen.
Nachfolgend sehen Sie in [fig.apt-update-aktualisierbare-pakete], dass
für zwölf Pakete neue Varianten bereitstehen. Um welche Pakete es sich
konkret handelt, listen Sie mit Hilfe des Kommandos apt list
--upgradable
auf (siehe [aktualisierbare-pakete-anzeigen]).
Für diese Mitteilungen greifen apt-get
und apt
auf das Werkzeug daptup
aus dem gleichnamigen Paket zurück [Debian-Paket-daptup]. Es ist als eine
direkte Abhängigkeit zu beiden definiert und wird daher automatisch
installiert.
1.14.2. Überprüfung der Paketsignaturen
Konnten bei der Aktualisierung für neue Paketlisten keine gültigen Signaturen
gefunden werden, wird eine Warnung ausgegeben. Entsprechende Zeilen beginnen mit
W:
. Bei einer Paketquelle ohne Schlüssel beschwert sich APT wie folgt:
# apt-get update
...
Hole:10 http://deb.opera.com squeeze/non-free i386 Packages [774 B]
Es wurden 1.250 kB in 3 s geholt (329 kB/s)
Paketlisten werden gelesen... Fertig
W: GPG-Fehler: http://deb.opera.com squeeze Release: Die folgenden Signaturen konnten
nicht überprüft werden, weil ihr öffentlicher Schlüssel nicht verfügbar ist:
NO_PUBKEY E585066A30C18A2B
#
Pakete, die nicht korrekt signiert sind, können Schadcode enthalten und sollten
nicht installiert werden. aptitude
warnt Sie in diesem Fall sehr deutlich:
aptitude
Zur Überprüfung auf korrekte Pakete tragen Sie bitte den passenden GPG-Key für die Paketliste der Veröffentlichung nach.
1.14.3. Platz für den Paketcache
Bitte planen Sie freien Platz für den Paketcache ein. Die aktualisierten Paketlisten und Pakete benötigen Speicherplatz, bevor diese ausgepackt und eingerichtet werden können.
1.14.4. Die Veröffentlichung wechseln
Möchten Sie neuere Versionen von Paketen installieren oder auf eine andere Veröffentlichung von Debian wechseln, ist zusätzlich ein upgrade bzw. dist-upgrade erforderlich. Weitere Informationen dazu erhalten Sie unter „Pakete aktualisieren“ in [pakete-aktualisieren] bzw. „Distribution aktualisieren“ in [distribution-aktualisieren].
1.15. Lokale Paketliste und Paketcache
Die Paketverwaltung — genauer APT — pflegt lokale Paketlisten im
Verzeichnis /var/lib/apt/lists
. Diese Paketlisten dienen als
Nachschlagewerk für APT. Wollen Sie den Paketbestand auf Ihrem
Debian-System ändern, benutzt APT diese Paketliste, um die Existenz, die
Verfügbarkeit von einer Paketquelle und die Abhängigkeiten eines Pakets
zu bestimmen, bevor diese tatsächlich bezogen werden. Installieren Sie ein
Paket nach ([pakete-installieren]), weiß APT aus der lokalen
Paketliste, von welcher Paketquelle und unter welcher URL es dieses
herunterladen kann.
Die hier verwendete mehrstufige Vorgehensweise hat ihren Ursprung in der Anfangszeit von Debian, bei der der Internetzugang und dessen (nahezu) permanenter Verfügbarkeit noch nicht so selbstverständlich wie heute waren. Lokal verfügbare Informationen waren (und sind) stets mit geringerer Verzögerung nutzbar als externe Ressourcen und reduzieren zudem die Netzlast.
Die nachfolgende Auflistung ist typisch, wenn Sie als Paketmirror
ftp.ch.debian.org
und die Distributionsbereiche main, contrib
und non-free im der Veröffentlichung buster
benutzen und
zusätzlich auch deb-src
-Zeilen in der sources.list
haben (deswegen
die Dateien mit Sources
im Namen) und apt-file
installiert haben
(deswegen die Dateien mit Contents
im Namen).
$ ls -F /var/lib/apt/lists
auxfiles/
ftp.ch.debian.org_debian_dists_buster_contrib_binary-amd64_Packages
ftp.ch.debian.org_debian_dists_buster_contrib_Contents-amd64.lz4
ftp.ch.debian.org_debian_dists_buster_contrib_i18n_Translation-de
ftp.ch.debian.org_debian_dists_buster_contrib_source_Sources
ftp.ch.debian.org_debian_dists_buster_InRelease
ftp.ch.debian.org_debian_dists_buster_main_binary-amd64_Packages
ftp.ch.debian.org_debian_dists_buster_main_Contents-amd64.lz4
ftp.ch.debian.org_debian_dists_buster_main_i18n_Translation-de
ftp.ch.debian.org_debian_dists_buster_main_source_Sources
ftp.ch.debian.org_debian_dists_buster_non-free_binary-amd64_Packages
ftp.ch.debian.org_debian_dists_buster_non-free_Contents-amd64.lz4
ftp.ch.debian.org_debian_dists_buster_non-free_i18n_Translation-de
ftp.ch.debian.org_debian_dists_buster_non-free_source_Sources
lock
partial/
security.debian.org_dists_buster_updates_InRelease
security.debian.org_dists_buster_updates_main_binary-amd64_Packages
security.debian.org_dists_buster_updates_main_i18n_Translation-de
security.debian.org_dists_buster_updates_main_source_Sources
security.debian.org_dists_buster_updates_non-free_binary-amd64_Packages
security.debian.org_dists_buster_updates_non-free_i18n_Translation-de
security.debian.org_dists_buster_updates_non-free_source_Sources
$
Für jede Paketquelle aus /etc/apt/sources.list
wird eine oder mehrere eigene,
lokale Datei gepflegt. Diese ist eine Textdatei und beinhaltet alle
Informationen zu den beziehbaren Paketen, bspw. den genauen Paketnamen
und dessen Version ([benennung-eines-debian-pakets]), den Maintainer
des Pakets, die Paketabhängigkeiten zum Bauen des Pakets, die genutzte
Architektur ([debian-architekturen]), das Format des Debianpakets
sowie die Checksummen der Pakete und das Sourcepaket
([debian-pakete-varianten]), aus der das Paket entstanden ist. Danach
folgen die Projektwebseite sowie das Verzeichnis, in dem das Paket auf
dem Paketmirror abgelegt ist. Zum Schluss stehen die Priorität, der
Distributionsbereich ([distributionsbereiche]) und die Paketkategorie
([sortierung-der-pakete-nach-verwendungszweck]). Nachfolgender
Kasten zeigt die Informationen anhand des Pakets 0ad-data aus der
Paketkategorie Spiele (games).
/var/lib/apt/lists/debian.ethz.ch_debian_dists_bullseye_main_binary-amd64_Packages
zum Paket 0ad-dataPackage: 0ad-data
Version: 0.0.23.1-1.1
Installed-Size: 2044173
Maintainer: Debian Games Team <pkg-games-devel@lists.alioth.debian.org>
Architecture: all
Pre-Depends: dpkg (>= 1.15.6~)
Suggests: 0ad
Description: Real-time strategy game of ancient warfare (data files)
Homepage: http://play0ad.com/
Description-md5: 26581e685027d5ae84824362a4ba59ee
Tag: role::app-data
Section: games
Priority: optional
Filename: pool/main/0/0ad-data/0ad-data_0.0.23.1-1.1_all.deb
Size: 701833824
MD5sum: b2b6e5510898abf0eee79da48995f92f
SHA256: afb3f0ddaceb36dc2d716d83d7fee4ada419511a948e4a06fa44bbc1b486e2c0
TODO: Querverweis auf cron-apt
und /etc/cron.daily/apt
.
Die Paketlisten ändern sich, wenn Aktualisierungen sowie neue Versionen
von Paketen verfügbar werden und die Paketquellen auf den Spiegelservern
entsprechend aktualisiert wurden. Daher raten wir Ihnen, die lokalen
Paketlisten in regelmäßigen Abständen ebenfalls zu aktualisieren, bspw.
mit den Aufrufen apt-get update
, aptitude update
oder einem anderen
Werkzeug zur Paketverwaltung ([werkzeuge-zur-paketverwaltung]). Wie
das genau vorsichgeht, erklären wir unter Liste der verfügbaren Pakete
aktualisieren in [liste-der-verfuegbaren-pakete-aktualisieren]
genauer.
Sollte die Aktualisierung fehlschlagen, könnte sich die Paketliste in einem inkonsistenten Zustand befinden. Wie Sie mit dieser Situation umgehen, erklären wir Ihnen unter Lokale Paketliste reparieren in [lokale-paketliste-reparieren] genauer.
1.16. Lokale Paketliste reparieren
Es kann vorkommen, dass eine lokale Paketliste, die im Verzeichnis
/var/lib/apt/lists
liegt, bei deren Aktualisierung (siehe
[liste-der-verfuegbaren-pakete-aktualisieren]) kaputtgeht. Das kommt
sehr selten vor, aber bspw. dann, wenn nicht mehr genügend freier
Speicherplatz für die neue Paketliste zur Verfügung steht oder das
Entpacken der komprimierten Liste aus einem anderen Grund fehlschlägt.
Sie bekommen das mit, wenn APT jammert und in Folge seine Arbeit
verweigert.
APT versucht von sich aus, eine defekte oder nicht mehr vorhandene Liste
wieder zu reparieren. Dazu beauftragen Sie APT mit dem Kommando apt-get
update
. Damit bezieht es die aktuellen Paketlisten von den in
/etc/apt/sources.list
angebenen Paketquellen und ersetzt die bereits
bestehenden lokalen Paketlisten. Falls diese nicht mehr vorhanden sein
sollten, legt APT diese Listen neu an.:
Ist das erfolglos, räumen Sie als nächsten Schritt das Verzeichnis
/var/lib/apt/lists/partial
auf. Darin hinterlegt APT alle
Zwischenstände und Teillisten. Löschen Sie dazu in besagtem Verzeichnis
sämtliche Dateien und wiederholen danach das Kommando apt-get update
.
Wenn das noch nicht geholfen hat, bereinigen Sie auch das Verzeichnis
/var/lib/apt/lists
. Danach wiederholen Sie das Kommando
apt-get update
.
Sollte das Vorgehen immer noch nicht von Erfolg gekrönt sein, warten Sie
bitte sieben Stunden und wiederholen danach das Kommando apt-get
update
erneut. Hintergrund für die Bitte um Geduld ist die Erneuerung
der Debian-Paketquellen auf den Paketmirrors (siehe
[geeigneten-paketmirror-auswaehlen]). Diese Erneuerung erfolgt
automatisiert alle sechs Stunden und bereinigt auch eventuelle
Inkonsistenzen der Paketlisten auf dem Paketmirror. Um auch
sicherzugehen, dass die Liste der Paketquellen auf dem neuesten Stand
ist, warten Sie lieber einen kleinen Moment länger.
1.16.1. Aktualität des Mirrors überprüfen
Sollten die Fehler trotz Ihrer intensiven Bemühungen bestehen bleiben, bleibt noch eine Überprüfung, ob der angefragte Spiegelserver auch aktuell ist. Eine Zustandsübersicht über alle offiziellen Spiegelserver, die bei Debian registriert sind, finden Sie auf der Debian Mirror Status-Seite [Debian-Mirror-Status] (siehe [fig.debian-mirror-checker]).
Wann die letzte Aktualisierung des von Ihnen gewählten Debian-Mirrors
passiert ist, sehen Sie im Unterverzeichnis project/trace/
,
z.B. unter http://debian.ethz.ch/debian/project/trace/ für den
Paketmirror der ETH Zürich. In dieser Liste suchen Sie nach dem
Datumsstempel der Datei, die dem Hostnamen Ihres Spiegelservers
entspricht. Wenn der Spiegelserver unter mehreren Namen erreichbar ist,
finden Sie dort trotzdem nur einen davon. Es sollte immer die neuste
Datei sein.
Wenn die gefundene Datei deutlich älter als sechs Stunden ist, prüfen
Sie bitte zuerst, wann die letzte Aktualisierung des Mirror-Netzwerkes
stattgefunden hat
[Bei Ausfällen oder Umbauten in der
Infrastruktur wie auch kurz vor neuen Veröffentlichungen kann es
durchaus vorkommen, dass der Abstand zwischen zwei Aktualisierungen des
Mirrors deutlich mehr als sechs Stunden dauert, teilweise auch einen
oder wenige Tage.]
. Unter [dinstall-status] finden Sie eine Datei, in
der festgehalten wird, in welchem Schritt der Aktualisierung und Zustand
sich der Master-Mirror gerade befindet. Ein Eintrag „all done“
bedeutet, dass zur Zeit keine Aktualisierung läuft. Das Endedatum zeigt
den Zeitpunkt an, an dem die erste Stufe des Mirror-Netzwerkes mit den
neuen Paketlisten und Paketen versorgt wurde.
Ob zur Zeit eine Aktualisierung Ihres gewählten Mirrors läuft, sehen
sie an der Existenz einer Datei Archive-Update-in-Progress
(ggf. erweitert um den bzw. einen Hostnamen des Spiegelservers) im
Wurzelverzeichnis des APT-Repositorys, z.B.
http://debian.ethz.ch/debian/Archive-Update-in-Progress-debian.ethz.ch.
2. Debian-Paketformat im Detail
2.1. Konzepte und Ideen dahinter
Die Paketbeschreibung ist eine Textdatei
[früher teilweise im
Encoding ISO 8859-1, heute nur noch in UTF-8]
. Die Paketbeschreibung in
den Paketen selbst erfolgt in englischer Sprache, wird aber für die
Paketlisten auf den Spiegelservern von Debians Übersetzungsteams auch in
andere Sprachen übersetzt.
Jedes Element der Beschreibung ist ein Schlüssel-Wert-Paar, wobei die Trennung zwischen Schlüssel und Wert durch einen Doppelpunkt erfolgt. Der Schlüssel ist ein aus der Umgangssprache abgeleiteter Begriff, der die Relation zwischen zwei oder mehr Paketen näher beschreibt. Wert ist hingegen eine Aufzählung von Paketen, die mit einem Komma voneinander getrennt werden. Ein ähnliches Konzept kommt bei den Kopfzeilen von E-Mails zum Tragen.
Zusätzlich kann ein Wert mit einer Aussage zu einer bestimmten Softwareversion ergänzt worden sein. Eine solche versionierte Abhängigkeit kann unterschiedliche Relationen umfassen. [tab.relationen-fuer-versionierte-abhaengigkeiten] zeigt die derzeit zulässigen Operatoren samt einem Beispiel aus der Praxis.
Operator | Beschreibung | Beispiel |
---|---|---|
|
früher als |
|
|
früher oder gleich |
|
|
exakt gleich |
|
|
gleich oder später |
|
|
später als |
|
2.1.1. Binärpakete
Die folgenden Schlüsselworte werden in Binärpaketen (siehe [binaerpakete]) und den Paketlisten von diesen verwendet:
-
Package
-
zu dt.: Paket; Name des Pakets ohne Versionsnummer und Architektur, siehe auch Benennung eines Debian-Pakets in [benennung-eines-debian-pakets]
-
Source
-
zu dt.: Quelle; Name des Quellpakets („source package“), aus dem das Binärpaket gebaut wurde, siehe auch Sourcepakete in [sourcepakete]
-
Version
-
zu dt.: Version oder Variante; Versionsnummer des Pakets, siehe Benennung eines Debian-Pakets in [benennung-eines-debian-pakets]
-
Architecture
-
zu dt. Architektur oder Plattform; Basis, für die das Paket gebaut wurde oder all, falls das Paket architekturunabhängig ist, siehe Debian-Architekturen in [debian-architekturen]
-
Maintainer
-
zu dt.: Betreuer, Verantwortlicher; Für das Paket verantwortliche Person oder Gruppe („Maintainer“ des Pakets) und dessen Erreichbarkeit als E-Mail-Adresse (siehe auch Paket nach Maintainer finden in [paket-nach-maintainer-finden])
-
Homepage
-
zu dt.: Internetpräsenz; Webseite des Projekts der paketierten Software oder Daten
-
Installed-Size
-
zu dt.: Installationsgröße; Speicherplatz, den das Paket auf dem Zielsystem belegen wird, nachdem es dort installiert wurde
-
Depends
-
zu dt.: hängt ab von; Name der installierten und konfigurierten Pakete und ggf. deren Versionsnummer, von dem das vorliegende Paket abhängt
-
Pre-Depends
-
zu dt.: hängt ab vorher von; Name der installierten und konfigurierten Pakete und ggf. deren Versionsnummer, von dem das vorliegende Paket und dessen Installationsskripte abhängen. Dies bedeutet, dass diese Abhängigkeiten vollständig installiert und ausgepackt sein müssen, bevor das Paket von
dpkg
ausgepackt werden darf. -
Recommends
-
zu dt.: empfiehlt; Name der Pakete, welche als Ergänzung empfohlen werden und in den meisten Fällen ebenfalls gebraucht werden. Es ist ein Gegenstück zum Schlüsselwort
Enhances
. -
Suggests
-
zu dt.: schlägt vor; Name der Pakete, welche als Ergänzung empfohlen werden. Es ist ein Gegenstück zum Schlüsselwort
Enhances
-
Conflicts
-
zu dt.: kollidiert bzw. steht in Konflikt mit; Name der Pakete und ggf. deren Versionsnummer, mit denen es nicht gleichzeitig installiert sein darf
-
Breaks
-
zu dt.: bricht, verhindert, beschädigt; Name der Pakete und ggf. deren Versionsnummer, mit denen es nicht gleichzeitig verwendet werden kann
-
Enhances
-
zu dt.: erweitert, ergänzt, wertet auf; Benennt das Paket, welches es erweitert. Es ist das Gegenstück zu den Schlüsselworten
Suggests
undRecommends
-
Replaces
-
zu dt.: ersetzt; Name der Pakete, dessen Dateien es (teilweise) ersetzt
-
Provides
-
zu dt.: stellt bereit; Name der virtuellen Pakete, welche es bereitstellt, siehe Virtuelle Pakete in [virtuelle-pakete]
-
Section
-
zu dt.: Sektion oder Paketkategorie, in die das Paket einsortiert ist, siehe Paketkategorien in [sortierung-der-pakete-nach-verwendungszweck]
-
Priority
-
zu dt.: Priorität; Prioritätsstufe des Pakets, siehe Paket-Priorität und essentielle Pakete in [paket-prioritaet-und-essentielle-pakete]
-
Essential
-
zu dt.: essentiell; Ihr Debian-System kann kaputt gehen, wenn dieses Paket entfernt wird, siehe dazu auch Markierung Essentiell in [markierung-essentiell]
-
Description
-
zu dt.: Beschreibung; Dieses Feld enthält die Paketbeschreibung. Dabei ist die erste Zeile ein kurzer, einzeiliger Text und die darauf folgenden, eingerückten Zeilen beinhalten eine lange und ggf. über mehrere Absätze gehende, ausführlichere Beschreibung. Zwischen der Kurz- und Langbeschreibung kann auch ein Punkt (
.
) stehen. -
Built-Using
-
zu dt.: gebaut mit; Dieses Feld muss gemäß Debian Policy Manual §7.8 [Debian-Policy-Manual] vorhanden sein, sofern der Inhalt des Binärpakets nicht nur aus Quellcode aus dessen Quellpaket besteht und die Lizenz dieses Quellpakets vorschreibt, dass auch sämtlicher mit einkompilierter Quellcode frei verfügbar sein muss. Dies ist z.B. der Fall, wenn eine unter GNU GPL stehende Software statisch kompiliert wird oder Quellcode unter GNU GPL aus einem anderen Paket in das Binärpaket hineinkopiert wird (bspw. bei Stylesheets oder Hintergrundbildern für generierte Dokumentationen im HTML-Format).
Das nachfolgende Beispiel zeigt alle genutzten Elemente anhand der PDF-Bibliothek poppler-utils:
Package: poppler-utils
Source: poppler
Version: 0.18.4-6
Architecture: amd64
Maintainer: Loic Minier <lool@dooz.org>
Installed-Size: 445
Depends: libc6 (>= 2.4), libcairo2 (>= 1.10.0), libfreetype6 (>= 2.2.1), liblcms1 (>= 1.15-1), libpoppler19 (>= 0.18.4), libstdc++6 (>= 4.1.1)
Recommends: ghostscript
Conflicts: pdftohtml
Breaks: xpdf-utils (<< 3.02-2~)
Replaces: pdftohtml, xpdf-reader, xpdf-utils (<< 3.02-2~)
Provides: pdftohtml, xpdf-utils
Section: utils
Priority: optional
Multi-Arch: foreign
Homepage: http://poppler.freedesktop.org/
Description: PDF utilities (based on Poppler)
Poppler is a PDF rendering library based on Xpdf PDF viewer.
.
This package contains command line utilities (based on Poppler) for getting
information of PDF documents, convert them to other formats, or manipulate
them:
* pdffonts -- font analyzer
* pdfimages -- image extractor
* pdfinfo -- document information
* pdfseparate -- page extraction tool
* pdftocairo -- PDF to PNG/JPEG/PDF/PS/EPS/SVG converter using Cairo
* pdftohtml -- PDF to HTML converter
* pdftoppm -- PDF to PPM/PNG/JPEG image converter
* pdftops -- PDF to PostScript (PS) converter
* pdftotext -- text extraction
* pdfunite -- document merging tool
2.1.2. Sourcepakete
In Sourcepaketen (siehe [sourcepakete]) sind neben den weiter oben genannten Schlüsselworten auch die folgenden Einträge zulässig:
-
Source
-
zu dt.: Quelle; Name des Quellpakets.
-
Binary
-
zu dt.: Binärdatei; Liste aller Binärpakete, die aus diesem Quellpaket gebaut werden.
-
Package-List
-
zu dt. Paketliste; Auflistung aller Binärpakete, die aus diesem Quellpaket gebaut werden. Zusätzlich werden das Paketformat (
deb
oderudeb
), die Paketkategorie („Sektion“), die Priorität und die Architektur benannt. -
Format
-
zu dt.: Format; verwendetes Format des Quellpakets, z.B.
1.0
,3.0 (quilt)
oder3.0 (native)
(siehe Aufbau und Format in [aufbau-und-format]). -
Architecture
-
zu dt. Architektur oder Plattform; Im Gegensatz zu den Binärpaketen sind hier mehr als nur eine einzige Architektur zulässig. Es beinhaltet alle Architekturen, auf denen das Paket gebaut werden kann. Der Wert any bedeutet, dass das Paket auf jeder Architektur gebaut werden kann und soll (siehe [debian-architekturen]).
-
Uploaders
-
zu dt.: Hochlader; bezeichnet die Liste der Co-Maintainer und Beitragenden des Pakets.
-
Standards-Version
-
zu dt.: Version der Standardisierung; Angabe, welcher Version des Debian Policy Manuals [Debian-Policy-Manual] dieses Paket entspricht.
-
Vcs-Git
,Vcs-Svn
,Vcs-Hg
,Vcs-Cvs
,Vcs-Mtn
-
zu dt.: Versionskontrollsystem; Angabe, von wo Sie eine aktuelle Entwicklungskopie des Quellpakets aus einem Versionskontrollsystems auschecken können.
-
Vcs-Browser
-
zu dt.: Versionskontrollsystem und Webbrowser; URL einer Webansicht des unter Vcs-Git u.a. genannten Repositories des Versionskontrollsystems.
-
Build-Depends
-
zu dt.: Abhängigkeiten beim Bauen von Paketen; Pakete, die notwendig sind, um alle architektur-abhängigen Binärpakete aus diesem Quellpaket zu bauen, sowie um das Build-Verzeichnis zu säubern („clean“-Ziel). Pakete, die als „essential“ (unbedingt notwendig) oder „build-essential“ (für den Bau von Paketen unbedingt notwendig) markiert sind, müssen nicht aufgelistet werden (Kommt fast immer vor.)
-
Build-Depends-Indep
-
zu dt.: Abhängigkeiten beim Bauen von Paketen (architekturunabhängig); Pakete, die zusätzlich zu den unter
Build-Depends
aufgelisteten Paketen notwendig sind, um auch die architektur-unabhängigen Pakete aus diesem Quellpaket zu bauen. Hier sind meist die Pakete aufgelistet, die notwendig sind, um die Dokumentation oder Übersetzungsdateien zu bauen. (Kommt meist nur bei komplexeren Quellpaketen vor.) -
Build-Conflicts
-
zu dt. Bau-Konflikte; Pakete, die nicht installiert sein dürfen, wenn die architektur-abhängigen Binärpakete aus diesem Quellpaket gebaut werden sollen. Dies sind meistens Pakete, die das
configure
-Skript beim Testen der notwendigen Bibliotheken stören oder aber Pakete, die zusätzliche, unerwünschte Abhängigkeiten in den gebauten Binärpaketen verursachen würden. (Kommt selten vor.) -
Build-Conflicts-Indep
-
zu dt. Bau-Konflikte (architekturunabhängig); Pakete, die nicht installiert sein dürfen, wenn die architektur-unabhängigen Binärpakete aus diesem Quellpaket gebaut werden sollen. (Kommt sehr selten vor.)
-
Files
,Checksums-Sha1
,Checksums-Sha256
-
MD5-, SHA1- und SHA256-Checksummen sowie Dateinamen und -größen der enthaltenen Quellcode-Archive.
-
Testsuite
-
Optionales Feld, das angibt, mit welchem Programm das installierte Paket auf Funktionalität getestet werden kann. Derzeit ist der einzige mögliche Wert
autopkgtest
(siehe Debian Enhancement Proposal DEP 8 [DEP-8] und das gleichnamige Debianpaket dazu [Debian-Paket-autopkgtest].
2.1.3. Weitere Metadaten
In den Paketlisten unter /var/lib/apt/lists/
sind außerdem noch
weitere generierte Metadaten zu den Paketen enthalten. Das beinhaltet
bspw. die Debian Tags (siehe
[erweiterte-paketklassifikation-mit-debtags]), den Pfad und Dateinamen
im Paketmirror, die Paketgröße und verschiedene Prüfsummen. Letztere
dienen dazu, sicherzustellen, dass die Pakete fehlerfrei zwischen dem
Paketmirror und ihrem Debian-System übertragen wurden und es
zwischenzeitlich keine Veränderungen gab (siehe dazu Paketquelle
überprüfen in [paketquelle-auf-echtheit-ueberpruefen] und Bezogenes
Paket verifizieren in [bezogenes-paket-verifizieren]).
Das Paket poppler-utils umfasst beispielsweise die folgenden Metadaten:
Description-md5: cd43e3ed14322253876488d6f9911888
Tag: implemented-in::c++, interface::commandline, role::program,
scope::utility, use::converting, use::filtering,
works-with-format::pdf, works-with-format::xml, works-with::text
Filename: pool/main/p/poppler/poppler-utils_0.18.4-6_amd64.deb
Size: 162034
MD5sum: 0f0254920f85b6190ba7b03f4d2a7d73
SHA1: 77fb9d39145c60421462a8fe8315d0adaa49a38c
SHA256: 38f2d13ccddac9e3d05abff7c5fab353d3fea550c8f39293850651e03c3f8be4
2.2. Aufbau und Format
2.2.1. Generell: 2 Ebenen
Debianpakete beinhalten stets zwei Komponenten – Daten und Metainformationen. Die Daten sind die tatsächlichen Inhalte des Pakets, d.h. entweder der Quellcode oder die übersetzten Programmdateien, die bei der Installation auf Ihr System kopiert werden.
Die Metainformationen sind zusätzliche Informationen zu einem Paket, die dieses näher beschreiben. Dazu zählen erstens die Relationen zu anderen Paketen. Diese legen die Voraussetzungen fest, nach denen das Paket überhaupt übersetzt („gebaut“) und später auf Ihrem Linux-System installiert werden kann. Insbesondere zählen dazu die Abhängigkeiten und Konflikte zu anderen Paketen. Diese Relationen beschreiben wir ausführlich unter „Konzepte und Ideen dahinter“ in [konzepte-und-ideen-dahinter].
Zweitens gehören die sogenannten Maintainer-Skripte namens preinst
,
postinst
, prerm
und postrm
dazu. Die beiden Skripte preinst
und
postinst
regeln alle Aktivitäten vor und nach der Installation,
prerm
und postrm
hingegen vor und nach der Entfernung des Pakets von
Ihrem System. Diese vier Skripte sind üblicherweise
distributionsspezifische Shellskripte, die der Maintainer des jeweiligen
Pakets pflegt.
Für das Paket dpkg-www [Debian-Paket-dpkg-www] beinhaltet das bspw.
das Starten des Webservers nach der Installation des Pakets, das
Anhalten (vorher) und Neustarten (nachher) im Zuge einer Aktualisierung
des Pakets und das Anhalten des Dienstes, bevor das Paket vom System
wieder entfernt wird. In [fig.postinst] sehen Sie einen Ausschnitt aus
dem postinst
-Skript zu besagtem Paket.
postinst
-Skript zum Paket dpkg-www2.2.2. Source-Pakete
Ein Source-Paket beinhaltet einerseits den Quellcode der Software und andererseits die Anweisungen, nach denen aus dem Quellcode der Software eines oder mehrere Binärpakete entstehen [Krafft-Debian-System]. Dazu besteht es aus mindestens 2, meistens jedoch 3 und ggf. auch noch weiteren Dateien:
-
.dsc
-
Meta-Datei, die alle anderen Dateien mitsamt deren Hashsummen auflistet und ggf. signiert. Über die Hashsummen sind gleichzeitig alle anderen Dateien ebenfalls abgesichert.
- Debian-spezifische Daten
-
-
Bei Source-Format 1.0 ist es ein komprimierter Patch — erkennbar an der Erweiterung
diff.gz
. Dieser kann nur Textdateien enthalten. -
Bei Source-Format 3.0 ist es ein komprimiertes
tar
-Archiv — heutzutage meist mitdebian.tar.xz
benannt. Zulässig sind die Komprimierungsverfahrengzip
,bzip2
,lzma
undxz
.lzma
wurde von Debian GNU/Linux allerdings nie unterstützt, wohl aber von anderendeb
-basierten Distributionen ([welche-unix-artigen-betriebssysteme-verwenden-das]). -
Software, die nur im Debian-Paketformat vertrieben wird, verfügt weder über den komprimierten Patch noch das o.g. Archiv. In diesem Fall wird von sogenannten nativen Paketen gesprochen.
-
- Upstream-Quellcode
-
Der Originalquellcode der paketierten Software. Es wird versucht, diesen soweit wie möglich unverändert zu lassen. Es muss sich jedoch dabei um ein
tar
-Archiv handeln. Andere Container-Formate wie z.B.zip
werden nicht unterstützt. Offerieren die Entwickler der Software den Quellcode z.B. nur alszip
- oderrar
-Archiv, so muss der Quellcode zunächst in eintar
-Archiv umgepackt werden. Der Dateiname destar
-Archivs endet dabei inorig.tar.endung
, wobei das Suffixendung
vom Komprimierungsformat abhängt. Erlaubt sind ebenfalls wiedergzip
,bzip2
,lzma
undxz
.lzma
wird vom Debian-Archiv nicht unterstützt, aber von anderendeb
-basierten Distributionen ([welche-unix-artigen-betriebssysteme-verwenden-das]). Ab dem Source-Format 3.0 kann ein Quellpaket ([sourcepakete]) mehr als eintar
-Archiv mit Upstream-Quellcode beinhalten. Diese haben dann die Endungorig-komponente.tar.endung
, wobeikomponente
nur alphanumerische Zeichen und Bindestriche beinhalten darf.
Als Paketformate existieren die Versionen 1.0, 2.0 (wurde offiziell nie unterstützt) und 3.0 [Debian-DebSrc3.0]. Letzteres existiert in den zwei Varianten quilt (benannt als „3.0 (quilt)“) und native (benannt als „3.0 (native)“) und hat sich seit dessen Einführung mit Debian 6 Squeeze im Jahr 2011 mittlerweile etabliert. Dabei umfassen die Namen der Varianten für Version 3.0 jeweils auch die Leerzeichen und die beiden Klammern.
2.2.3. Binärpakete
Komponenten
Ein Debian-Binärpaket ist ein BSD-ar
-Archiv, welches weitere,
komprimierte tar
-Archive beinhaltet. Nachfolgendes Beispiel zeigt das
für das Paket autotools-dev.
ar
$ ar -t autotools-dev_20100122.1_all.deb
debian-binary
control.tar.gz
data.tar.gz
$
Dabei stehen die einzelnen Komponenten eines Pakets für:
-
debian-binary
-
Kennzeichnung für ein Debian-Paket.
debian-binary
ist eine Textdatei, welche lediglich die Versionsnummer des verwendeten Binär-Paketformats enthält. Nachfolgender Auszug zeigt die Versionsnummer für das Paket mplayer:
$ ar -t mplayer_2%3a1.0~rc4.dfsg1+svn34540-1+b2_i386.deb
debian-binary
control.tar.gz
data.tar.gz
$ ar -x mplayer_2%3a1.0~rc4.dfsg1+svn34540-1+b2_i386.deb debian-binary
$ cat debian-binary
2.0
$
-
control.tar.gz
-
mit
gzip
komprimiertestar
-Archiv; dieses enthält die Kontrollinformationen für die Paketverwaltung -
data.tar.gz
,data.tar.xz
,data.tar.bz2
-
eigentliche Dateien des Pakets plus Speicherort, jeweils mit
gzip
,xz
oderbzip2
komprimiert
Benennung
Ein Debian-Binärpaket ist eine Datei mit der Erweiterung deb
oder
udeb
im Dateinamen. Ersteres beinhaltet ausführbare Dateien, Daten,
Dokumentation, Konfigurationsdateien und Copyright-Informationen
[Krafft-Debian-System]. Bei udeb
-Dateien handelt es sich hingegen um
einen Sonderfall. Es ist ein Paket mit reduziertem Paketinhalt, welches
speziell für den Debian-Installer gedacht ist (siehe [Debian-udeb]).
Steuerdateien und Skripte
Wie bereits oben angesprochen, beinhaltet jedes Debianpaket auch
sogenannte Control-Files (nach [Krafft-Debian-System144]). Diese
Steuerdateien werden in der Komponente control.tar.gz
aufbewahrt und bestehen aus diesen Dateien:
-
control
-
Das ist eine Steuerdatei und diese muss immer vorhanden sein. Sie beinhaltet die Metainformationen für die Paketverwaltung, bspw. zur Prüfung der Paketabhängigkeiten vor der Installation. Diese Steuerdatei kann beim Bauen des Pakets generiert worden sein, z.B. aus der Datei
control.in
mit Hilfe des Pakets autotools. -
conffiles
-
Das ist eine Liste mit Konfigurationsdateien zum Paket. Erfolgt eine Paketaktualisierung, werden die Dateien, die in dieser Liste aufgeführt sind, auf dem System beibehalten und nicht durch die Daten aus dem neuen Paket überschrieben. Damit bleiben bereits bestehende lokale Änderungen erhalten, bspw. von spezifisch angepassten Konfigurationsdateien. Diese Liste wird meist automatisiert generiert.
-
preinst
-
Skriptdatei mit paketspezifischen Anweisungen. Diese Anweisungen werden vor der Installation oder Aktualisierung des Pakets (Upgrade) mit bestimmten Parametern aufgerufen.
-
postinst
-
Skriptdatei mit paketspezifischen Anweisungen. Diese Anweisungen werden nach der Installation oder Aktualisierung (Upgrade) sowie zur Konfiguration des Pakets mit bestimmten Parametern aufgerufen.
-
prerm
-
Skriptdatei mit paketspezifischen Anweisungen. Diese Anweisungen werden mit bestimmten Parametern aufgerufen, bevor das Paket entfernt wird.
-
postrm
-
Skriptdatei mit paketspezifischen Anweisungen. Diese Anweisungen werden mit bestimmten Parametern aufgerufen, nachdem das Paket entfernt wurde.
-
md5sums
-
MD5-Summen der Dateien, welche im Paket enthalten sind. Damit wird sichergestellt, dass beispielsweise keine Übertragungsfehler (Bitfehler) oder Änderungen zwischen dem Paketmirror und ihrem lokalen System erfolgt sind (siehe auch „Bezogenes Paket verifizieren“ in [bezogenes-paket-verifizieren]).
-
shlibs
-
Diese Datei listet Bibliotheken und Shared Object Name (kurz SONAME) auf, welches das Paket gemeinsam mit dem Paketnamen zur Verfügung stellt.
-
config
-
Skriptdatei. Diese erfragt vom Benutzer Konfigurationsparameter, welche für das Paket zur Einrichtung benötigt werden. Die Anworten werden direkt in der
debconf
-Datenbank abgelegt und bspw. impostinst
-Skript verarbeitet. -
templates
-
Diese Datei enthält Texte zu den Fragen und Hinweisen, die
debconf
während der Paketkonfiguration anzeigt (siehe dazu auch „Pakete konfigurieren“ in [pakete-konfigurieren]).
Daten im Paket
Die eigentlichen Dateien zu einem Paket liegen in der Datenkomponente.
Damit dpkg
die zu installierenden Programme und Daten aus dem
Binärpaket auch an die richtige Position in der Dateisystemhierarchie
ihres Systems kopieren kann, spiegelt der Inhalt dieser Komponente die
entsprechende Verzeichnisstruktur auf dem Zielsystem vollständig wieder.
Diese Struktur, die zu installierenden Dateien sowie deren Typ und Größe
zeigen Sie mit dem Kommando dpkg-deb -c
Paketdatei an. Das
nachfolgende Beispiel anhand des Pakets vnstat zeigt, dass darin
sowohl Programme (ausführbare Dateien in /usr/bin
und /usr/sbin
) als
auch Dokumentation (in /usr/share/doc
und /usr/share/man
),
Konfigurationsdateien (in /etc
) und ein Verzeichnis für variable Daten
(unterhalb von /var/lib
) enthalten sind:
dpkg-deb
anzeigen$ dpkg-deb -c vnstat_1.10-1_i386.deb
drwxr-xr-x root/root 0 2010-04-20 20:38 ./
drwxr-xr-x root/root 0 2010-04-20 20:38 ./usr/
drwxr-xr-x root/root 0 2010-04-20 20:38 ./usr/bin/
-rwxr-xr-x root/root 106424 2010-04-20 20:38 ./usr/bin/vnstat
drwxr-xr-x root/root 0 2010-04-20 20:38 ./usr/sbin/
-rwxr-xr-x root/root 56184 2010-04-20 20:38 ./usr/sbin/vnstatd
drwxr-xr-x root/root 0 2010-04-20 20:38 ./usr/share/
drwxr-xr-x root/root 0 2010-04-20 20:38 ./usr/share/doc/
drwxr-xr-x root/root 0 2010-04-20 20:38 ./usr/share/doc/vnstat/
-rw-r--r-- root/root 1604 2010-04-20 18:38 ./usr/share/doc/vnstat/changelog.Debian.gz
-rw-r--r-- root/root 2101 2010-01-02 01:32 ./usr/share/doc/vnstat/README
-rw-r--r-- root/root 3050 2010-01-02 02:36 ./usr/share/doc/vnstat/changelog.gz
-rw-r--r-- root/root 1501 2010-04-20 18:18 ./usr/share/doc/vnstat/copyright
-rw-r--r-- root/root 2077 2010-01-02 01:33 ./usr/share/doc/vnstat/FAQ.gz
drwxr-xr-x root/root 0 2010-04-20 20:38 ./usr/share/man/
drwxr-xr-x root/root 0 2010-04-20 20:38 ./usr/share/man/man1/
-rw-r--r-- root/root 2558 2010-04-20 20:38 ./usr/share/man/man1/vnstatd.1.gz
-rw-r--r-- root/root 4085 2010-04-20 20:38 ./usr/share/man/man1/vnstat.1.gz
drwxr-xr-x root/root 0 2010-04-20 20:38 ./usr/share/man/man5/
-rw-r--r-- root/root 2488 2010-04-20 20:38 ./usr/share/man/man5/vnstat.conf.5.gz
drwxr-xr-x root/root 0 2010-04-20 20:38 ./etc/
drwxr-xr-x root/root 0 2010-04-20 20:38 ./etc/init.d/
-rwxr-xr-x root/root 1466 2010-04-20 17:52 ./etc/init.d/vnstat
-rw-r--r-- root/root 2889 2010-04-20 20:38 ./etc/vnstat.conf
drwxr-xr-x root/root 0 2010-04-20 20:38 ./var/
drwxr-xr-x root/root 0 2010-04-20 20:38 ./var/lib/
drwxr-xr-x root/root 0 2010-04-20 20:38 ./var/lib/vnstat/
$
Wünschen Sie stattdessen eine graphische oder webbasierte Darstellung
des Paketinhalts, stehen Ihnen als Alternativen die Werkzeuge
deb-gview
, Synaptic, dpkg-www
und apt-browse
zur Verfügung. Im
Detail agiert hier jedes der genannten Programme anders.
deb-gview
und Synaptic erlauben Ihnen nur den Zugriff auf ihr lokales
System. Während deb-gview
dabei den Inhalt von deb
-Dateien ausliest,
beschränkt sich Synaptic auf bereits installierte Debianpakete.
dpkg-www
hingegen inspiziert bereits installierte Debianpakete sowohl
auf ihrem lokalen System, als auch auf einem anderen Rechner.
apt-browse
greift stattdessen ausschließlich auf seinen eigenen
Datenbestand auf dem Webserver zurück und wertet die Informationen aus
den Paketen aus.
deb-gview
finden Sie im gleichnamigen Paket [Debian-Paket-deb-gview].
[fig.deb-gview] zeigt die Bedienoberfläche beispielhaft anhand des
Pakets debsums [Debian-Paket-debsums]. Die dreispaltige Aufteilung
beinhaltet die Daten- und Steuerdateien, die darin enthaltenen
Programmdateien und Metadaten zum Paket.
deb-gview
)[fig.synaptic-paketinhalt] zeigt die Programmdateien zum gleichen Paket, wie es Synaptic darstellt. Sie erreichen dieses Dialogfenster über und danach im Reiter „Installierte Dateien“. Ausführlicher besprechen wir Synaptic in [gui-synaptic].
Die spezialisierten Suchmaschinen für Pakete namens dpkg-www
und
apt-browse
listen die Paketdetails ebenfalls auf (siehe
[fig.apt-browse-paketinhalt]). Genauer besprechen wir diese unter „In
Paketen blättern mittels dpkg-www
“ in
[webbasierte-programme-dpkg-www] sowie „Suche über apt-browse.org“
in [paketsuche-mit-apt-browse].
apt-browse.org
(Ausschnitt)2.2.4. Übergangs- und Metapakete
Wie bereits in „Übergangs- und Metapakete“ (siehe [uebergangs-und-metapakete]) deutlich wurde, handelt es sich hierbei um Binärpakete, die eine spezielle Charakteristik haben: sie haben meist außer der Dokumentation keine weiteren Inhalte. Der eigentliche Inhalt sowie Sinn und Zweck liegen in der Beschreibung der Abhängigkeiten der Pakete.
Übergangspakete werden auch Dummypakete oder Transitionspakete genannt. Deren Aufgabe ist es, Paketumbenennungen bei der Aktualisierung auf eine neue Veröffentlichung sauber zu handhaben und in diesem Zusammenhang auftretende Abhängigkeitskonflikte zu verhindern. Metapakete erleichtern dagegen nur die Installation einer Gruppe von zusammenhängenden Paketen.
Ein Paket dieser Art beinhaltet meist nur zwei Dateien unterhalb von
/usr/share/doc
— die Informationen zum Copyright und die
bisherigen Änderungen. Letzteres liegt in der Datei
changelog.Debian.gz
. Beide Dateien können aus Gründen der
Platzersparnis durch einen symbolischen Link auf eine der Abhängigkeiten
ersetzt werden, falls diese aus dem gleichen Sourcepaket gebaut wurden.
Darüberhinaus können die Pakete einen Wrapper oder einen symbolischen
Link zur Wahrung der Rückwärtskompatibilität beinhalten. Beispielsweise
umfasst das Paket ash nur eine Abhängigkeit auf das Paket dash und
einen symbolischen Verweis (Symlink) von /bin/ash
zu
/bin/dash
:
$ ls -la /bin/ash
lrwxrwxrwx 1 root root 4 Mär 1 2012 /bin/ash -> dash
$
3. APT und Bibliotheken
Wie bereits in der Übersicht in „Softwarestapel und Ebenen“ (siehe
[softwarestapel-und-ebenen]) deutlich wurde, ist die Paketverwaltung
von Debian GNU/Linux mehrstufig und modular aufgebaut. Hinter den
Bedienoberflächen dpkg
, APT und aptitude
(siehe „Werkzeuge zur
Paketverwaltung“ in [werkzeuge-zur-paketverwaltung]) stecken mächtige
Bibliotheken, die den Zugriff auf die einzelnen Softwarepakete und die
Paketdatenbank kapseln. Mit Hilfe der nachfolgend vorgestellten
Bibliotheken und den Funktionen daraus können Sie eigene Anwendungen zur
Paketverwaltung entwickeln.
3.1. Bibliothek libapt-pkg
Diese Bibliothek aus dem Paket libapt-pkgX.Y (X.Y
ist in Debian 9
Stretch und Debian 10 Buster 5.0
, siehe
[Debian-Paket-libapt-pkg5.0], und bei Debian 11 Bullseye und
Debian 12 Bookworm ist es 6.0
) enthält die Basiskomponenten zum
Zugriff auf die einzelnen Softwarepakete. Das umfasst Funktionen zur
Suche nach Paketen, deren Verwaltung sowie die Ausgabe der
Paketinformationen. Dazu gehören:
-
der Abruf von Informationen zu einem Paket aus den verschiedenen Paketquellen
-
der Abruf eines Pakets und der vollständigen Auflösung der Paketabhängigkeiten dieses Pakets
-
die Authentifizierung der Paketquellen und Überprüfung der abgerufenen Daten (Validierung)
-
die Installation und Entfernung von Paketen aus ihrem Linux-System
-
der Zugriff auf den Paketcache (siehe [paketcache])
-
die Bereitstellung von Schnittstellen zu Netzwerkprotokollen, um Daten und Pakete über diese beziehen zu können. Dazu gehören bspw. CD-ROM, FTP, HTTP/S und rsh.
3.2. Bibliothek libapt-pkg-perl
Diese Bibliothek aus dem Paket libapt-pkg-perl [Debian-Paket-libapt-pkg-perl] beinhaltet die Perl-Schnittstelle zum Zugriff auf die einzelnen Softwarepakete. Es hat die gleiche Funktionalität wie das weiter oben beschriebene Paket libapt-pkg.
3.3. Bibliothek python-apt
Diese Bibliothek aus dem Paket python-apt [Debian-Paket-python-apt] beinhaltet die Python-Schnittstelle zum Zugriff auf die einzelnen Softwarepakete. Es hat die gleiche Funktionalität wie die weiter oben beschriebenen Pakete libapt-pkg und libapt-pkg-perl.
3.4. Paket libapt-pkg-doc
Das Paket [Debian-Paket-libapt-pkg-doc] stellt die Dokumentation zu libapt-pkg zur Verfügung, auf deren Grundlage Sie die Bibliothek in eigenen Entwicklungen verwenden können. Die Dokumentation steht als Plaintext und als HTML-Dokument bereit.
3.5. Bibliothek libapt-inst
Um Informationen aus deb
-Paketen zur erhalten, nutzen Sie diese
Bibliothek aus dem Paket libapt-instX.Y (X.Y
ist in Debian 9
Stretch und Debian 10 Buster 2.0
, siehe [Debian-Paket-libapt-inst2.0]).
Darüber steht eine Schnittstelle zur Abfrage der Paketinterna bereit,
die sowohl den Paketinhalt, als auch die Steuerdaten der Komponente
control.tar.gz
umfassen (siehe „Debian-Paketformat im Detail“ in
[aufbau-und-format]).
Seit APT 1.9.0, Debian 11 Bullseye und Ubuntu 19.10 Eoan ist
libapt-inst
in libapt-pkg
aufgegangen.
4. Werkzeuge zur Paketverwaltung (Überblick)
4.1. Frontends für das Paketmanagement
Unter einem Frontend verstehen wir ein Programm oder ein Werkzeug mit einer Bedienoberfläche, welches im Alltag von Ihnen für die Verwaltung der Softwarepakete verwendet wird. Es deckt alle dafür notwendigen Aktionen auf ihrem System ab und umfasst die grundsätzliche Pflege des Paketbestands. Dazu zählen bspw. die Installation, die Aktualisierung und die restlose Entfernung von Softwarepaketen, wobei das Gesamtsystem stets in einem konsistenten, benutzbaren Zustand verbleibt.
Frontends existieren in recht unterschiedlichen Varianten und folgen
divergierenden Bedienkonzepten. Die nachfolgende Übersicht orientiert
sich daher an der Benutzerschnittstelle und dem Paketformat, für das Sie
das jeweilige Programm benutzen können. Einige Programme sind Zwitter
und stellen mehrere Bedienmodi zur Verfügung, so bspw. SmartPM
([gui-smartpm]), welches Sie sowohl über die Kommandozeile, als auch
über eine graphische Oberfläche (GUI) bedienen können. aptitude
([aptitude]), cupt
([Cupt]) und wajig
([wajig]) stellen über die Kommandozeile hinaus auch ein eigenes Text
User Interface (TUI) bereit. Die nachfolgende Zusammenstellung in
[tab.frontends] ist daher nicht ganz diskussionsfrei und erhebt zudem
keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Kategorie | deb -basierte Systeme |
rpm -basierte Systeme |
andere Paketformate |
---|---|---|---|
Kommandozeile |
|
|
|
Text User Interface (TUI) |
|
Yet another Setup Tool (YaST), DrakConf oder Mandriva Linux Control Center (MCC) [Mandriva-Wiki] bzw. Mageia Control Center (MCC) (Textkonsole) |
pcurses |
Graphical User Interface (GUI) |
Synaptic, SmartPM, Muon, PackageKit, Apper (früher KPackageKit), |
Yet another Setup Tool 2 (YaST2), DrakConf oder Mandriva Linux Control Center (MCC) [Mandriva-Wiki] bzw. Mageia Control Center (MCC) |
PacmanXG4, PacmanExpress, tkPacman, GNOME PackageKit, Zenity Pacman GUI, Octopi |
webbasierte Verwaltung (WUI) |
IP Brick [ipbrick], Univention Management Console für Univention Corporate Server (UCS), Ubuntu Landscape , Appnr, Communtu, Debian Pure Blends |
4.1.1. Aufgaben, Sinn und Zweck des Frontends
Basierend auf der Einordnung in die unterschiedlichen Softwarestapel und Ebenen (siehe [softwarestapel-und-ebenen]) lässt sich der Aufgabenbereich und damit der Funktionsumfang eines Programms zur Paketverwaltung konkreter fassen. Dabei kommen häufig die UNIX-Prinzipien „Ein Werkzeug für eine Aufgabe“ und „Keep it simple, stupid“ (sinngemäß: Mach’s so einfach wie möglich) sehr stark zum tragen.
Zur unteren Ebene gehört das Programm dpkg
. Es bietet grundsätzliche
Funktionen, die ein erforderliches Minimum abdecken. Die Funktionen
betreffen nur das lokale System und setzen voraus, dass alle notwendigen
Informationen und deb
-Pakete bereits vorliegen. Dazu gehören die
Fähigkeiten, Informationen über installierte und noch zur Verfügung
stehende Pakete und Paketdateien anzuzeigen sowie bereits lokal als
Datei vorliegende Pakete zu installieren, zu konfigurieren und wieder
vom System zu entfernen. dpkg
fokussiert dabei eher auf Einzelpakete,
bspw. der Aufruf dpkg -i Paketname
zur Installation eines Pakets
(siehe auch [pakete-installieren]).
Die obere Ebene beinhaltet im weitesten Sinne alle übergeordneten
Aufgaben, wie bspw. komplexere Verwaltungsfunktionen. Dazu zählt das
Herunterladen der Paketlisten von den vorher von Ihnen festgelegten
Paketmirrors, das Aktualisieren der lokalen Paketlisten, das Auswählen
und Beziehen eines Pakets von einem passenden Paketmirror, das Auflösen
der Paketabhängigkeiten und das Klären weiterer, dazu benötigter oder
empfohlener Pakete, die zum ausgewählten Paket passen und welche für Sie
als Benutzer interessant sein könnten. Ebenso gehört die Validierung
eines Pakets anhand seines GPG-Schlüssels (siehe
[bezogenes-paket-verifizieren]) dazu. Zur oberen Ebene zählen bspw.
Programme wie tasksel
, APT, aptitude
, SmartPM, das Ubuntu Software
Center und die PackageKit-Varianten apper (KDE) und gnome-packagekit
(GNOME).
Eine Mischform stellen hingegen die Programme cupt
, wajig
und gdebi
dar. Deren Anspruch ist es, beide Ebenen in einem einzigen
Programm abzudecken und alle erforderlichen Funktionen zur
Paketverwaltung bereitzustellen. Die genannten Programme kommen diesem
Ziel derzeit in unterschiedlicher Qualität nahe. Dabei erfolgt ein
Zugriff auf die bestehenden Bibliotheken, der durch eigene, zusätzliche
Funktionalitäten ergänzt wird.
4.1.2. Anmerkungen zur Programmauswahl
Es gibt keine Regelung oder Empfehlung dafür, welches Programm aus obiger Liste Sie benutzen sollen. Dafür sind die Wissensstände, Gewohnheiten und Vorlieben im Umgang mit Software zu unterschiedlich (siehe auch „Ausblick und Empfehlungen für Einsteiger“ in [ausblick-empfehlungen-fuer-einsteiger]).
In der Praxis zeigt sich, dass apt-get
häufig die schnellste und
effizienteste Variante ist, sofern Sie den exakten Namen eines
Debian-Pakets (siehe dazu [benennung-eines-debian-pakets]) oder
zumindest einen Großteil davon wissen. Die Kommandozeilenwerkzeuge sind
sehr flexibel und verfügen über eine hohe Anzahl von Funktionen. Diese
sprechen Sie über vielfältige Unterkommandos, Schalter und Parameter an.
Viele Schalter und Parameter der Kommandozeilenwerkzeuge werden in den TUI, GUI und WUI nicht oder nur unzureichend abgebildet, sind zudem in den meisten Fällen geschickt versteckt, anders benannt oder auch mitunter sinnentstellend übersetzt. Das sorgt vielfach für Unmut und Verzweiflung bei der Suche nach einer bestimmten Funktionalität. Erfahrenere Benutzer vermissen häufig die Flexibilität der vielen Optionen und greifen daher bevorzugt zur Kommandozeile oder zum TUI, da das schneller und einfacher geht. Das hoffnungs- und erwartungsvolle Herumklicken in einer graphischen Anwendung möchten sie den Marketingfritzen und Mausschubsern überlassen.
Die Komplexität der Kommandozeilenwerkzeuge kann Einsteiger überfordern — gleiches gilt aber auch für graphische Oberflächen. In jedem Fall setzt es bei Ihnen den Willen zur Einarbeitung voraus — gleich welches Werkzeug es auch ist. Der Vorteil der Kommandozeilenwerkzeuge liegt darin, dass sie meist zur Basisinstallation Ihres Debian-Systems gehören und somit auch auf ferngewarteten Serversystemen zur Verfügung stehen. Graphische Werkzeuge sind in der Regel nur auf Desktopsystemen installiert. Webbasierte Benutzerschnittstellen sind deutlich in der Minderheit und haben den Exotenstatus. Steigt der Verbreitungsgrad UNIX/Linux-basierter Smartphones und TabletPCs mit Android bzw. Ubuntu weiter an, ist mit einer Zunahme von Programmen wie Appnr (siehe [webbasierte-programme-appnr]) im Alltag zu rechnen.
4.2. Für die Kommandozeile
4.2.1. dpkg
dpkg
ist das Debian-Programm für grundlegende Paketoperationen und
bildet in Bezug auf Funktionsumfang und Handhabung das Äquivalent zu
rpm
auf RedHat-basierten Linuxsystemen. Es kürzt den Namen Debian
GNU/Linux package manager ab. Im Anhang unter ``Kommandos zur
Paketverwaltung im Vergleich`` (siehe
[kommandos-zur-paketverwaltung-im-vergleich]) stellen wir die
verschiedenen Schalter zu den beiden Kommandos dpkg
und rpm
gegenüber.
dpkg
agiert nur mit Paketen, die schon auf ihrem Linuxsystem lokal
vorliegen — entweder als deb
-Datei in einem Verzeichnis oder als
bereits installiertes Paket. dpkg
kann keine Pakete von einem
Paketmirror beziehen.
Sie erreichen dpkg
ausschließlich über die Kommandozeile und starten
es mit diversen Schaltern und Optionen. Die wichtigsten Parameter für
den Gebrauch im Alltag sind
[Weitere Optionen zu dpkg
entnehmen Sie bitte der Manpage zum Programm]
:
-
Paketliste ausgeben mittels
dpkg -l
(siehe [liste-der-installierten-pakete-anzeigen-und-deuten]) -
Paketstatus erfragen mit
dpkg -s
Paketname (siehe [paketstatus-erfragen]) -
Inhalt eines installierten Pakets anzeigen mit
dpkg -L
Paketname (siehe [paketinhalte-anzeigen-apt-file]) -
Inhalt eines nicht installierten Pakets anzeigen (siehe [paketinhalte-anzeigen-apt-file]) mit
dpkg -c
Paketname -
Paket zu Datei finden (siehe [paket-zu-datei-finden]) mit
dpkg -S
Dateiname und -
Pakete konfigurieren (siehe [pakete-konfigurieren]) (Option
--configure
)
Mit dpkg
zeigen Sie die installierten Pakete und deren Zustand an, suchen
nach Paketinhalten und konfigurieren im Bedarfsfall ein Paket nach.
Für alle anderen Aktionen sind hingegen die Werkzeuge apt-get
([apt]),
apt-cache
, aptitude
([aptitude]) und apt-file
oder die
Benutzeroberflächen via Ncurses oder GTK besser geeignet (siehe
[ncurses-basiert] und [gui-zur-paketverwaltung]). Diese fassen viele
Einzelschritte von dpkg
zusammen und vereinfachen Ihnen die Wartung
ihres Systems erheblich.
4.2.2. APT
Überblick
APT ist das Debian-Programm für etwas komplexere Paketoperationen und steht als Abkürzung für Advanced Packaging Tool. Sie finden es im Paket apt [Debian-Paket-apt], welches zur Standardinstallation Ihres Debian-Systems gehört.
APT ist für den Alltagseinsatz konzipiert. Es eignet sich sowohl für Recherchezwecke (Abfrage von Status- und Zustandsinformationen), als auch für die Installation und Aktualisierung einzelner Pakete sowie gesamter Paketstrukturen (Veröffentlichungen).
Im Gegensatz zu aptitude
(siehe [aptitude]) ist es deutlich weniger
anspruchsvoll. Das betrifft die Anforderungen an die Hardware und
insbesondere den benötigten Speicher für die Ausführung. APT hat zudem
eine deutlich höhere Ausführungsgeschwindigkeit als aptitude
.
APT ist sehr mächtig und kann mit Paketen umgehen, die sich entweder
bereits lokal auf Ihrem System befinden, oder noch auf einem Paketmirror
vorliegen. Es kombiniert i.d.R. mehrere Einzelaktionen von dpkg
. Es
greift dabei aber nicht direkt auf dpkg
zurück, sondern kapselt dafür
die Aufrufe mit Hilfe der Bibliothek libapt-pkg (siehe dazu „APT und
Bibliotheken“ unter [apt-und-bibliotheken]).
Komponenten und Funktionen
APT umfasst ausschließlich Programme für die Kommandozeile. Dazu zählen
apt-cache
, apt-cdrom
(siehe
[physische-installationsmedien-mit-apt-cdrom-einbinden]), apt-config
zur Konfiguration von APT (siehe
[apt-und-aptitude-auf-die-eigenen-beduerfnisse-anpassen]), apt-get
,
apt-key
(siehe [paketquelle-auf-echtheit-ueberpruefen]) und
apt-mark
(siehe [paketstatus-apt-mark]). Jedes der genannten
Programme verfügt über umfangreiche Unterkommandos, die Sie wiederum mit
diversen Optionen und Schaltern kombinieren können. Die gebräuchlichsten
Aktionen für den Alltag sind:
-
Paketstatus erfragen ([paketstatus-erfragen]) mit
apt-cache show
Paketname -
Inhalt eines Pakets anzeigen ([paketinhalte-anzeigen-apt-file]) mit
apt-file show
Paketname -
Paketabhängigkeiten anzeigen ([paketabhaengigkeiten-anzeigen]) mit
apt-cache depends
Paketname -
Paket über den Namen oder die Beschreibung finden ([pakete-ueber-den-namen-finden]) mit
apt-cache search
Paketname -
Paket installieren ([pakete-installieren]) mit
apt-get install
Paketname -
Installierte Pakete löschen ([pakete-deinstallieren] mit
apt-get remove
Paketname -
Paketliste aktualisieren ([liste-der-verfuegbaren-pakete-aktualisieren]) mit
apt-get update
-
neuere Versionen für die Pakete einspielen ([pakete-aktualisieren]) mit
apt-get upgrade
-
die gesamte Distribution aktualisieren ([distribution-aktualisieren]) mit
apt-get dist-upgrade
Nachfolgend geben wir Ihnen eine Übersicht zu allen Unterkommandos, die die einzelnen APT-Werkzeuge bereithalten. Neben dem jeweiligen Unterkommando finden Sie den Verweis auf den entsprechenden Abschnitt im Buch, in dem wir auf dieses genauer eingehen.
apt-cache
apt-cache
bietet die folgenden Unterkommandos:
-
depends
-
Paketabhängigkeiten anzeigen (siehe [paketabhaengigkeiten-anzeigen])
-
dotty
-
einen Abhängigkeitsgraphen im
dot
-Format für die benannten Pakete erzeugen (siehe das Beispiel in [zusammenspiel-von-dpkg-und-apt]) -
dump
-
eine kurze Programminformation von jedem Paket im Paketcache anzeigen
-
dumpavail
-
die Liste der verfügbaren Pakete anzeigen
-
gencaches
-
den Paketzwischenspeicher von APT erzeugen
-
madison
-
verfügbare Versionen eines Pakets anzeigen (siehe [aus-welchem-repo-kommen-die-pakete] und [verfuegbare-paketversionen-ermitteln])
-
pkgnames
-
die Namen aller Pakete auflisten, die APT kennt (siehe [bekannte-paketnamen-auflisten])
-
policy
-
die Quellen und deren Prioritäten auflisten (siehe [aus-welchem-repo-kommen-die-pakete])
-
rdepends
-
umgekehrte Paketabhängigkeiten anzeigen (siehe [paketabhaengigkeiten-anzeigen])
-
search
-
Paket über den Namen finden (siehe [pakete-ueber-den-namen-finden])
-
show
-
Paketinformationen ausgeben und Paketstatus erfragen (siehe [paketstatus-erfragen])
-
showsrc
-
Informationen zum Sourcepaket anzeigen (siehe [sourcepakete-anzeigen])
-
showpkg
-
Informationen über das Paket anzeigen (siehe [paketstatus-erfragen])
-
stats
-
Statistik zum Paketcache ausgeben (siehe [paketcache-status])
-
unmet
-
eine Zusammenfassung aller unerfüllten Abhängigkeiten im Paketcache ausgeben (siehe „Paketstatus erfragen“ in [paketstatus-erfragen])
-
xvcg
-
einen Abhängigkeitsgraphen für xvcg für die benannten Pakete erzeugen
apt-get
apt-get
gehört mit Sicherheit zur Menge der gebräuchlichsten Kommandos
der APT-Familie und verfügt über die folgenden Unterkommandos:
-
autoclean
-
Paketcache aufräumen (siehe [paketcache-aufraeumen])
-
autoremove
-
Paketwaisen löschen (siehe [umgang-mit-waisen])
-
build-dep
-
Abhängigkeiten eines Sourcepakets erfüllen (findet Verwendung beim Erstellen von Paketen)
-
check
-
Paketcache auf beschädigte Paketabhängigkeiten prüfen (siehe [paketabhaengigkeiten-anzeigen])
-
clean
-
Paketcache aufräumen (siehe [paketcache-aufraeumen])
-
dist-upgrade
-
Distribution aktualisieren (siehe [distribution-aktualisieren])
-
download
-
Paketdatei nur herunterladen (siehe [paketdatei-nur-herunterladen])
-
dselect-upgrade
-
Aktualisierung der Pakete über
dselect
-
install
-
Paket installieren (siehe [pakete-installieren])
-
purge
-
Paket inklusive Konfigurationsdateien des Pakets entfernen (siehe [pakete-deinstallieren])
-
remove
-
Paket deinstallieren (siehe [pakete-deinstallieren])
-
source
-
Beziehen der Sourcepakete (siehe [sourcepakete-beziehen])
-
update
-
Paketliste aktualisieren (siehe [liste-der-verfuegbaren-pakete-aktualisieren])
-
upgrade
-
Pakete auf eine neue Version aktualisieren (siehe [pakete-aktualisieren])
apt-key
und apt-mark
Für apt-key
sind die Unterkommandos add
, adv
, del
, export
,
exportall
, finger
, list
, net-update
und update
zulässig. Diese
besprechen wir ausführlich unter „Paketquelle auf Echtheit überprüfen“
in [paketquelle-auf-echtheit-ueberpruefen].
Die Unterkommandos von apt-mark
lauten auto
, manual
, showauto
und showmanual
. Dazu gehen wir unter „Paketstatus erfragen“ in
[paketstatus-erfragen] detailliert ein.
Weiterentwicklung von APT
Dieser Prozess geht stetig voran. Seit mehreren Jahren gibt es Bestrebungen, APT grundlegend zu erneuern bzw. dessen verteilte Funktionalität unter einer einzigen Benutzeroberfläche zusammenzufassen. Unter dem Namen APT2 [apt2] existiert zwar ein Prototyp mit neuer API, jedoch gab es dort nach unserer Recherche seit 2011 keine weitere Entwicklung mehr.
Eine weniger tiefgreifende, aber dennoch erfrischende Modernisierung
gibt es seit APT Version 1.0. Von da an enthält das Paket apt das
zusätzliche, gleichnamige Kommandozeilenprogramm apt
. Dieser
Programmname wurde bis dato von einem Java-Programm zur
Annotationsverarbeitung (Annotation Processing Tool) belegt
[Java-Apt]. Es wird seit Java 7 als veraltet deklariert und ist seit
Java 8 nicht mehr Bestandteil von Java.
Somit wurde der Weg für ein neues Programm frei, ohne große Verwirrung
zu stiften. apt
vereint die gängigsten Unterkommandos von apt-get
und apt-cache
in einem kürzeren Befehl und mit moderneren
Standardeinstellungen wie z.B. einem Fortschrittsbalken und farbiger
Ausgabe auf dem Terminal (siehe [Vogt-Apt-1.0]). Neben den bekannten
Unterkommandos list
, search
, show
, update
, install
und
upgrade
kennt es auch die neuen Aktionen full-upgrade
als Ersatz
für dist-upgrade
und edit-sources
zur direkten Veränderung der Datei
/etc/apt/sources.list
(siehe [pakete-aktualisieren] und
[etc-apt-sources.list-verstehen]). Darüber hinaus verfügt es ab APT
Version 1.1 über die Fähigkeit, lokal vorliegende deb
-Pakete zu
installieren und dabei die dazugehörigen Paketabhängigkeiten mit zu
berücksichtigen.
[Diese Eigenschaft stammt vom Programm
gdebi
(siehe [gui-gdebi]), welches ebenfalls vom APT-Entwickler
Michael Vogt gepflegt wird.]
In LinuxMint gibt es dagegen schon länger einen Befehl apt
[LinuxMint-apt], welcher allerdings ein in Python geschriebener
Wrapper um apt-get
, apt-cache
und neuerdings auch apt
ist.
Dieser befindet sich in /usr/local/bin/
und hat weitere
LinuxMint-spezifische Features, wie z.B. das automatische Aufrufen der
eigentlichen Befehle via sudo
wo notwendig.
Ebenfalls in produktivem Zustand und teilweise intensiver Benutzung
befinden sich die Werkzeuge cupt
, aptitude
und SmartPM.
Während sich und cupt
nur auf die Kommandozeile beschränken,
bieten Ihnen aptitude
zusätzlich eine textbasierte bzw. SmartPM eine
graphische Benutzeroberfläche. Auf diese Werkzeuge gehen wir nachfolgend
genauer ein (siehe, [Cupt], [aptitude] und [gui-smartpm]).
aptsh
war auch lange Zeit verfügbar, wurde aber kurz vor dem Release
von Debian 10 Buster entfernt). Es ist
verfügbar bis Debian 9 Stretch und Ubuntu 19.04 Disco.
4.2.3. wajig
Das in der Programmiersprache Python geschriebene Programm wajig
[Debian-Paket-wajig] ist vorrangig ein Wrapper um dpkg
([dpkg])
und APT ([apt]). Es zählt zur gleichen Kategorie wie die nicht mehr
verfügbare aptsh
, beinhaltet aber auch Elemente von cupt
([Cupt])
und aptitude
([aptitude]) auf der Kommandozeile
[Bis
einschließlich Debian 6 Squeeze bestand zudem eine graphische
Variante namens gjig, die mittlerweile obsolet und in keiner
unterstützten Debian- oder Ubuntu-Veröffentlichung mehr verfügbar
ist.]
.
Anmerkung
|
Die bisher letzte stabile Veröffentlichung von wajig befindet sich in Debian 10 Buster, danach ist es nur noch im Bereich unstable vorrätig. |
wajig
zielt darauf ab, alle im Alltag erforderlichen Aktionen zur
Paketverwaltung in einem einzigen Werkzeug für die Kommandozeile
zusammenzufassen. Daher haben sich die wajig-Entwickler das Ziel
gesetzt, die APT-Bibliotheken (siehe [apt-und-bibliotheken])
vollständig auszureizen und nach Möglichkeit auch alle Optionen, die
dpkg
und APT bieten, im Programm zu integrieren. Gleichzeitig stehen
auch Funktionen bereit, die von den separaten Werkzeugen wie bspw.
apt-cdrom
([physische-installationsmedien-mit-apt-cdrom-einbinden])
oder alien
(siehe [fremdformate-mit-alien-hinzufuegen]) entlehnt
wurden.
Sie bedienen wajig
ausschließlich über die Tastatur. Möglich sind zwei
Modi — mit dem gewünschten Unterkommando beim Aufruf, oder ohne. Bei
ersterem erfolgt die Ausgabe direkt im Terminal, bei letzterem öffnet
sich dann zunächst die wajig
-Shell und wartet auf Ihre Eingabe. In
dieser können Sie dann alle Unterkommandos zur Paketverwaltung benutzen.
Dazu zählen bspw. install
zur Paketinstallation, detail
zur
Darstellung der Paketinformationen, listfiles
zu Auflistung des
Paketinhalts und remove
zum Entfernen eines Pakets. Mittels
find-file
erstöbern Sie eine gewünschte Datei in den bereits
installierten Paketen, wohingegen Ihnen list-orphans
die Paketwaisen
(siehe [umgang-mit-waisen]) anzeigt.
Als Besonderheit ist einerseits die Anbindung an apt-get.org
[apt-get.org] zu nennen, um darüber den Paketmirror nach Bedarf
auszuwählen. Ebenso ist die Umwandlung und Installation von
.rpm
-Paketen mittels rpm2deb
und rpminstall
sowie die
ausführliche, integrierte Hilfe hervorzuheben.
sources.list
mit Hilfe von wajig
$ wajig find-file sources.list
apt: /usr/share/man/es/man5/sources.list.5.gz
apt: /usr/share/man/ja/man5/sources.list.5.gz
apt: /usr/share/man/pt/man5/sources.list.5.gz
debtags: /etc/debtags/sources.list
apt: /usr/share/man/fr/man5/sources.list.5.gz
apt: /usr/share/doc/apt/examples/sources.list
debtags: /etc/debtags/sources.list.d
apt: /usr/share/man/de/man5/sources.list.5.gz
debtags: /etc/debtags/sources.list.d/source-example
apt: /usr/share/man/pl/man5/sources.list.5.gz
apt: /etc/apt/sources.list.d
apt: /usr/share/man/man5/sources.list.5.gz
$
wajig
mit der Ausgabe des Kommandos listfiles
Weitere Informationen zum Programm finden Sie auf der Webseite des
Projekts [wajig-Webseite]. Um die Feinheiten der Kommandos zwischen
dpkg
, APT und wajig
besser vergleichen zu können, hilft ein Blick
in das Wiki von xtronics [xtronics-Wiki].
4.2.4. sysget
sysget
ist ein Wrapper, welches den Aufruf zu den verschiedenen,
tatsächlichen Paketwerkzeugen übernimmt. Ziel ist dabei, eine
einheitliche Schnittstelle zu den Programmen wie APT, yum
oder DNF
herzustellen und damit auch Einsteigern die ersten Schritte nach einem
Wechsel der Distribution zu erleichtern. sysget
wird als Projekt auf
GitHub gepflegt [sysgetGitHub].
Das Werkzeug orientiert sich an APT und versteht derzeit die folgenden Unterkommandos:
-
autoremove
-
Paketwaisen entfernen
-
clean
-
Aufräumen des Paketcaches
-
install
-
ein Paket installieren
-
remove
-
ein installiertes Paket wieder entfernen
-
search
-
Suche nach einem Paket
-
update
-
die Paketdatenbank aktualisieren
-
upgrade
-
ein einzelnes Paket oder das gesamte System aktualisieren
Anmerkung
|
sysget ist derzeit nicht als Debianpaket verfügbar, sondern
lediglich als Quellcode von der Projektwebseite. Ob das Projekt
weitergepflegt wird, ist unklar. Die letzte Veröffentlichung stammt aus
dem Oktober 2019. |
4.2.5. Cupt
Cupt beschreibt sich selbst als High-level Package Manager und
integriert Kommandos unter einem Dach, die Sie von den Werkzeugen dpkg
und APT her kennen. Dafür nutzt es auf der Serverseite die gleiche
Infrastruktur wie APT. Die Clientseite wurde hingegen komplett neu
entwickelt. Sie rufen das in der Programmiersprache C++ entwickelte
Werkzeug über das gleichnamige Kommando cupt
auf.
Wie bereits oben angerissen, vereinigt Cupt zwar Kommandos aus dpkg
und APT, jedoch bislang noch nicht alle davon. Offen ist bspw. der
Support für multiarch ([debian-architekturen-multiarch]).
Gleichzeitig bietet es auch weitere Features, die APT noch fehlen (siehe
[Debian-Wiki-cupt]), bspw. Debdelta [Debdelta] und die
Synchronisation anhand der Version des Sourcepakets. Ebenso kennt es
ein Kommando satisfy
, um auf der Kommandozeile angegebene
Paketbedingungen zu erfüllen, z.B. cupt satisfy ``kmail (>= 4:4.2),
wget (>= 1.10.0)''
.
Cupt kann problemlos parallel zu APT verwendet werden, ist jedoch gemäß seinem Autor noch nicht sehr weit verbreitet und auch entsprechend wenig durch Benutzer in der Praxis getestet [Cupt-Tutorial]. Wir gehen im Buch nicht weiter darauf ein.
4.3. ncurses-basierte Programme
4.3.1. tasksel
tasksel
gehört zu den Anwendungen, die Sie vielleicht nur aus der
textbasierten Installation von Debian her kennen. Nach der
Zusammenstellung des Debian-Basissystems wird dieses Werkzeug
üblicherweise einmal automatisch im Installationsprozess aufgerufen und
gerät danach vollständig in Vergessenheit. Stattdessen helfen Ihnen APT
und aptitude
bei den Routineaufgaben.
Der Name ist eine Abkürzung und steht für task select, auf Deutsch übersetzbar mit „Aufgabe auswählen“. Das Paket tasksel [Debian-Paket-tasksel] beinhaltet lediglich die Benutzeroberfläche, das Paket tasksel-data [Debian-Paket-tasksel-data] hingegen eine Liste mit vorab festgelegten Standardaufgaben. Jeder genannten Aufgabe sind eine Reihe von Paketen zugeordnet.
Die beiden tasksel-Generationen 2.x und 3.x unterscheiden sich massiv
voneinander. Während Generation 2 noch von aptitude
abhängt, setzt
Generation 3 hingegen verstärkt auf die Nutzung von Metapaketen (siehe
[uebergangs-und-metapakete]). Das zeigt sich sehr deutlich in den
Ausgaben im Terminal, auf die wir unten genauer eingehen.
tasksel
Über die textbasierte Benutzeroberfläche und der dargestellten Liste wählen Sie zunächst mittels Pfeil- und Leertaste die gewünschten Aufgaben aus. Daraufhin werden alle Pakete „in einem Rutsch“ auf Ihrem Linuxsystem installiert, die diesen Aufgaben zugeordnet sind. Daß das durchaus etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen kann, zeigt [fig.tasksel-download].
tasksel
Bei Debian und Ubuntu existieren viele Aufgaben als separate, vorgefertigte Pakete, die Ihnen die Einrichtung gemäß eines spezifischen Zwecks erleichtern, indem benötigte Pakete gruppiert werden. Diese Pakete tragen die Bezeichnung task- am Anfang des Paketnamens (siehe [debian-pakete-varianten]). Dazu zählen bspw. die Aufgaben Mailserver, Webserver, Desktopumgebung und Laptop (siehe [fig.tasksel]).
Anmerkung
|
tasksel und andere ProgrammeWenn das Paket |
Die textbasierte Benutzeroberfläche von tasksel
ist jedoch nur eine
Seite der Medaille. Das Programm ist ebenso für eine Steuerung über die
Kommandozeile empfänglich. Die nachfolgende Liste zeigt die möglichen
Schalter:
-
install Aufgabe
-
installiert alle Pakete, die für die Aufgabe notwendig sind
-
remove Aufgabe
-
entfernt alle Pakete, die zur angegebenen Aufgabe gehören
-
--list-tasks
-
listet alle Aufgaben auf, die
tasksel
kennt -
--task-desc Aufgabe
-
zeigt eine Beschreibung der gewählten Aufgabe an
-
--task-packages Aufgabe
-
zeigt alle Pakete an, die zur gewählten Aufgabe gehören
-
-t
(Langform--test
) -
Trockendurchlauf, Ausführung der gewünschten Aktion ohne echte Auswirkung
Über den Schalter --list-tasks
stellt Ihnen tasksel
alle vorab
definierten Aufgaben zusammen (Debian). Am Buchstaben in der ersten
Spalte der Ausgabe erkennen Sie, ob diese Aufgabe vollständig auf ihrem
Linuxsystem umgesetzt wurde. Daneben sehen Sie das vergebene Kürzel und
eine Kurzbeschreibung zur jeweiligen Aufgabe.
tasksel
$ tasksel --list-tasks
u desktop Debian desktop environment
u web-server Web server
u print-server Printserver
u database-server SQL database
u dns-server DNS Server
u file-server File server
u mail-server Mail server
u ssh-server SSH server
u laptop Laptop
$
Für jede Aufgabe ist eine Beschreibung der Aufgabe hinterlegt. Diese
zeigen Sie mit dem Schalter --task-desc
an
[Unter Debian 7
Wheezy ist die Ausgabe derzeit defekt und als Bug #756841 hinterlegt,
siehe https://bugs.debian.org/756841]
. Auf einem Ubuntu mit tasksel
in
der Version 2.88 sehen Sie diese Ausgabe:
$ tasksel --task-desc openssh-server
Selects packages needed for an Openssh server.
$
tasksel
zeigt Ihnen mit Hilfe des Schalters --task-packages
auch die
Pakete an, die zu der entsprechenden Aufgabe gehören. Bei Debian und der
Aufgabe ssh-server sieht das wie folgt aus — es verweist auf ein
entsprechendes Debianpaket:
$ tasksel --task-packages ssh-server
task-ssh-server
$
Der gleiche Aufruf auf einem Ubuntu — hier für das Paket openssh-server — ergibt diese Liste (Auszug) mit allen benötigten Einzelpaketen:
$ tasksel --task-packages openssh-server
python-six
python-chardet
python2.7
tcpd
openssh-server
ncurses-term
ssh-import-id
...
$
4.3.2. aptitude
Im Vergleich mit den anderen vorgestellten Programmen zur
Paketverwaltung ist aptitude
eine recht komplexe und umfangreiche
Anwendung. Es ermöglicht Ihnen zwei unterschiedliche Wege der Bedienung — einerseits über die Kommandozeile mit Unterkommandos und Schaltern,
andererseits über eine Ncurses-basierte, interaktive, farbige
Bedienoberfläche im Terminal. Wieder aufgegeben wurden zwischenzeitlich
die Versuche, aptitude
auch mit einer graphischen Bedienoberfläche
auszustatten (siehe [Beckert-Blog-Aptitude-Gtk-Will-Vanish]).
Das Programm ist verteilt auf die beiden Pakete namens aptitude und
aptitude-common. Da das Programm nicht zur Standardauswahl bei der
Installation von Debian GNU/Linux und Ubuntu gehört, richten Sie es am
besten über den Aufruf apt-get install aptitude
auf ihrem Linuxsystem
ein. Das Paket aptitude-common
wird über Paketabhängigkeiten
automatisch mitinstalliert.
Ähnlich wie APT arbeitet aptitude
mit Paketen, die sich entweder
bereits lokal auf ihrem System befinden, oder noch auf einem Paketmirror
vorliegen und vor der Installation noch von dort bezogen werden.
Desweiteren bietet Ihnen das Programm die folgenden Funktionen (Auswahl,
jeweils Angabe der Unterkommandos auf der Kommandozeile):
-
die Liste der installierten Pakete anzeigen und ausgeben ([liste-der-installierten-pakete-anzeigen-und-deuten]) mit
aptitude search '~i'
-
Recherche und Paketliste filtern anhand von Paketkategorien, Veröffentlichungen und Mustern (Teilzeichenketten, Reguläre Ausdrücke) bzgl. des Paketnamens, der Metadaten und der Paketbeschreibung
-
Paketstatus erfragen ([paketstatus-erfragen]) mit
aptitude show
Paketname -
Paketdatei ins aktuelle Verzeichnis herunterladen ([paketdatei-nur-herunterladen]) mit
aptitude download
Paketname -
Pakete zur Installation, Aktualisierung oder Löschung vormerken (siehe Mit
aptitude
Vormerkungen machen unter [mit-aptitude-vormerkungen-machen]) -
Paket installieren ([pakete-installieren]) mit
aptitude install
Paketname -
Paket in einer bestimmten Version halten (nicht aktualisieren) (siehe [ausgewahlte-pakete-aktualisieren] und [ausgewaehlte-pakete-nicht-aktualisieren])
-
Pakete deinstallieren ([pakete-deinstallieren]) mit
aptitude remove
Paketname -
Pakete erneut installieren ([pakete-erneut-installieren]) mit
aptitude reinstall
Paketname -
installierte Paketliste oder die Veröffentlichung aktualisieren ([pakete-aktualisieren]) mit
aptitude update
,aptitude safe-upgrade
undaptitude full-upgrade
-
klären, warum ein Paket (nicht) installiert ist ([warum-ist-ein-paket-installiert]) mit
aptitude why
Paketname bzw.aptitude why-not
Paketname -
Paketabhängigkeiten mit
aptitude search ?depends
Paketname anzeigen ([paketabhaengigkeiten-anzeigen])
Tipp
|
Dokumentation zu
aptitude Für den vollständigen Funktionsumfang und als Einstieg zum Programm ist
das Lesen der Dokumentation zu |
Wie bereits oben angerissen, können Sie aptitude
über die
Kommandozeile benutzen. Die Unterkommandos und Schalter sind bzgl. der
Schreibweise und Bedeutung ähnlich derer von APT (siehe [apt]).
Um hingegen über die Ncurses-basierte Bedienoberfläche zu agieren,
starten Sie zunächst aptitude
ohne weitere Optionen. Die mehrfarbige
Bedienoberfläche enthält mehrere Elemente. Ganz oben finden Sie die
verfügbaren, aktiven Tasten und deren Funktion. Über die Funktionstaste
F10 oder alternativ mit Hilfe der Tastenkombination
Ctrl+T
aktivieren Sie bspw. die Menüleiste. Einige Terminals wie bspw. das
Gnome-Terminal fangen die Funktionstaste ab und belegen diese für die
eigene Menüleiste. Über den Eintrag
(de)aktivieren
Sie das Verhalten. Mit Hilfe der Pfeiltasten navigieren Sie zwischen den
einzelnen Menüeinträgen hin und her bzw. wählen die gewünschte Aktion
aus.
Die beiden Fensterhälften darunter geben Ihnen eine Übersicht zu den
Softwarepaketen. In der oberen Hälfte stellt aptitude
in einer
aufklappbaren Baumstruktur die Paketkategorien
([sortierung-der-pakete-nach-verwendungszweck]), den
Distributionsbereich ([distributionsbereiche]) und den Paketnamen mit
Versionsnummer dar. Sichtbar wird dabei die Version des installierten
Pakets sowie der möglichen Aktualisierung
([benennung-versionsnummer]). Die Auswahl in der Baumstruktur erfolgt
analog zu vi(m) mittels
j und
k (oder über die Pfeiltasten)
und
Enter. Die einzelnen Strukturebenen klappen Sie mit den Tasten
Enter,
[ und
] auf und zu.
Dabei hinterlegt aptitude
die einzelnen Pakete mit verschiedenen
Farben, deren Bedeutung Sie [tab.aptitude-farben] entnehmen. Das
Farbschema können Sie auch nach Gutdünken anpassen, genauer gehen wir
darauf in [aptitude-farbschema-anpassen] ein.
Farbkombination | Bedeutung |
---|---|
schwarzer Hintergrund mit weißer Schrift |
das Paket wird nicht verändert |
roter Hintergrund mit weißer Schrift |
das Paket ist defekt oder kann nicht installiert werden |
blauer Hintergrund mit weißer Schrift |
das Paket wird aktualisiert |
weißer Hintergrund mit schwarzer Schrift |
die Paketversion bleibt erhalten, kann jedoch aktualisiert werden |
grüner Hintergrund mit schwarzer Schrift |
Paket wird installiert |
lila Hintergrund mit schwarzer Schrift |
Paket wird entfernt („deinstalliert“) |
Im unteren Fenster erhalten Sie eine Beschreibung — entweder zur ausgewählten Paketkategorie oder zum jeweiligen Paket. Zwischen den beiden Fensterhälften wechseln Sie mittels der Tab-Taste hin und her. Die Belegung weiterer Tasten entnehmen Sie bitte [tab.aptitude-tasten].
Aktion | Tastenbelegung |
---|---|
Hilfe |
? |
|
Shift+ q |
|
Ctrl+kbd[C] |
Info-Fenster ein- und ausblenden |
Shift+ D |
Zwischen den Info-Ansichten wechseln |
i |
Zwischen beiden Fenstern hin- und herwechseln |
Tab |
In das Menü von |
Ctrl+ t oder F10 |
Paketlisten aktualisieren |
u |
Ausgewähltes Paket auswählen |
+ |
Ausgewähltes Paket entfernen |
- |
Auch wenn sich APT und aptitude
größtenteils sehr ähnlich sind,
bestehen eine Reihe von feinen Unterschieden, die erst während der
Benutzung der Programme präsent werden. aptitude
hat nützliche
Erweiterungen, wie z.B. einen interaktiven Abhängigkeitsauflöser
(siehe [fig.aptitude-dependency-solver]). Verändern Sie den geplanten
Paketbestand, indem Sie beispielsweise ein zusätzliches Paket markieren
und somit zur Installation vormerken, werden automatisch die notwendigen
Abhängigkeiten aufgelöst und ebenfalls vorgemerkt. Sie sehen somit
unmittelbar, welche Pakete im nächsten Schritt noch hinzukommen oder
wieder entfernt werden müssen.
Sollte es dabei zu Paketkonflikten kommen, so werden Ihnen vorab verschiedene Lösungsvarianten und deren Auswirkungen auf den Paketbestand zur Auswahl gestellt. Im Gegensatz dazu präsentiert Ihnen APT nur stets einen einzigen Vorschlag zur Aktualisierung.
Aus diesen angebotenen Varianten wählen Sie die Ihnen am besten passende
aus. In den letzten beiden Zeilen des Terminals listet aptitude
auf,
wieviele Varianten es ermittelt hat, mit welchen Tasten Sie zwischen
diesen Varianten wechseln (siehe auch [tab.aptitude-konflikte-loesen])
und wie Sie die gewünschte Variante letztendlich auswählen.
aptitude
Aktion | Tastenbelegung |
---|---|
Vorschläge zur Konfliktlösung anzeigen |
e |
Nächsten Vorschlag anzeigen |
. |
Vorherigen Vorschlag anzeigen |
, |
Ersten Vorschlag anzeigen |
< |
Letzten Vorschlag anzeigen |
> |
Teilvorschlag akzeptieren |
a |
Teilvorschlag ablehnen („reject“) |
r |
Vorschlag anwenden |
! |
Darüber hinaus verfügt aptitude
über eine Ansicht, in der Sie Pakete
nach Debian-Tags (Debtags) (siehe dazu
[erweiterte-paketklassifikation-mit-debtags]) sortiert betrachten
können. Damit stöbern Sie sehr effizient im Paketbestand. Das ist
insbesondere dann interessant, wenn Sie lediglich wissen, nach welcher
Funktionalität oder Art von Paket Sie suchen, jedoch den konkreten
Paketnamen nicht kennen.
Der ebenfalls im Menü in [fig.aptitude-debtags-browser] (noch)
angezeigte Kategoriebrowser gilt als veraltet
[Es handelt
sich dabei um eine hart in aptitude
verdrahtete und schon sehr lange
nicht mehr gepflegte Kategorisierung der Pakete]
, funktioniert seit
einigen Versionen nicht mehr und wird voraussichtlich demnächst ganz
entfernt [aptitude-categorical-browser-to-be-removed]. Der oben
angerissene Debtags-Browser ist der offizielle, wesentlich aktuellere
und besser gepflegte Ersatz dafür.
Im Erweiterungsteil gehen wir darauf ein, was passiert, wenn Sie APT und
aptitude
miteinander mischen ([apt-und-aptitude-mischen]). Auch der
Konfiguration des Programms ist ein eigener Abschnitt gewidmet (siehe
„APT und aptitude
auf die eigenen Bedürfnisse anpassen“ in
[apt-und-aptitude-auf-die-eigenen-beduerfnisse-anpassen]).
4.3.3. Nala
Das Werkzeug Nala [Debian-Paket-nala] ist bislang noch recht unbekannt und versteht sich als Frontend für APT. Ziel ist, eine übersichtlichere Darstellung vom aktuellen Paketbestand sowie bei dessen Änderungen zu erhalten, indem graphische Elemente in die Ausgabe einfließen. [fig.nala] zeigt den Dialog auf der Kommandozeile zur Entfernung des Paketes xsnow.
Nala
Das gesamte Verhalten und die Bedienung von Nala lehnt sich an DNF
an
- DNF für APT wäre somit eine gute Zusammenfassung. An Schaltern
versteht es die Unterkommandos von APT, bspw. install
zur
Installation von Softwarepaketen, remove
zum Löschen sowie purge
und
remove --purge
zum vollständigen Löschen eines Softwarepakets. Mit dem
Unterkommando history
stöbern Sie in der Historie von Nala, sprich:
Sie sehen daraus, welche Paketaktionen bereits vorher durchgeführt
wurden.
Nala benutzt dabei nicht die APT-Bibliotheken, sondern stattdessen die Python-apt-API zur Verwaltung der Pakete. Seit dem Frühsommer 2023 mit der Veröffentlichung von Debian 12 bookworm ist Nala in der stabilen Veröffentlichung von Debian GNU/Linux enthalten.
4.4. GUI zur Paketverwaltung
4.4.1. Synaptic
Das Programm steht im gleichnamigen Paket synaptic [Debian-Paket-synaptic] bereit. Es verfügt über eine graphische Bedienoberfläche auf der Basis des Gimp Toolkits (GTK2) und war lange Zeit das empfohlene Programm zur Paketverwaltung für die Benutzer des Ubuntu-Desktops. Zwischenzeitlich sind bei Ubuntu diverse, mehr an Apples App-Store denn an Aptitude erinnernde GUI-Frontends gekommen und wieder gegangen. Aber zumindest scheint sich Ubuntu auf PackageKit als Middleware zwischen GUI und dem eigentlichen Pakete installieren, aktualisieren und entfernen eingeschossen zu haben.
synaptic
Synaptic bedienen Sie über die Menüleiste, eine Reihe von Knöpfen darunter und eine dreispaltige Paketübersicht. Die Darstellung konfigurieren Sie über die Menüpunkte [fig.synaptic-setup-farben] zeigt als Beispiel das Dialogfenster, über welches Sie die Farben zum jeweiligen Installationsstatus eines Pakets festlegen.
und .Über den Knopf [fig.synaptic-paketinfo] zeigt die Informationen zum Paket ding.
erfahren Sie mehr über das gerade von Ihnen ausgewählte Paket. Dazu zählen Allgemeine Informationen, die Paketabhängigkeiten, die installierten Dateien, die verfügbaren Paketversionen sowie eine ausführliche Paketbeschreibung.Unter der Menüleiste und den Knöpfen finden Sie die dreispaltige Paketübersicht. Links finden Sie verschiedene Auswahlknöpfe, oben rechts die Paketliste und unten rechts die Paketbeschreibung im Detail. [fig.synaptic] zeigt Ihnen die Gesamtansicht anhand des Pakets a2ps.
Die linke Spalte zeigt zunächst die Architektur ([debian-architekturen]). Über die einzelnen Knöpfe darunter schalten Sie zur Ansicht nach den Paketkategorien (Sektionen) ([sortierung-der-pakete-nach-verwendungszweck]) sowie dem Ursprung bzw. der Herkunft der Pakete ([paketquellen]), der Veröffentlichung ([veroeffentlichungen]) und dem Distributionsbereich ([distributionsbereiche]) um.
In der Paketliste oben rechts beinhalten die Spalten den Installationsstatus (Status), eine Information zur Herkunft des Pakets, den Paketnamen, die installierte und die verfügbare Version und eine kurze Paketbeschreibung. Zusätzlich können Sie als Spalten den Distributionsbereich, die Veröffentlichung und die Größe des Pakets nach der Installation ergänzen. Mit einem Mausklick auf den jeweiligen Spaltenkopf sortieren Sie die Paketliste nach der jeweiligen Eigenschaft.
Die rechte untere Spalte zeigt die ausführliche Paketbeschreibung an.
Über den linken Knopf (
[Die
Bildschirmfotos kommen von [screenshots.debian.net]. Falls für Ihr
Lieblingspaket ein Screenshot fehlt, können Sie selbst einen
anfertigen und dort hochladen. Nach einem Review wird das hochgeladene
Bild im Normalfall freigeschaltet und ist dann für alle Nutzer der
Webseite und der Programme, die die Daten von dort verwenden, sichtbar.]
.
Über den rechten Knopf ( ) zeigt
Ihnen Synaptic die Änderungsdatei (engl. Changelog) zum ausgewählten
Paket an.
Um ein Paket zu installieren, wählen Sie dieses zuerst über den Menüeintrag
(alternativ Strg+I oder einen Rechtsklick) aus. Über den Menüeintrag (alternativ Strg+P oder den Knopf ) lösen Sie die Installation aus. In ähnlicher Art und Weise verfahren Sie beim Löschen und Aktualisieren von Paketen. Synaptic prüft bei jeder Aktion die Paketabhängigkeiten und bezieht die weiteren Pakete in die Verarbeitung mit ein, damit ihr Linuxsystem stets in einem konsistenten Zustand bleibt.Möchten Sie hingegen eine ganze Paketgruppe installieren, bietet Synaptic die gleiche Funktionalität wie das Werkzeug tasksel (siehe [tasksel]). Dazu nutzen Sie den Menüpunkt . Daraufhin erscheint ein ähnliches Auswahlfenster wie in [fig.synaptic-tasksel], aus deren Liste sie die gewünschte Aktion markieren. Alle Pakete, die der ausgewählten Aufgabe zugeordnet sind, gelangen damit in die Vorauswahl und können daraufhin über den Knopf installiert werden.
4.4.2. Muon
Muon ist ein Paketmanager für KDE und als Klon von Synaptic (siehe [gui-synaptic]) einzustufen. Es setzt auf dem graphischen Framework Qt auf und kommt bislang speziell in der Distribution Kubuntu [Kubuntu] zum Einsatz. Für Debian ist das gleichnamige Paket muon [Debian-Paket-muon] seit der Veröffentlichung Debian 9 Stretch verfügbar, für Ubuntu bereits ab der Veröffentlichung 12.04 Precise Pangolin.
muon
Pakete können durch Auswahllisten nach der Softwarekategorie, dem Paketstatus, der Architektur und der Herkunft gefiltert werden. Dazu kommt ein Filter nach Zeichenketten in Paketnamen und -beschreibung. Zu beachten ist dabei, dass die verschiedenen Auswahlmenüs der Filter mit "und" verknüpft werden. Beim Wechsel in eine andere Filterkategorie kommt es daher schnell vor, dass kein Paket mehr in der Paketliste angezeigt wird, falls man vergessen hat, den Filter einer vorherigen Suche wieder zu entfernen bzw. auf "Alle" zu setzen.
Wählen Sie ein Paket mit einem Mausklick aus, so stellt Muon im Fensterbereich unter der Paketliste Metadaten und Details über das Paket dar. Dies umfaßt u.a. die Paketbeschreibung, die Paketabhängigkeiten, verfügbare Versionen, den Paketinhalt (Dateien im Paket), den Paketbetreuer, die installierte Größe der Software, die Downloadgröße und das Quellpaket, aus dem das Binärpaket gebaut wurde.
4.4.3. Smart Package Management (SmartPM)
Im Paket smartpm [Debian-Paket-smartpm] verbirgt sich das gleichnamige Programm zur Paketverwaltung. Zunächst etwas unscheinbar, entpuppt es sich aber bei näherer Betrachtung als eine Art Alleskönner und mindestens gleichwertiges Pendant zu Synaptic (siehe [gui-synaptic]).
SmartPM verfügt über drei Bedienmodi. Erstens hat es ebenfalls eine graphische Bedienoberfläche auf der Basis des Gimp Toolkits (GTK2), lässt sich jedoch zweitens auch über die Kommandozeile mit mehreren Schaltern steuern und verfügt als drittes noch über eine Paketverwaltungsshell analog zu wajig ([wajig]) und zu cupt ([Cupt]).
Für ersteres rufen Sie SmartPM im Terminal über das Kommando smart
--gui
auf oder wählen den entsprechenden Eintrag aus dem Menü Ihrer
Desktop-Umgebung aus. In [fig.smartpm] sehen Sie die zweispaltige
Darstellung — links die Paketkategorien, rechts oben die Paketliste mit
Paketname samt Versionsnummer und rechts unten die ausführliche
Paketbeschreibung — hier am Beispiel des Pakets kexi. Unter dem
Reiter verbergen sich die Basisinformationen zum
Paket, bietet die Paketbeschreibung,
die Dateien aus dem Paket,
die
Veränderungen zur vorherigen Version, die darüber
bereitgestellten, verfügbaren und zusätzlich benötigten Pakete. Unter
dem Reiter verbergen sich weitere Referenzen zum Paket.
smartpm
Für die Benutzung von SmartPM über die Kommandozeile starten Sie das
Programm über den Aufruf smart
mit der gewünschten Aktion und dem
Paketname. Analog zu APT bzw. aptitude
stehen bspw. die Unterkommandos
install
, remove
und upgrade
bereit.
Über den Aufruf smart --shell
erreichen Sie die Paketverwaltungsshell.
Darin nutzen Sie die gleichen Unterkommandos und Schalter wie bei
obigem Aufruf über die Kommandozeile. Nachfolgendes Beispiel zeigt das
Unterkommando info
, welches hier alle Paketinformationen zum Paket
kexi ausgibt.
$ smart --shell
Smart Package Manager 1.4 - Shell Mode
Loading cache...
Updating cache... ####################################### [100%]
smart> info kexi
Name: kexi
Version: 1:2.4.4-3
Priority: 0
Source: calligra_1:2.4.4-3
Group: database
License:
Installed Size: 8.8MB
Reference URLs: http://www.calligra-suite.org/kexi/
Flags:
Channels: DEB System
Summary: integrated database environment for the Calligra Suite
Description:
Kexi is an integrated data management application. It can be used for
creating database schemas, inserting data, performing queries, and
processing data. Forms can be created to provide a custom interface to
your data. All database objects - tables, queries and forms - are stored
in the database, making it easy to share data and design.
.
Kexi is considered as a long awaited Open Source competitor for MS Access,
Filemaker and Oracle Forms. Its development is motivated by the lack of
Rapid Application Development (RAD) tools for database systems that are
sufficiently powerful, inexpensive, open standards driven and portable
across many operating systems and hardware platforms.
.
This package is part of the Calligra Suite.
smart>
SmartPM wirkt sehr ausgereift und verfügt zudem über eine Reihe von
Besonderheiten. Es kann sowohl mit Paketen im deb
- als auch in den
verschiedenen rpm
-Formaten umgehen. Das kann recht praktisch in
gemischten Umgebungen sein. Im Gegensatz zu APT und aptitude
gestattet es die Auswahl einer oder mehrerer Paketquellen zur
Aktualisierung — bei APT sind nur alle aktiven auf einmal möglich.
Analog zu APT und aptitude
kennt SmartPM auch diverse Markierungen.
Das sind beispielsweise Flags, die anzeigen lassen, ob ein Paket seit
der letzten Aktualisierung der Paketlisten neu hinzukam, ob ein Paket
nicht aktualisiert werden darf („lock“, „hold“), oder ob ein Paket
automatisch installiert wurde
[Bislang scheint SmartPM diese
Markierungen nicht mit APT oder aptitude
zu synchronisieren. Dieses
Verhalten ist als Bug registriert.]
.
Allerdings stammt die letzte Veröffentlichung von SmartPM von 2011 [SmartPM] und es wurde 2019 aus Debian entfernt [SmartPM-RM], nachdem ebenfalls seit 2011 kein Änderungen mehr am Paket passiert und es auf Python 2 und PyGTK aufbaute, die beide "End of Life" sind, d.h. keinerlei Sicherheitsaktualisierungen mehr bekommen. Noch enthalten ist es in Debian 10 Buster und Ubuntu 18.04 LTS Bionic.
Anmerkung
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Zusätzlicher Lesestoff
Eine ausführliche Beschreibung zum Programm mit weiteren Beispielen zur Konfiguration und zur Handhabung entnehmen Sie bitte dem Linux-User-Artikel zum gleichen Thema [Hofmann-Smartpm-LinuxUser]. |
4.4.4. PackageKit
PackageKit ist eine allgemeine, distributionsneutrale Schnittstelle für
unterschiedliche Paketverwaltungen, eine sogenannte Abstraktionsebene
für die Paketverwaltung (package management abstraction layer). Das
Designziel besteht darin, alle graphischen Werkzeuge zu vereinigen, die
bei den verschiedenen Linuxdistributionen im Einsatz sind und
gleichzeitig auf die neueste Technologie wie
PolicyKit
[Berechtigungsdienst, der die Kommunikation von Software via
DBus-Protokoll untereinander regelt]
umzustellen. PackageKit ist nicht
dafür gedacht, hochspezialisierte Paketverwaltungssoftware zu ersetzen.
Seit 2009 nutzt die Linuxdistribution Kubuntu [Kubuntu] diese Schnittstelle für seine Paketverwaltung im Rahmen von Muon (siehe [gui-muon]). Weitere Anwendungen, die auf PackageKit aufsetzen, sind z.B. das Paket apper [Debian-Paket-apper] für den KDE, das Paket gnome-packagekit [Debian-Paket-gnome-packagekit] für GNOME (siehe [fig.gnome-packagekit]) und das Installationsprogramm zu Openmoko [OpenMoko].