Moderne Benutzeroberflächen regeln die Auswahl des Standard-Webbrowsers und des Standard-Editors über XDG[30]. Die Basis dafür bildet die Zuordnung der Anwendungen über MIME (engl. MIME Applications Associations) [mime-applications-associations] und im Speziellen die Liste der Standardanwendungen (engl. Default Applications) [mime-applications-associations-default-applications]. Zur Konfiguration steht Ihnen meist eine passende graphische Oberfläche zur Verfügung.
Ähnliches leisten die Programme select-editor
, sensible-browser
,
sensible-editor
und sensible-pager
aus dem Paket sensible-utils
[Debian-Paket-sensible-utils]. Diese werten primär die
Umgebungsvariablen wie $EDITOR
, $BROWSER
und $PAGER
aus und leiten
daraus die Programmauswahl ab. Viele Einzelanwendungen, die wiederum
andere Standardprogramme aufrufen, ermitteln bspw. die Information nicht
selbst, welchen Editor Sie als Benutzer bevorzugen und verwenden. Sie
verlassen sich stattdessen auf die Rückgabewerte, die Ihnen an dieser
Stelle vom Werkzeug sensible-editor
geliefert werden. Gleiches gilt
für die anderen drei Werkzeuge.
Ebenso funktioniert das auch in Ihrem Terminal. Rufen Sie darin die
Programme namens editor
oder x-www-browser
auf, werden ebenfalls
diese Variablen ausgewertet und das darüber referenzierte Werkzeug
ausgeführt.
Leider funktionieren diese beiden o.g. Arten der Auswahl des Standardprogramms nicht für alle Einsatzzwecke, sei es, weil es keinen passenden MIME-Typ für eine bestimmte Aufgabe gibt — z.B. das Standard-Desktop-Hintergrundbild — oder weil niemand bislang eine allgemein gültige Umgebungsvariable dafür definiert hat. Letzteres betrifft bspw. das Ballerspiel Doom, für das mehrere, unterschiedliche Spieleengines verfügbar sind.
Aus diesem Grund ermöglicht Debian Ihnen als Systembetreuer zusätzlich zu den bereits vorher beschriebenen Varianten auch noch die Festlegung eines sinnvollen Standardprogramms über das Debian Alternativen-System. Basierend auf den lokal installierten Werkzeugen legen Sie dieses Standardprogramm manuell fest oder lassen dieses automatisch auswählen.
Das Alternativen-System ist eine Debian-Eigenheit, die für viele Programme und -Pakete existiert. In RedHat/Fedora wurde das System in leicht veränderter Form übernommen [Debian-Wiki-Alternatives]. Ubuntu präferiert hingegen XDG und greift vor allem dann auf das Debian Alternativen-System zurück, wenn es die Pakete unverändert von Debian übernimmt.
Es basiert auf symbolischen Verweisen (kurz Symlink) nach und in das
Verzeichnis /etc/alternatives/
sowie gemäß der vom Paketbetreuer zuvor
festgelegten Priorität pro Alternative. Folgen Sie den Vorgaben, wird
dabei stets das Programm ausgeführt, welchem die höchste Priorität
zugeordnet ist. Eine manuelle Festlegung hebt die Vorgaben auf.
Das Werkzeug zur Verwaltung dieser Symlinks auf der Kommandozeile heißt
update-alternatives
, für die graphische Benutzerschnittstelle steht
Ihnen galternatives aus dem gleichnamigen Paket bereit
[Debian-Paket-galternatives]. In Abbildung 18.1, „Auswahl mit Hilfe des Programms galternatives“ sehen Sie
exemplarisch die Möglichkeiten für die Gruppe x-www-browser
.