Canonical stellt mit Ubuntu Landscape [Ubuntu-Landscape] seit 2008 eine zentrale Administrationsoberfläche für Einzelrechner und Serversysteme bereit. Ubuntu Landscape ist Teil des kostenpflichtigen Servicepakets Ubuntu Advantage und sowohl als gehosteter Dienst nutzbar oder auch lokal installierbar[23]. Darüberhinaus steht eine API zur individuellen Ansteuerung bereit.
Die erhoffte Nutzergruppe von Ubuntu Landscape sind weniger die Endbenutzer, sondern Unternehmen und deren gesamte Infrastruktur. Das Ziel besteht dabei in der möglichst vollständigen, weitestgehend automatisierten und zentralen Systemadministration für bis zu 40000 Computer. Das Angebot umfasst daher eine webbasierte Schnittstelle für das Patch- und Änderungsmanagement, die rollenbasierte Verwaltung für Einzelbenutzer und Gruppen sowie Sicherheitseinstellungen von Ubuntu-Desktop-Systemen und -Servern (siehe Abbildung 6.15, „Rollback eines ausgewählten Pakets“).
Im Bereich der Paketverwaltung und Systemaktualisierung erhalten Sie einerseits Informationen zu den einzelnen Softwarepaketen und deren Verfügbarkeit und sehen auf den betreuten und über Ubuntu Landscape gepflegten Computern deren Installationsstatus. Wie bei Communtu (siehe Abschnitt 6.5.3, „Communtu“) kommen auch hier Metapakete (siehe Abschnitt 2.7.2, „Übergangspakete, Metapakete und Tasks“) verstärkt zum Einsatz. Darüber werden Paketgruppen und ganze Softwareprofile für die betreuten System realisiert und abgebildet.
Seit 2008 betreibt der Japaner Akira Ohgaki in Eigenregie seine
nichtkommerzielle Plattform Appnr [appnr]. Darüber stehen deb
-Pakete
verschiedener Repositories bereit, die Sie für ihr jeweiliges
Ubuntu-Linuxsystem beziehen und installieren können (siehe
Abbildung 6.16, „Vorauswahl für Appnr im Webbrowser Iceweasel“). Der Name des Projekts orientiert sich am Neusprech
„App“, da Sie die Installation im Webbrowser beginnen und die
Handhabung der Nutzung einer „App“ auf Geräten mit einem
berührungsempfindlichen Bildschirm entspricht.
Aus technischer Sicht verfügt Appnr nicht über ein eigenes Repository. Stattdessen stellt der angebotene Dienst eine browserbasierte, übersichtliche Schnittstelle für Repositories von Ubuntu und verschiedenen Drittanbietern bereit, die entsprechend dem aktuellen Zeitgeschmack gestaltet ist. In der linken Spalte der Darstellung finden Sie die Paketkategorien und in der mittleren Spalte die dazugehörigen Softwarepakete. Über das Eingabefeld am oberen Rand spezifizieren Sie ihren Suchbegriff, nach welchem danach sowohl in den Paketnamen, der Paketbeschreibung, als auch in der Liste der enthaltenen Dateien gesucht wird.
Im Ergebnis sehen Sie eine Kurzbeschreibung zum Paket, Bildschirmfotos
von screenshots.debian.net
[screenshots.debian.net] (sofern
hinterlegt und verfügbar), eine Bewertung und eine Information zur
Häufigkeit der Installation. Letzteres bezieht sich auf die
Informationen, die Ubuntu im Rahmen seiner statistischen Erhebung durch
den Popularity Contest gesammelt hat.
Zum Bezug der ausgewählten Pakete und sofortiger Installation benötigen
Sie das Paket apturl ([Ubuntu-apturl] und [Vogt-apturl]), welches
wir Ihnen in Kapitel 25, Webbasierte Installation von Paketen mit apturl
genauer
vorstellen.
Communtu ist eine Plattform, die seit 2008 vom Bremer Verein Natur,
Geist und Technik — Verein zur Förderung der Allgemeinbildung e.V.
betrieben und gepflegt wird. Über die Webseite stellen Sie sich
aufgabenbezogene deb
-Pakete für Ubuntu zusammen, die Sie danach auf
ihrem Linuxsystem einspielen können. Dabei löst die Paketverwaltung alle
Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Paketen auf. Den Quellcode der
Plattform hat der Verein unter der Affero GNU Public License (AGPL)
freigegeben. Für Debian GNU/Linux gibt es seit 2004 ein ähnliches
Konzept unter dem Namen Debian Pure Blends (siehe
[Debian-Pure-Blends]).
Hintergrund ist die Idee, alle benötigten Programme für eine Aufgabe zu kombinieren und als Paketbündel abzulegen. Ein solches „Bündel“ ist stets einer Kategorie zugeordnet, beispielsweise Audio, Büro oder Komplettinstallation (siehe Abbildung 6.17, „Verfügbare Bündel auf der Webseite“). Die Webseite stellt die Infrastruktur zur Zusammenstellung bereit und ermöglicht Ihnen einerseits, Detailinformationen zu den Paketbündeln abzurufen, erstellte Paketbündel zu hinterlegen und damit auch anderen Benutzer zugänglich zu machen sowie bestehende Paketbündel zu beziehen, online zu bewerten und auch zu verbessern.
Es „vereinfacht [Ihnen] damit die Auswahl und Installation von Software, die nicht durch die Standardinstallation des Ubuntu-Systems abgedeckt ist“ (Quelle: UbuntuUsers-Wiki [Communtu]). Zudem integriert es auch Pakete von Fremdquellen und erleichtert somit die sich wiederholende Installation gleichartiger Systeme, bspw. für einen Klassenraum in einer Schule.
Die technische Basis hinter dem Angebot der Plattform bilden Metapakete
(siehe Abschnitt 2.7.2, „Übergangspakete, Metapakete und Tasks“) sowie das Werkzeug apturl
(siehe
Kapitel 25, Webbasierte Installation von Paketen mit apturl
). Nachdem Sie über
die Webseite Ihre gewünschte Software ausgewählt haben, wird automatisch
ein erstes passendes Metapaket erzeugt. Dieses beinhaltet lediglich die
Abhängigkeiten zu den von Ihnen zuvor ausgewählten Softwarepaketen.
Gleichzeitig stellt die Plattform ein weiteres, spezifisches Metapaket
bereit, welches ihre Liste der Paketquellen entsprechend anpasst, um
damit die Anbindung von weiteren Paketquellen zu ermöglichen. Mittels
apturl beziehen Sie die erzeugten Metapakete über ihrem Webbrowser, so
dass die Paketverwaltung diese Pakete auch einspielen kann.
Der Univention Corporate Server (UCS) [UCS] ist ein auf kommerzieller Basis vertriebenes OpenSource-Produkt für Infrastrukturlösungen in Unternehmen und Behörden. Neben dem Univention (Linux) Client werden alle „domänenfähigen Betriebssysteme“ (Windows, Mac OS, Linux) via Samba 4 unterstützt.
Die Erweiterung UCS at School ist für den Einsatz in Lehr- und Forschungseinrichtungen verfügbar, welche spezielle Softwarekomponenten für die Unterstützung des Lehrbetriebes enthält und damit die Infrastruktur für Bildungseinrichtungen abdeckt. Dazu zählt bspw. Klassenraummanagement, Verteilung und Einsammeln von Arbeitsmaterialien sowie die Moderation von Druckern und Druckaufträgen. Die Entwicklung von UCS begann 2002, der Server ist seit 2004 und der Client seit 2009 verfügbar.
Basis des vom Bremer Unternehmen Univention GmbH zusammengestellten, entwickelten und vertriebenen Produktes ist Debian GNU/Linux, welche um einige Komponenten erweitert wurde. Mit diesen Komponenten werden Skalierbarkeit, Konfigurationsmanagement und weitere Möglichkeiten zur Verfügung gestellt, die in dieser Form in der Linux-Distribution nicht vorhanden sind. Durch regionale Kooperationspartner vor Ort und den Hersteller Univention GmbH werden die Kunden technisch betreut und der Support sichergestellt.
Den Ausgangspunkt bildet stets eine stabile Debian-Veröffentlichung — UCS 5.0 basieert z.B. auf Debian 10 Buster, UCS 4.4 auf Debian 9 Stretch. Für diese Softwarebasis pflegt Univention eine Reihe von Eigenentwicklungen und Anpassungen.
Konkret zeigt sich das bereits im Paketnamen. Alle von Univention modifizierten Pakete tragen das Präfix univention, so bspw. univention-dns zur Einrichtung des Domain Name Systems. Weiterhin besteht eine geänderte Konfiguration der bereitgestellten Softwarepakete über zusätzliche Vorlagen, sogenannte univention templates. Diese Vorlagen und deren Einstellungen richten sich nach der von Ihnen vergebenen Systemrolle und damit der Funktion der jeweiligen, spezifischen UCS-Instanz.
Die Paketverwaltung ist mehrstufig und setzt auf den bereits bewährten
und beschriebenen Mechanismen von Debian mittels dpkg
und APT auf.
Univention ergänzt diese Werkzeuge um eine zusätzliche Ebene, um die
Softwarepakete passend zur vorher festgelegten Systemrolle und den
Vorlagen zu installieren und automatisch konfigurieren zu können.
Die Basis bildet der Univention Installer, welcher im Prinzip ein
modifizierter Debian-Installer ist. Bei der Grundinstallation wählen Sie
danach ihre gewünschten Softwarekomponenten über ein modifiziertes
Tasksel Abschnitt 6.3.1, „tasksel“ aus. Installieren Sie zu einem späteren Zeitpunkt
Software nach, stehen Ihnen auf der Kommandozeile die beiden Werkzeuge
univention-install
und univention-remove
zur Verfügung. Diese
akzeptieren Paketnamen als Parameter und versorgen dpkg
und APT mit
den zusätzlichen Daten aus den dazugehörigen, von Univention
bereitgestellten Vorlagen.
dpkg
und APT können Sie jederzeit für die grundlegenden
Paketoperationen nutzen, um beispielsweise nach Paketen zu suchen, deren
Installationszustand zu erfragen oder um die Paketinhalte anzuzeigen.
Installieren Sie hingegen Pakete mit dpkg
und APT eigenhändig nach,
müssen Sie die Angaben aus den Vorlagen selbständig in die Konfiguration
des Pakets und die zentrale Konfigurationsdatei namens Univention
Configuration Registry (UCR) übertragen.
Erweiterungen und Werkzeuge von Drittanbietern wählen Sie webbasiert über das sogenannte Univention App Centre (siehe Abbildung 6.18, „Univention App Centre“) aus. In der darüber angebotenen Paketmenge sind Programme enthalten, die zuvor von Univention freigegeben wurden. Das beinhaltet bspw. Software für Wikis, Groupwares oder auch Werkzeuge zur Inventarisierung. Die Konfiguration der Pakete erfolgt nicht direkt über die Webschnittstelle, sondern ist programmspezifisch. Das gilt auch für Aktualisierungen der Pakete, die hier nicht Updates, sondern Errata heißen (siehe [univention-errata]).
[23] Die Pakete dafür heißen landscape-client, landscape-client-ui, landscape-client-ui-install und landscape-common